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0043 - Die Geister-Lady

0043 - Die Geister-Lady

Titel: 0043 - Die Geister-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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heiser. »Ich glaube, das würden wir nicht überleben …«
    »Komm«, sagte Tichon Sellnow. Er klopfte auf die Ofenbank. Irgendwann musste er Valentina erzählen, was heute nach dem Mittagessen geschehen war. Sie durfte es von keinem anderen erfahren.
    »Komm. Setz dich zu mir. Ich habe mit dir zu reden.«
    »Warum so feierlich?«, fragte Valentina erstaunt.
    »Setz dich, zum Teufel!«
    Sobald sie saß, redete er um den heißen Brei herum. Er kam vom Hundertsten ins Tausendste, aber er hatte Angst, auf den Kern der Sache vorzustoßen. Allmählich begann Valentina zu ahnen, dass er sie mit all diesen Worten auf etwas Schlimmes vorzubereiten versuchte. Statt sie zu schonen, geißelte er ihre Nerven mit seinem hilflosen Gerede. Endlich hielt sie die unerträgliche Spannung nicht mehr länger aus. Sie platzte heraus, er möge ihr endlich sagen, was geschehen sei – und da sagte er es ihr… selbst bleich bis unter die Haut, mit rauer, brüchiger Stimme, schwitzend und mit vibrierenden Knien, die er nicht zum Stillstand brachte.
    Valentina warf sich ihm schluchzend an den Hals. Obwohl Tichon nichts geschehen war, heulte sie, als hätte sie ihn heute Nachmittag verloren. Er wusste sie nicht anders zu beruhigen, als zu versprechen, dass er seine Versetzung so intensiv wie möglich vorantreiben würde. Und bitter dachte er bei sich selbst: Dann wird dich der Baum eben in einem anderen Wald erschlagen. Anja Plotkinowa hat mit ihrem Fluch dafür bereits vorgesorgt…
    ***
    Nach dem vierten Vortrag fuhr Professor Zamorra sogleich ins Stadthotel. Professor Jakowlew hatte ihm zu Ehren ein Festbankett arrangiert. Zamorra hätte gern abgelehnt, aber das war einfach unmöglich. Es war ein Glücksfall, dass Jakowlew nicht beim Bankett erschien. Er ließ sich entschuldigen und sein Bedauern über sein Fernbleiben ausdrücken. Zamorra entschuldigte den Russen gern.
    Jakowlew war von einer jäh auftretenden Grippe niedergeworfen worden. Der Hausarzt hatte ihm strengste Bettruhe verordnet. Nun vermochte sich Professor Zamorra zum ersten Mal ein bisschen freier zu bewegen. Von Jakowlew drohte ihm keine Gefahr mehr. Er brauchte den Kranken nicht einmal zu besuchen, denn Jakowlew hatte ihm per Boten ausdrücklich davon abgeraten.
    Es war der vierte Tag.
    Und es war zugleich der erste Tag ohne Jakowlew.
    Zamorra blieb nur so lange beim Festbankett, wie er unbedingt musste. Dann fuhr er zu Lipski. Im Stadthotel von Akademgorod war Zamorra eine seltsame Geschichte zu Ohren gekommen, die ihn sofort interessiert hatte.
    Es war die Geschichte der Anja Plotkinowa gewesen… Er hatte gehört, dass es am Rande von Nowosibirsk ein Haus geben sollte, in dem es angeblich spukte. Und plötzlich fühlte sich Zamorra hier in Russland gar nicht mehr so deplaziert. Wo es Geister und Dämonen gab, wo übersinnliche Kräfte im Spiel waren, da war auch Zamorra richtig. Er hatte die Absicht, von Lipski mehr über diesen geheimnisvollen Spuk zu erfahren, denn er verfolgte insgeheim eine ganz bestimmte Idee … Doch erst einmal wollte er hören, was Fedja Lipski über den Spuk zu berichten hatte.
    »Micha Plotkin und Anja Plotkinowa lebten vor ungefähr hundert Jahren«, erzählte Fedja Lipski, als Zamorra in seinem Wohnzimmer saß. »Die beiden waren kein glückliches Paar. Man munkelt, dass der Fürst seine Frau auf eine grausame Weise umgebracht hat, weil sie ihn mit dem Gärtner Andrej Igorow betrog. Den Gärtner erstach er, und Anja Plotkinowa mauerte er in den rechten Pfeiler seines Tores ein…«
    »Woher weiß man das?«, fragte Zamorra.
    Lipski zuckte die Achseln. »Vielleicht hat es Anja Plotkinowa irgendjemandem erzählt – nach ihrem Tod.«
    »Sie spukt heute immer noch in dieser Gegend herum?«
    »Ja… Die Leute behaupten es wenigstens. Und es heißt, wer sie sieht, hat niemals wieder Glück in seinem Leben. Kürzlich wollten sich zwei Ehepaare den Spuk aus der Nähe ansehen. Das eine Ehepaar lebt bereits nicht mehr. Nun ist die Bevölkerung der Meinung, der Geist der weißen Frau würde auch im Haus des verunglückten Ehepaares spuken. Seither wagt sich niemand mehr an dieses Haus heran …«
    Was Lipski sonst noch erfahren hatte, erzählte er dem Professor.
    Zamorra beschloss, sogleich das Ehepaar Sellnow aufzusuchen. Die Sache interessierte den Geisterjäger brennend. Er hatte die Absicht, dem Spuk nachzugehen. Gleichzeitig aber wollte er seine eigentliche Aufgabe – Semjon Muratow zu suchen – nicht vernachlässigen. Für ihn griffen diese

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