0046 - Die Dämonenschmiede
einmal gut aus.
Doch dann geriet der Blutsauger ins Wanken. Seine Gier nach frischem Menschenblut überwog. Er stürzte sich auf Bill.
Weit ragten die blitzenden Zähne aus dem aufgerissenen Maul. Mit einem Panthersprung schnellte sich der Blutsauger durch die Luft.
Bill hörte einen Schrei in einer fremden Sprache und erkannte eben noch, daß ihn der Anführer der Dämonenschar ausgestoßen hatte.
Dann passierte alles in rasendem Tempo.
Der Vampir konnte seinen Sprung nicht bremsen. Seine Zähne zielten auf Bills Hals. Er wollte Blut!
Lange, schwarze Spinnenbeine zuckten durch die Luft, fingen den Vampir mitten im Sprung ab. Die riesige Spinne schnellte sich auf den Blutsauger und tötete ihn mit ihren Beinen und Scheren.
Bill Conolly schauderte. Er schüttelte sich und kämpfte gegen eine nahende; Ohnmacht.
Schlaff sank der Vampir auf den Boden. Doch Bill wartete erst noch ab, ehe er sich für gerettet hielt. Er wußte, daß ein Vampir nicht so leicht zu töten war. Wer garantierte, daß sich dieses Scheusal nicht sofort wieder erholte und ihn erneut angriff?
Gleich darauf wußte er, wer dafür garantierte. Der Anführer der Dämonen selbst.
Er rief dem Spinnenmonster einen zweiten Befehl in der fremdartigen Sprache zu, die Bill noch nie gehört hatte. Mit ihren Scheren öffnete die Spinne den Mund des Vampirs.
Für Sekunden mußte sich der Reporter abwenden, als das Ungeheuer die beiden überlangen Vampirzähne entfernte. Gleich darauf hörte er ein allgemeines Triumphgeheul.
Als er sich wieder umwandte, hielt der Anführer der höllischen Schar die beiden ausgebrochenen Zähne hoch in die Luft.
»Die letzten Glieder für unsere Waffe!« schrie er so, daß Bill ihn wieder verstehen konnte. »Die Kette ist fertig!«
Die Dämonen stürzten sich auf den Amboß, um ihre fürchterliche Waffe zu vollenden. Keiner achtete auf den Reporter.
Das wäre eine Gelegenheit zur Flucht gewesen, doch Bill hatte auch diesmal keine Chance.
Nach dem Mord an dem Vampir schwebte nämlich die Spinne, diese greuliche Wächterin, wieder über seinem Kopf. Und welche Kräfte in dieser Ausgeburt eines Alptraums steckten, hatte sie ihm soeben überdeutlich demonstriert.
***
Irgendwo mußte es einen Zugang zu der Dämonenschmiede geben. Ich beeilte mich bei der Suche. Je länger ich wartete, desto mehr Zeit hatten meine Feinde, um sich zu sammeln und einen Angriff gegen mich vorzubereiten.
Diesmal mußte ich allein gegen die Mächte der Hölle kämpfen. Bill befand sich in ihrer Gewalt, und wo Kelly MacGowan war, wußte ich nicht. Ich hatte sie im Dorf nicht gesehen. Wahrscheinlich hatte sie sich irgendwo in Ranverness versteckt.
Mein silbernes Kreuz trug ich offen auf der Brust. Es sollte einen Überraschungsangriff neutralisieren. Der Dolch steckte in meinem Gürtel, ebenso die Pistole, die Bolzen gegen Vampire verschoß. Die Beretta trug ich in der Schulterhalfter, und die gnostische Gemme hatte ich in der Hosentasche untergebracht. Die magische Kreide hielt ich in der Hand, während ich einmal um die Ruine herumschritt.
Es hieß zwar immer, man solle dem Gegner goldene Brücken bauen, aber in diesem Fall galt das nicht. Wenn es in der Tiefe der Erde zu einem Kampf zwischen den Dämonen und mir kam, durfte es diese goldenen Brücken nicht geben. Das hätte nämlich bedeutet, daß die Dämonen auf die Erde entwichen und sich über Ranverness und das umliegende Land ergossen. Genau das mußte ich vermeiden.
Deshalb brachte ich an jedem Baum, an dem ich vorbeikam, mit der magischen Kreide ein Zeichen an. Auf diese Weise wollte ich verhindern, daß die Dämonen den Bannkreis der Burgruine verließen.
Erst danach drang ich in die Ruine ein. Den Hauptturm brauchte ich nicht mehr zu untersuchen. Den hatte ich bereits gesehen, als ich Kelly von der Zinne heruntergeholt hatte. Dort gab es keinen Zugang zur Schmiede.
Doch auch in den anderen Türmen und auf dem Hof war kein Anzeichen der Werkstatt des Bösen zu sehen.
Dämonen arbeiteten nicht zwangsläufig immer nur im verborgenen oder in der Tiefe der Erde. Diesmal war es allerdings der Fall. Ich hatte den Schornstein der Schmiede gesehen, in den Bill gestürzt war. Also lag die Schmiede tiefer als die Erdoberfläche.
Wenn es jedoch keinen anderen Zugang gab, mußte ich den Kamin benützen.
Das erschien mir zwar wie Selbstmord, doch ich hatte gar keine andere Wahl. Dieser Schacht besaß wahrscheinlich keinen Boden, und es gab keine Möglichkeit, nach unten zu klettern.
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