0044 - Das Trio des Teufels
Schwimmhalle.
Die Schülerinnen waren aufgestanden und hielten sich in Reih und Glied am Beckenrand auf.
Jane Collins schritt an ihnen vorbei und lief leichtfüßig auf das Sprungbrett zu.
Zweiundzwanzig Augen verfolgten jede ihrer Bewegungen. Jane Collins stieg auf das Brett.
Es federte.
Die Detektivin schritt vor bis zum Ende. Unter sich sah sie das Wasser glitzern. Wellen führten kleinere Tänze auf, und das sich widerspiegelnde Deckenlicht wurde hin und her bewegt.
Jane stellte sich auf die Zehenspitzen, streckte ihre Arme nach hinten und machte sich sprungbereit.
Sie holte noch einmal tief Luft und wollte sich abschnellen. Mitten in der Bewegung stoppte sie. Das Brett federte nach, und Jane hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten.
Sie starrte auf das Wasser und konnte kaum fassen, was sie dort mit eigenen Augen sah.
Auf der Wasseroberfläche schwamm eine riesige Teufelsfratze!
***
Drei, vier Sekunden vergingen.
Die Teufelsfratze lag noch immer auf dem Wasser. Durch die Wellen wurde sie hin und her bewegt. Dabei verzog sich das häßliche Gesicht immer wieder.
Jane ruderte mit den Armen, um sich auf dem Sprungbrett zu halten. Da griff Harry Hart ein.
»Spring!« schrie er. »Los, springen Sie!«
Der Sportlehrer war vorgelaufen, befand sich nur noch wenige Schritte vom Sprungbrett entfernt. In seinen Augen leuchtete es. Dieser Mann war besessen.
Jane schrie zurück. »Sie sind wohl verrückt! Ich springe nicht! Was hat das überhaupt alles zu bedeuten?«
Harry Hart kam noch näher. »Das wirst du schon merken. Spring endlich!«
Jane Collins dachte nicht im Traum daran. Sie riskierte noch einen Blick auf die Schülerinnen.
Wie versteinert standen sie am Beckenrand und schauten auf die Teufelsfratze.
Nein, von ihnen hatte Jane keine Hilfe zu erwarten. Aber in was war sie da hineingeraten? Welch ein Satanskreis hatte sich um sie geschlossen?
Da riß Harry Hart der Geduldsfaden.
Er stürmte plötzlich vor, sprang auf das Brett, und bevor Jane Collins ausweichen konnte, erhielt sie einen Stoß gegen die Brust, der sie nach hinten schleuderte.
Die Detektivin verlor das Gleichgewicht.
Sie fiel mitten in die Fratze hinein!
***
Im ersten Moment glaubte ich, mich verhört zu haben. Doch die Mädchen wiederholten ihre Antwort nicht. Statt dessen schritten sie zielstrebig auf die Tür zu.
Hinter mir vernahm ich das leise Lachen der anderen Schülerinnen. Das war es wohl, was einen Reflex bei mir in Gang setzte. Ich lief den beiden nach.
Sie schlugen mir die Tür vor der Nase zu, doch ich riß sie wieder auf und sprang in den Gang.
Helga und ihre rothaarige Freundin hatten ein paar Meter Vorsprung gewonnen. Doch den holte ich schnell auf und bekam sie noch vor der Treppe zu fassen.
An der Schulter zog ich Helga herum.
»Was ist los?« herrschte ich sie an.
»Lassen Sie mich!« fauchte sie. »Er wartet schon.«
»Wer wartet?«
»Der Teufel!« kreischte die Rothaarige, und sie begann schrill zu lachen.
Also doch, ich hatte mich nicht verhört. Na, das konnte ja heiter werden.
»Und wo wartet er?«
»Verschwinde!« knurrte mich die Rothaarige an. »Hau ja ab, du Mistkerl!« Sie sprach mit einer Stimme, die nicht ihr zu gehören schien. Mir wurde plötzlich bewußt, daß das Mädchen unter einem fremden Willen stand.
Wie auch ihre Freundin Helga. Aber sie griff mich plötzlich an. Mit einer Nagelfeile.
Das Metall blitzte zwischen ihren schmalen Fingern auf, als sie den Arm von oben nach unten schlug.
Ich sprang zur Seite.
Der Schlag verfehlte mich. Die Faust des Mädchens prallte gegen die Gangwand, und die Spitze der Feile hinterließ eine häßliche graue Furche.
Zu einem zweiten Angriff ließ ich ihr erst gar nicht die Zeit. Ich packte ihren rechten Arm und hebelte ihn herum. Wie von selbst öffneten sich die Finger, so daß die Feile zu Boden klirrte. Ich trat sie weit weg.
Helga versuchte sich aus meinem Griff zu befreien, doch ich hielt eisern fest.
Jetzt griff ihre Freundin ein. Sie hob beide Arme. Ich sah die langen, rot lackierten Fingernägel. Damit konnte sie schon jemanden ernsthaft verletzen.
Ich war darauf nicht scharf, ließ Helga los, stieß sie jedoch gleichzeitig nach vorn, so daß sie gegen ihre Klassenkameradin prallte und beide zu Boden gingen.
Es sah lächerlich aus, aber es war eher zum Weinen. Noch hatte niemand aus den anderen Klassen etwas von unserer Auseinandersetzung mitbekommen. Ich wollte, daß es auch so blieb, und setzte erst gar nicht nach.
Die
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