0044 - Das Trio des Teufels
Shakespeares Liebesleben bin ich leider nicht informiert.«
»Sie können ja etwas über sich erzählen«, meinte die Rothaarige.
»Das wird Sie wohl nicht sehr interessieren, meine Damen. Sie werden bestimmt enttäuscht sein.«
»So alt sind Sie doch noch nicht«, meinte eine dritte.
Ich merkte, wie mir der Unterricht, der eigentlich noch gar nicht richtig begonnen hatte, aus den Fänden zu gleiten begann. Jetzt hieß es aufpassen.
»Kommen wir zu Shakespeare«, sagte ich. »Ich möchte gern von Ihnen wissen, meine Damen, wann er geboren wurde.«
Keine Antwort.
Schweigen.
Nicht ein Finger reckte sich in die Höhe.
Ich schaute die Schülerinnen an. Stumm – teilnahmslos saßen sie auf ihren Plätzen.
»Also, wann ist er geboren?«
Jetzt gab die Rothaarige eine Antwort. »Wir wissen es nicht, Mister.« Das letzte Wort betonte sie besonders spöttisch.
»Wir haben auch kein Interesse daran, es zu erfahren. Wir haben etwas ganz anderes vor. Nicht wahr, Helga?« Helga war das Mädchen mit den schwarzen Haaren. Sie nickte. Langsam stand sie auf.
Und auch die Rothaarige erhob sich von ihrem Platz. Sie drehte sich etwas und sagte zu den anderen gewandt: »Es ist soweit, Freundinnen. Wir gehen jetzt!«
Ich saß da wie der Ochse vorm Berg. Was hier geschah, begriff ich nicht.
Noch nicht…
Ich rutschte vom Pult. »Moment mal, meine Damen. Darf ich erfahren, wohin Sie wollen?«
Helga und die Rothaarige waren bereits auf dem Weg zur Tür. Die anderen Mädchen hockten schweigend auf ihren Stühlen. Helga war es, die mir eine Antwort gab.
»Ich kann Ihnen sagen, wohin wir gehen, Mister. Zum Teufel gehen wir. Zum Teufel…«
***
Das Schwimmbad befand sich im Keller der Schule. Jane Collins hatte über ihren Einteiler einen Bademantel gestreift, als sie nach unten ging. Kaum hatte sie die Eisentür geöffnet, als ihr der typische Schwimmbadgeruch entgegenströmte. Eine Mischung aus Chlor, Seife und Desinfektionsmitteln. Vor sich sah Jane das große Becken. Unter der Decke klebten zwei starke Leuchtstoffröhren. Ihr Licht spiegelte sich auf der Wasseroberfläche. Die Kacheln des Beckens erstrahlten in einem hellen Blau. Das Wasser warf blitzende Reflexe, die sich an den hellen Wänden widerspiegelten.
Jane gegenüber – auf der anderen Seite des Beckens – befand sich ein Ein-Meter-Brett.
Noch hatte sie niemand entdeckt. Die Decke wurde von zwei starken Säulen gehalten, und eine davon verdeckte Jane. Sie zählte genau zehn Mädchen. Sie hatten sich vor der Längsseite des Beckens niedergehockt und hörten den Ausführungen ihres Lehrers gespannt zu.
Harry Hart machte eine gute Figur. Sein Körper war sonnengebräunt, und die Badehose saß sehr knapp.
Zu knapp, fand Jane. Wenigstens für einen Lehrer. Sie wußte, daß er die Unterprimanerinnen unterrichtete. Auch diese Schülerinnen waren gut entwickelt. Die meisten von ihnen hatten frauliche Körper. Das sah Jane trotz der Einteiler, die sie trugen.
Die Detektivin ließ den Bademantel zu Boden gleiten und umrundete das Becken.
Jetzt wurde sie nicht mehr von der Säule verdeckt, und Harry Hart sah sie auch sofort. »Ah«, rief er leutselig, »Miss Collins, der Gast von der Insel, gibt sich die Ehre!«
Jane fand, daß es der falsche Ton war, den Hart vor den Schülerinnen anschlug, sagte aber nichts.
Alle Augen wandten sich ihr zu.
Die Detektivin konnte sich mit ihrer Figur sehen lassen. Harry Hart konnte seine Blicke nicht von der neuen ›Lehrerin‹ lösen.
Zwei Schritte vor ihm blieb Jane Collins stehen. Sie knickte den rechten Arm ein und stützte die Hand in die Hüfte. »Genug geschaut, werter Kollege?« fragte sie spitz.
Hart gab keine Antwort, doch was er dachte, stand in seinen Augen zu lesen.
Er wandte sich an die Schülerinnen. »Darf ich Ihnen die neue Lehrerin vorstellen? Das ist Miss Collins. Sie kommt aus England und wird mich bei meiner Arbeit ein wenig unterstützen.«
Die Mädchen sagten ihre Namen. Jane Collins gab allen die Hand. Dann setzte sie ihre Badekappe auf.
Harry Hart deutete auf das Wasser. »Wir waren gerade dabei, den Kopfsprung zu üben. Theoretisch – vorerst. Wie ist es, Miss Collins, haben Sie nicht Lust, uns diese Übung vorzumachen?«
»Okay.«
Harry Hart wandte sich an die Mädchen. »Und ihr schaut genau zu.«
Jane verschwand in der großen Kabine. Sie sah zehn metallene Duschen unter der Decke.
Eiskaltes Wasser rann auf ihre Haut. Die Detektivin duschte sich ab und lief dann zurück in die
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