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0043 - Die Geister-Lady

0043 - Die Geister-Lady

Titel: 0043 - Die Geister-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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lange, haarsträubende Geschichte erzählen, die sich über Monate erstrecken würde«, sagte Zamorra ernst. »Ich habe Vampire und Werwölfe zur Strecke gebracht. Ich habe Ghouls gejagt und Horrorgestalten ausgeschaltet, von denen Sie noch nicht einmal gehört haben, Tichon. Wenn Sie so wollen, ich bin ein Spezialist für übersinnliche Dinge. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Geister und Dämonen zur Strecke zu bringen, wo immer sie mir begegnen. Und ich werde es auch hier tun. Ich kann nicht anders.«
    Sellnow schaute Zamorra ungläubig an. »Wie wollen Sie das denn anstellen? Mit bloßen Händen?«
    »Normalerweise bin ich besser ausgerüstet«, gab Zamorra zu. »Ich besitze ein Amulett, mit dem ich die Ausgeburten der Hölle in die Knie zwingen kann.«
    »Aber?«
    »Ich habe es nicht bei mir.«
    »Wo ist es?«
    »Zu Hause. In Frankreich. Auf Château Montagne. Ich bin nach Russland gekommen, weil ich an der Universität von Nowosibirsk Vorträge halten sollte. Ich hatte keine Ahnung, dass ich das Amulett hier brauchen würde. Trotzdem werde ich versuchen, dem Spuk ein Ende zu setzen.«
    Sellnow bat den Fremden in sein Haus. Er stellte ihm Valentina, seine Frau, vor und schickte sie dann hinaus. Sie setzten sich an den Tisch. Sellnow musterte Zamorra eingehend. Dem Spuk wollte dieser Mann ein Ende setzen. Möglicherweise gelang es ihm. Tichon Sellnow konnte sich zwar nicht vorstellen, wie Zamorra das anstellen wollte, aber das war schließlich nicht seine Sache. Gewarnt hatte er den Fremden. Wenn er trotzdem nicht locker ließ, dann hatte er das vor sich selbst zu verantworten. Sellnow überlegte: Wenn Zamorra das schwierige Kunststück zuwege brachte, fiel vielleicht der Fluch von ihm und seiner Frau ab. Dann brauchten sie möglicherweise gar nicht von hier fortzuziehen. Den Versuch war es jedenfalls wert. Deshalb fragte Sellnow: »Was möchten Sie wissen?«
    »Die ganze Geschichte«, verlangte Zamorra. »Und hinterher auch das, was Sie in der vergangenen Vollmondnacht erlebt haben.«
    Sellnow schauderte. »Sie verlangen viel.«
    »Ich muss genau Bescheid wissen. Ich muss den schwachen Punkt der weißen Frau herausfinden. Jedes Gespenst hat irgendwo seine Achillesferse. Man muss sie nur zu finden wissen.«
    Sellnow nickte und begann zu erzählen. Alles das, was er von Oleg Dagorski und einigen anderen Leuten wusste, berichtete er dem Professor. Unter anderem sagte er: »Es heißt, dass der Spuk der weißen Frau dann endet, wenn sie den letzten Plotkin getötet hat.«
    »Also muss es irgendwo noch einen Plotkin geben«, sagte Zamorra.
    »Der Meinung bin ich auch.«
    »Aber wo?«
    »Bestimmt nicht in Nowosibirsk.«
    »Sondern?«
    Sellnow hob die schmalen Schultern. »In Chabarowsk. In Ulan-Ude. In Anfarsk. In Swerdlowsk. In Leningrad… Wer kann das wissen. Dieser Plotkin kann überall sein. Nur nicht hier, denn wenn er hier wäre, hätte ihn sich Anja Plotkinowa vermutlich längst geholt. Aber er wird eines Tages nach Nowosibirsk kommen. Er wird seinem Schicksal nicht entrinnen. Eines Tages wird er in Nowosibirsk eintreffen, und dann wird die weiße Frau an ihm grausame Rache nehmen, wie sie es bei allen männlichen Nachkommen von Fürst Micha Plotkin getan hat.«
    Zamorra trat ans Fenster, während Sellnow über sein Abenteuer in der vergangenen Vollmondnacht erzählte. Er schaute zum gegenüberliegenden Haus. Milda und Oleg Dagorski hatten ihren Leichtsinn mit dem Leben bezahlt. Und auch Tichon Sellnow hätte es heute beinahe erwischt. Zamorra wollte sehen, was er für den Russen und dessen Frau tun konnte. Vielleicht war Anja Plotkinowa irgendwie abzulenken. Möglicherweise konnte er ihren Unmut auf sich ziehen und das Ehepaar Sellnow so vor ihrem Fluch schützen. Auf jeden Fall wollte Zamorra sich sogleich den Torpfeiler ansehen, in den der Fürst seine untreue Frau eingemauert hatte. Er hatte vollstes Verständnis dafür, dass Tichon Sellnow ihn dorthin nicht begleiten wollte. Schnell verließ er das Haus des Russen. Er setzte sich in seinen Moskwitsch und fuhr in die düstere Dunkelheit hinein. Bald bog er in einen holperigen Feldweg. Der Wagen wurde gerüttelt und geschüttelt. Zamorra hielt sich am Lenkrad fest. Die milchigen Finger der Scheinwerfer betasteten eine verwitterte Mauer. Und dann erfassten sie das Tor. Der Professor fuhr nahe heran und kletterte dann furchtlos aus dem Wagen.
    Ein eiskalter Wind pfiff ihm um die Ohren. Er stellte den Kragen seines mit Lammfell gefütterten Mantels auf und

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