0046 - Das Haus der Verfluchten
der Bradois drei Gräber für zwei Erwachsene und je ein Kind sowie ein normales Doppelgrab ausheben.«
Es kam keine Antwort von oben.
Lucille rief schließlich. »Haben Sie nicht gehört, Martin? Beeilen Sie sich bitte. In drei Stunden muss das erledigt sein. Auch wenn die Arbeit in der Landwirtschaft darunter leidet, das hier ist wichtiger!«
»Wird sofort erledigt«, rief der Verwalter von oben, »die Gräber lasse ich ausheben. Aber wie wollen Sie das den Arbeitern klarmachen?«
»Lassen Sie das unsere Sorge sein«, rief Professor Zamorra herauf.
»Die Leute wissen doch spätestens seit der vergangenen Nacht, dass es hier auf Bradois nicht mit rechten Dingen zugeht. Wir werden ihnen schon etwas erzählen.«
»Schon gut, ich werde sagen, dass Sie ein paar Skelette gefunden haben, das wird sie beruhigen.«
Zamorra sagte nichts mehr und wandte sich der Eisentür zu.
Nachdem er sie genau untersucht hatte, rief er: »Martin! Hören Sie?«
»Ja, was kann ich tun?«
»Lassen Sie uns bitte zwei Brechstangen, zwei Eisensägen und einen Bolzenschneider herunter. Wir wollen versuchen, die Eisentür aufzubrechen, die hier ist.«
»Das kann einige Minuten dauern. Ich sage Bescheid, wenn ich so weit bin.«
»In Ordnung«, bestätigte Zamorra, »aber werfen Sie schon eine Säge herunter, dann können wir die Handschellen der Skelette lö- sen.«
Nach einigen Minuten flog eine Eisenstange durch die Öffnung, und Zamorra machte sich daran, die Handschellen zu lösen.
Es ging relativ leicht. Der äußere Schein trog, das Metall war im Verlaufe der Jahrhunderte doch bereits zersetzt worden.
Als er die Männer und drei der Frauen befreit hatte, rief Martin Dubois von oben: »Ich habe alles zusammen. Das Werkzeug kommt jetzt!«
Zamorra ging zur Seite und fing den Packen auf.
»Nicole, kannst du die restlichen Handschellen lösen?«, fragte er.
»Ich möchte gerne die Tür in Angriff nehmen.«
Wortlos griff seine Sekretärin nach der Eisensäge und machte sich an die Arbeit.
Der Professor wurde von Lucille Renard tatkräftig unterstützt, als er mit der Brechstange die Türangeln herauszuhebeln versuchte.
Doch das Jahrhunderte alte Metall widerstand ihren Versuchen.
Zamorra griff zur Metallsäge und nahm die Riegel in Angriff.
Nach zehn Minuten war auf dem Metall nicht der geringste Kratzer zu sehen. Verblüfft ließ der schlanke Mann die Säge sinken und sagte:
»Das geht nicht mit rechten Dingen zu. In dieser Säge ist ein Blatt aus Wolframstahl. Es müsste dieses schlechte Eisen wie Butter zerschneiden.«
»Chef, ich bin fertig«, meldete Nicole Duval sich, »kann ich dir helfen?«
»Versuchen wir es nochmals mit den Brechstangen«, sagte der Professor und griff zu den Stahlhebeln.
Er setzte beide Stangen an und ließ die Mädchen gemeinsam an einer ziehen; die zweite Stange packte er selbst und legte die ganze Kraft seines sportlichen, durchtrainierten Körpers in die Bewegung.
Es bewegte sich nichts, aber auch gar nichts!
»Noch einmal«, sagte Zamorra und riss wiederum mit aller Kraft an der stählernen Stange.
Auch jetzt hatten sie keinen Erfolg.
Der Professor nahm die Brechstangen heraus und legte sie zur Seite.
Seine rechte Hand fuhr unter das Hemd und zog das Amulett hervor.
Im matten Schein der Blendlaterne schimmerte der massivsilberne Talisman geheimnisvoll auf. Besonders die unidentifizierbaren Zeichen des äußeren Ringes gaben ein intensives Licht ab.
Dass sie das Leuchten der Blendlaterne widerspiegelten, konnte nicht sein, dafür war der Schein dieser Lichtquelle zu schwach.
Es konnte nur so sein, dass diese Zeichen von den zweifellos vorhandenen, übersinnlichen Kräften aktiviert wurden, und dass daher dieses intensive Leuchten stammte.
Zamorra hielt das Amulett in der Hand und näherte diese der Tür.
Als er das Metall berührte, durchfuhr ein Zucken seine Hand.
»Ich befehle dir, dich zu öffnen«, sagte Zamorra mit deutlicher Stimme.
Ein Knarren klang auf, und kleine Staubwolken stiegen von den Scharnieren der Tür hoch.
Bräunlich schimmernd stoben winzige Rostpartikel in den Schein der Blendlaterne.
Jetzt schwang die Tür auf. Mit einem hässlichen Knarren ging das metallene Blatt der Tür ruckweise zurück.
Endlich hatte sich eine Öffnung gebildet, die ein Hindurchgehen gestattete.
Zamorra griff nach der Taschenlampe, die an seinem Gürtel hing, und schaltete sie ein.
Ein dünner Lichtstrahl durchbrach das Dunkel auf der anderen Seite der Eisentür und enthüllte
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