0044 - Das Trio des Teufels
hier raus, verdammt noch mal!«
Harry Hart schüttelte den Kopf. »Wo denken Sie hin, liebe Kollegin? Sie haben die Wahl: Entweder Sie machen bei uns mit – oder aber wir lassen Sie hier bis zur Erschöpfung schwimmen.« Er ging ein paar Schritte weiter nach rechts. »Allerdings gibt es noch eine dritte Möglichkeit, meine Liebe. Der Teufel persönlich wird sich Ihrer annehmen. Na, wie gefällt Ihnen das?«
Jane hatte die Badekappe bei ihren Tauchversuchen verloren. Ihre blonde Haarpracht lag wie ein Vlies auf dem Wasser und hing ihr auch ins Gesicht.
»Das gefällt mir überhaupt nicht«, erwiderte sie und schlug sich mit einer Kopfbewegung das nasse Haar aus dem Gesicht. »Ich werde mich einen Dreck um Ihre Vorschläge scheren.«
Harry Hart stützte beide Hände in die Hüften. Sein Gesicht wurde zur Grimasse. »Sie scheinen verdammt hartnäckig zu sein!« zischte er wutsprühend. »Für mich kommt dann nur die dritte Möglichkeit in Betracht. Daß Sie der Teufel holt!«
»Man weiß, wo ich bin!« rief Jane. »Und man wird mich hier herausholen!«
»Etwa Ihr komischer Kollege? Glauben Sie doch nicht daran. Dem geht es um keinen Deut besser als Ihnen. Auch er steht vor einer Klasse, die dem Teufel zugeteilt worden ist. Damit kommen Sie nicht durch. Was Sie sagen, ist reiner Bluff.«
Da versuchte es Jane Collins ein letztes Mal. Wild warf sie sich nach vorn und kraulte auf den Beckenrand zu. Selten in ihrem Leben war sie so rasch geschwommen.
In diesem Moment brüllte Harry Hart: »Hol sie dir, Satan!« Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als Wellenberge das Wasser durchkämmten und es hochgischteten. Jane wurde sofort unter die Oberfläche gedrückt. Als sie dann wieder auftauchte und den Kopf drehte, war die Teufelsfratze verschwunden.
Dafür schwamm ein gewaltiger Krake in dem Becken…
***
Die Mädchen liefen die breiten Treppenstufen hinunter. Ich blieb am Beginn der Treppe stehen und peilte in den Schacht. Die Schülerinnen gingen hintereinander.
Jetzt erst nahm ich die Verfolgung auf.
Leichtfüßig lief ich über die Stufen, stoppte jedoch, als ich eine Stimme hörte.
»Wo wollen Sie denn hin? Mitten in der Unterrichtsstunde?« Ich wurde blaß. Das Organ klang mir ganz und gar nach einer Lehrerin.
Klar vernahm ich die Stimme der Rothaarigen. »Entschuldigen Sie, Fräulein Dr. Blomersfeld, aber wir gehören zur Schwimmgruppe und sind auf dem Weg ins Bad.«
»Das ist natürlich etwas anderes. Bitte gehen Sie, ich will Sie nicht aufhalten.«
»Danke sehr.«
Wenig später traf ich auf das Fräulein Doktor. Es war die verschrobenste Jungfer in der ganzen Schule. Als sie mich – einen Mann – so plötzlich auftauchen sah, erschrak sie sichtlich. Man hatte sie wohl nicht vorgewarnt.
»Keine Angst«, lächelte ich, »ich tue Ihnen nichts.«
»Aber sind Sie nicht der Neue?«
»Ruhig, meine Gnädigste. Und nun entschuldigen Sie mich. Ich habe zu tun.«
An der perplexen Jungfer lief ich vorbei und ließ sie mit ihren Mutmaßungen allein.
Die Schwimmhalle befand sich im Keller. Neben den Heizungs- und Wirtschaftsräumen.
Schon auf den letzten Stufen nahm ich den Geruch von Chlorwasser wahr. Ich mochte ihn nicht.
Die Mädchen blieben vor einer breiten Tür stehen und zogen sie auf. Rasch huschten sie in die dahinterliegende Schwimmhalle.
Ich blieb ihnen auf den Fersen, lockerte sicherheitshalber meine mit Silberkugeln geladene Beretta im Holster und zog dann vorsichtig die linke Hälfte der Tür auf.
Mit einem Auge peilte ich in die Schwimmhalle.
Zahlreiche Mädchen standen am Beckenrand. Sie schauten auf die Wasserfläche. Ich hörte einen Mann irgend etwas rufen, verstand es jedoch nicht, erkannte aber an der Stimme den Sportlehrer Harry Hart.
Im nächsten Moment brodelte und schäumte das Wasser. Ich glaubte, meinen Augen nicht trauen zu dürfen, als ich den gewaltigen Kraken sah, dessen Fangarme das Wasser des Beckens peitschten.
Dann hörte ich den Hilferuf.
Sofort riß ich die Tür weit auf, drang in die Schwimmhalle ein, warf einen Blick auf das Becken und sah Jane Collins im Wasser, die ums Überleben kämpfte.
Jane hatte keine Chance. Einer der Fangarme schob sich aus dem Wasser und pendelte über Janes Kopf…
Die Detektivin kraulte, warf den Kopf herum, sah plötzlich den Arm über sich und fühlte die Todesangst, die in ihr hochstieg. Wasser drang in ihren Mund. Sie hustete und keuchte. Dann packte der Tentakel zu.
Jane spürte den schleimigen Fangarm auf ihrem Körper.
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