0044 - Der Flammenteufel
Ingenieur. »Und ich bin sicher, dass ihm seine Großmutter dabei geholfen hat. Los jetzt, Sand ins Feuer. Es kommt, und wir werden es niederzwingen.«
***
Nicole Duval wartete inzwischen vergeblich auf einen Anruf, eine Nachricht oder irgendeine Neuigkeit. Sie hatte ja keine Ahnung von dem Ausmaß des Brandes, von der ganzen zeitraubenden Verwicklung der Katastrophe am Machu Picchu.
Ein wenig schläfrig lehnte sie sich in einem Sessel zurück und hoffte noch immer, ihrem Chef bald etwas Neues mitteilen zu können. Aber die Nachtstunden rannen dahin, ohne dass sich etwas ergab.
Als Zamorra, von einer inneren Unruhe gepackt, kurz nach Mitternacht erwachte, sah er im Geiste noch einmal die Bilder vor sich, die sein Amulett ihm am Abend vorher vermittelt hatte.
Grübelnd lag er in seinem Bett. Fast eine Stunde lang versuchte er, den Ort des gewaltigen Feuerbrandes zu lokalisieren. Es konnte ihm einfach nicht gelingen. Zu groß war die Entfernung zwischen seinem Wohnsitz und der Stätte des Grauens. Zu weitläufig waren die langen Ketten der Kordilleren, die feuchtdunklen Massen des Urwalds rings um den Amazonasstrom.
Zamorra musste sich fügen. Er hatte abzuwarten, bis jemand sich meldete und ihn um Hilfe bat.
Diese Unsicherheit, dieses Nichtstun machten ihn nervös.
Gegen ein Uhr endlich erhob er sich. Er ging ins Bad und erfrischte sich unter der Dusche. Dann ging er zurück ins Ankleidezimmer, wählte einen leichten Anzug und ein frisches seidenes Hemd.
Gleich darauf ging er hinunter in die geräumige Bibliothek. Ein leichter Schreck durchfuhr ihn, als er Nicole schlafend vorfand.
Er rüttelte sie sanft an der Schulter.
Die Sekretärin war sofort hellwach.
»Entschuldigung, Chef«, sagte sie. »Ich bin wohl etwas eingenickt.«
»Und ich habe schon befürchtet, du hättest fest geschlafen.«
Nicole sah auf die Uhr und schüttelte den Kopf.
»Nein, bestimmt nicht. Ich habe noch vor einer Minute auf die Uhr gesehen.«
Zamorra war beruhigt. »Hoffen wir, dass nicht ausgerechnet in dieser Minute ein Anruf kam.«
»Ich hätte es bestimmt gehört, Chef«, meinte Nicole. »Ich war nur in einem ganz kurzen Halbschlaf, und ich habe sogar deine Schritte auf der Treppe gehört, als du heruntergekommen bist.«
Diese Bemerkung beruhigte den Professor vollends.
Er trat vor den Kamin. Nicole sah, wie er fast mechanisch wieder zu seinem Amulett griff, dessen magische Kräfte sie sich niemals recht erklären konnte.
Sie sah, wie Zamorra die Augen schloss. Sie erkannte, wie es in ihm arbeitete. Sie spürte seine ganze innere Unzufriedenheit. Der Zustand des Wartens war für ihn wie eine Strafe. Sie kannte den Tatendrang ihres Herrn und Meisters sehr wohl.
Er war ein Mann der Tat. Der Feind jeder Gewalt, der er notfalls mit der ganzen Kraft seines Geistes und seines Körpers entgegentrat. Er liebte es, das Übel bei der Wurzel zu packen. Er zog es vor, in die abgründigsten unterirdischen Höhlen hinabzusteigen, um die Dämonen zu stellen, als auf einen Hinweis zu warten.
Zamorra ging in Gedanken alle Länder ab, wo das Ereignis sich abspielen konnte. War es in Brasilien? Oder Bolivien? Peru? Oder war es weiter dem Norden zu, oder dem Nordwesten?
Kolumbien vielleicht? Oder Ecuador?
Es gab im Augenblick keine Antwort darauf.
Am liebsten hätte sich der Professor gleich auf den Weg gemacht.
Minutenlang erwog er diese Möglichkeit. Er könnte voranfliegen.
Nach Bogota. Oder nach Lima. Oder nach Rio zumindest.
Man könnte ihn dann dort erreichen. Er könnte sich auf dem Flugplatz ausrufen lassen. Eine Chartermaschine nehmen, um ins Zentrum des Geschehens zu fliegen.
Aber er verwarf den Gedanken. Was wäre, wenn er zum Beispiel im Norden landete, und der Ort des dämonischen Feuers läge weit im Süden, nahe der argentinischen Grenze etwa? Dann hätte er nochmals einige tausend Kilometer zurückzulegen. Und jede Minute war kostbar.
»Du möchtest am liebsten gleich losfliegen, nicht wahr, Professor?«, fragte Nicole Duval in die grüblerische Stille hinein.
Zamorra nickte nur.
»Wir warten noch«, sagte Zamorra schließlich zu seiner Sekretärin.
»Es wäre unüberlegt, ohne Ziel und Plan abzufliegen. Wir warten noch auf eine Nachricht, Nicole. Ich bin sicher, dass sie kommt. Hoffen wir, dass es bald geschehen wird. Sonst hält es mich hier nicht mehr. Aber ich müsste ins Ungewisse fliegen. Warten wir also. Du solltest noch eine Stunde schlafen, und ich horche inzwischen auf Fernschreiber und
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