0044 - Der Flammenteufel
werden sollte, einem für das Feuer wohl unüberwindlichen Hindernis. Es war ein ziemlich großer See, den der Urubamba-Fluss hinter einer Biegung zwischen zwei Gebirgsketten gebildet hatte.
Schon senkten sich die beiden Maschinen langsam in die tiefe Schlucht hinab. Es war kein ungefährliches Manöver, mitten in der Dunkelheit der Nacht. Selbst die aufmontierten Scheinwerfer und die Positionslampen konnten die felsige Umgebung nur schwach beleuchten.
Für Nick Pensley blieb keine Zeit, weiter an die Flugzeuge zu denken. Bis auf fünfhundert Meter etwa hatte sich das Feuer inzwischen herangefressen, als Les Babos wie von allen Furien gehetzt bei Pensley auftauchte.
»Die Tanks!«, rief er, und er machte ein völlig ungläubiges Gesicht dabei.
»Was für Tanks?«, rief Pensley durch das Prasseln des Feuers, durch das Schurren und Klicken der Spaten und Schaufeln ringsum.
»Die Haupttanks, Boss! Die großen Ölbehälter! Sie sind leer!«
»Was?«, schrie Pensley zurück. »Weißt du, was du da sagst? Dann können wir unser letztes Vaterunser beten, falls wir’s überhaupt noch kennen.«
»Ratzeleer«, sagte Babos. »Und dabei wurden sie erst vorgestern gefüllt. Vierzigtausend Liter fasst jeder dieser Behälter. Und was das Merkwürdige ist: die Fülluhren zeigen beide noch einen Stand von fast Vierzigtausend an. Kein Leck in den Tanks, kein Loch, gar nichts.«
Nick Pensley sah sich um.
Die Arbeiter, Weiße, Mestizen und Indios, hatten inzwischen fast alle Vorräte und Waren auf die verschiedensten Lastwagen verladen. Er sah, wie eine Kolonne von Sattelschleppern, Lastwagen aller Art, Baggerwagen und anderer Fahrzeuge in Schlangenlinie vor den riesigen Reservebehältern vorfuhren.
Eine andere Kolonne fuhr bereits auf die steil abfallende Gebirgsstraße zu. Es war klar, was das bedeutete.
Die zweite Hälfte war auf dem Rückzug vor den Flammen. Und sie konnte fliehen. Die Fahrzeuge waren alle betankt.
Die erste Gruppe aber, die sich immer mehr den Ölspeichern näherte, musste für eine neue Fahrt erst aufgetankt werden.
Die Fahrer wussten also von der neuen Katastrophe noch nichts.
Und eine dritte Katastrophe musste vermieden werden. Diese würde aber unweigerlich eintreten, wenn die erste Gruppe nicht betankt werden könnte. Unermessliche Werte an Material, Vorräten und Lebensmitteln würden dann verloren gehen.
»Les!«, rief Nick Pensley.
Der Mexikaner drehte sich seinem Boss zu.
»Nimm den Jeep dort drüben, und fahr wie der Teufel! Du hältst den Trupp von Fahrzeugen an, der schon halb den Berg hinunter ist.«
»Was soll das, Boss?«
»Die Wagen sollen anhalten. Bis zum See hinunter braucht keiner eine ganze Tankfüllung. Also lass die Hälfte aus jedem Tank herauspumpen. Das Ganze wird in Kanistern den Berg heraufgefahren, damit die wartenden Wagen betankt werden können.«
»Die einzige Idee«, sagte Les Babos. Dann sauste er los.
Mit aufheulendem Motor fuhr der Jeep des Ingenieurs gleich darauf über den wie leergefegten Wagenpark der FRUIT CAMPS, auf die Gebirgsstraße zu.
Es war kein leichtes Unternehmen, an den schweren Lastzügen auf abschüssigem Gelände vorbeizukommen. Enge Serpentinen zwangen Les Babos immer wieder, hinter einem der Wagen zu bleiben.
Nur allmählich konnte er Wagen um Wagen überholen.
Dann kreischten die Pneus des Jeeps auf. Der Mexikaner hatte das wendige Fahrzeug mit einem scharfen Tritt aufs Bremspedal vor dem ersten Wagen zum Stehen gebracht.
»Was ist los, Les?«, brüllte der Fahrer des vordersten Lasters aus dem Fenster. »Meinst du, ich kann meine Kiste mit einem Ruck zum Stehen bringen, wie du deinen Gebirgsfloh? Hombre , ich wäre dir fast aufs Achterdeck geknallt.«
»Erzähl keine Opern, steig aus!« brummte Les Babos.
»Was ist denn los?«, fragte der Fahrer wieder.
»Sucht eure Schläuche zusammen, die ihr in den Wagen finden könnt. Los, und sagt das nach hinten weiter! Da oben steht die Hälfte unserer Fahrzeuge und hat keinen Sprit. Die Tanks sind leer.«
»Dann sollen sie doch auftanken, die Knallmänner!«, brummte der Fahrer.
»Nicht die Wagentanks, camarado – nein, die Haupttanks sind leer! Also los, mach schon. Raus, und dann die Hälfte aus euren Kisten gepumpt. Und ein bisschen mit caracho , wenn ich bitten darf.«
Babos sah, wie Fahrer und Beifahrer den Befehl nach hinten weitergegeben hatten und hier und da die ersten seine Anweisungen befolgten.
Der Auftrag des Mexikaners war in wenigen Minuten durchgeführt. Les Babos
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