0046 - Das Haus der Verfluchten
haben noch einen ganzen Stapel alter Pferdedecken. Das wäre sogar eine Möglichkeit«, sagte Martin Dubois.
»Selbstverständlich, es würde auch reichen, die Knochen so zu begraben«, sagte Zamorra.
Aber eine gewisse Scheu hielt den Verwalter davon ab.
»Wir könnten eigentlich damit beginnen, die Skelette herauszuholen«, sagte Zamorra, »dann kann das alles schnell erledigt werden, wenn die Gräber fertig sind.«
»Brauchen wir keinen Geistlichen?«, wollte Madame Dubois wissen. Als der Professor ihr erklärte, dass das nicht nötig sei, atmete sie auf, denn der Geistliche des Dorfes Seissan war sehr schwatzhaft veranlagt.
Jeanne Dubois holte die alten Pferdedecken aus dem Stall und brachte sie in den Lagerraum für Motorenöl.
Nicole Duval und die neue Schlossherrin sollten die Gebeine heraufziehen, die der Verwalter und Zamorra in die Decken einschnüren wollten.
Nach einer Stunde war es soweit, nur der Schädel, der jetzt von vier Dämonen beherrscht wurde, fehlte noch.
Als die beiden Männer wieder an das Tageslicht kamen, sagte der Professor: »Wir müssen ein Grab offen lassen. Wenigstens ein kleiner Schacht, der den noch fehlenden Kopf aufnehmen kann, muss bestehen bleiben. Ich bin davon überzeugt, dass der Schädel noch auftauchen wird.«
Der alte Jean-Paul humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht herbei und erhielt den Auftrag, für diesen Schacht in einem der Gräber zu sorgen.
»Ich habe den Kerlen erzählt, dass Sie einige Skelette gefunden haben, als Sie die Schlosskeller untersuchten«, sagte der Alte zu Zamorra. »Sie waren damit zufrieden und lobten unsere neue Besitzerin, dass sie so viel Gefühl für alte Gebeine hat!«
Dann betrachtete er neugierig die Bündel, die auf dem Boden vor dem Traktorenschuppen standen.
Schließlich holte Martin Dubois eine Karre und lud die Knochen auf.
Mit Hilfe des Professors zog er den Karren bis zum kleinen Friedhof der Bradois’, wo die Gräber bereits fertig ausgehoben waren.
Sie legten die Gebeine in die Gräber und deckten die jahrhundertealten Knochen wieder mit Erde zu.
Als der letzte der Hugenotten bestattet war, riss der Himmel auf, und die Sonne schien strahlend auf das Schloss nieder.
Bei der Beisetzung der Söhne des Barons tat sich nichts.
»Gerade dabei hätte ich doch mit etwas gerechnet«, sagte der Verwalter.
»Bedenken Sie«, sagte Zamorra, »die Dämonen sind immer noch in dem vierten Schädel und beherrschen ihn. Erst wenn diese vernichtet sind, kehrt Ruhe ein.«
Sie verharrten noch einige Minuten schweigend auf dem kleinen Friedhof und gingen dann gemeinsam ins Haus des Verwalters zurück.
Die Einladung zum Mittagessen wurde dankend angenommen.
»Es ist schon spät, und wir haben heute Nacht wieder etwas vor«, sagte der Professor. »Ich meine, dass wir uns jetzt ausruhen.«
Die beiden jungen Frauen nahmen diesen Vorschlag an und verschwanden schnell.
»Heute Nacht ist die Entscheidung fällig«, sagte der Professor zu dem Verwalterehepaar. »Das Buch, das wir vor einigen Stunden in den Händen eines Hugenotten sahen, ist von den Mönchen wahrscheinlich versteckt worden. Wir müssen genauestens aufpassen und herausfinden, wohin das Werk gebracht wird.«
»Woher wollen Sie wissen, dass wir ausgerechnet das heute Nacht zu sehen bekommen?«, fragte der alte Jean-Paul.
»Mein Spruch wird es uns zeigen«, sagte der Professor, »er hat auch in der vergangenen Nacht gewirkt, sonst hätte die Szene nicht gewechselt. Außerdem fühle ich, dass heute Nacht die Fortsetzung der anderen Geschichte erscheinen wird. Bedenken Sie, dass wir eben den Bericht des einen Skelettes gehört haben. So etwas beeinflusst diese Dinge ganz erheblich.«
Nachdenklich musterte der Alte den Professor.
»Sie wissen sehr viel über diese Dinge, nicht wahr?«
»Es ist immerhin mein Beruf. Außerdem spüre ich eine Verpflichtung, gegen die Mächte der Finsternis anzukämpfen, wo immer ich sie antreffe.«
Der Alte sagte nichts mehr und drehte sich um.
Zamorra wünschte eine gute Nacht und verschwand in seinem Zimmer. Als er sich ausgezogen hatte, sorgte er erst dafür, dass das Amulett wieder fest mit der Silberkette verbunden wurde.
Geschickt hantierte er und hatte auch bald das kleine Problem der Befestigung gelöst.
Erst dann legte Zamorra sich auf das Bett, schlief aber nicht sofort ein.
Seine Gedanken verfolgten eine bestimmte Spur, konnten sich aber noch nicht ordnen. Es war mehr ein Gefühl, dass heute Nacht etwas geschehen würde, und zwar
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