0046 - Die Dämonenschmiede
zu. Erst nachdem auch noch zwei Riegel zurückgeglitten waren, schwang sie auf.
Ich stürmte in die Polizeistation. »Was soll der Unfug?« rief ich scharf. »Werden wir von Indianern angegriffen, und ist das hier ein Fort?«
Constabler Rattroch und seine Frau standen vor mir, leichenblaß und zitternd. Ich konnte mir ihren Zustand nicht erklären.
»Ja… Wissen Sie denn noch nichts?« fragte Rattroch flüsternd und bekreuzigte sich. »Haben Sie es noch nicht gehört?«
»Was gehört?« fragte ich neugierig. Ich ahnte, daß etwas Schlimmes vorgefallen war.
»Sag es nicht, sprich es nicht aus!« schrie Mrs. Rattroch entsetzt auf. Sie war am Ende ihrer Nervenkraft.
»Los, berichten Sie!« befahl ich in dienstlichem Ton.
Rattroch nahm Haltung an. Da er keine Polizeiuniform trug, wirkte es unpassend.
»Sie waren kaum nach der Beerdigung weggegangen, als wir Mrs. Calloway fanden. Mrs. Calloway war Witwe und lebte sehr zurückgezogen am Dorfrand.«
»Was ist mit ihr passiert?« fragte ich schroff, als er nicht mit der Sprache herausrücken wollte.
Er deutete auf seinen Hals. »Hier, zwei Einstiche! Ein Biß. Sie wissen schon, Sir, was ich meine!«
Und ob ich es wußte. Der Vampir hatte meine Abwesenheit ausgenutzt und sich ein neues Opfer geholt.
»Was haben Sie mit der Leiche gemacht?« fragte ich gespannt. Jetzt kam es darauf an.
»Begraben«, flüsterte der Constabler.
Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Dann ruhte jetzt auf dem Friedhof ein Vampir, der jeden Moment aufstehen und morden konnte.
»Schnell, zeigen Sie mir das Grab!« verlangte ich.
»Nein, mein Mann bleibt hier!« schrie Mrs. Rattroch und klammerte sich an ihrem Mann fest. »Ich erlaube nicht, daß er dieses Haus verläßt! Soll er sich für die paar Pfund Gehalt umbringen lassen? Von einem Vampir?«
Sie schlug sich erschrocken auf den Mund. Also wußten sie ganz genau Bescheid, was geschehen war.
»Wo ist das Grab?« fragte ich noch einmal eindringlich. »Ich muß es wissen! Unbedingt!«
Der Polizist schluckte. »Sie finden es ganz leicht. Das frische Grab neben denen der alten Ethel und Jane Intocks. Es ist schon aufgeschüttet!«
Hoffentlich kam ich nicht zu spät. Ich wollte mich auf meinen Einsatz gegen die Dämonenschmiede vorbereiten, konnte es aber noch nicht.
Erst mußte ich den Vampir auf dem Friedhof von Ranverness unschädlich machen.
***
Bill Conolly schloß mit seinem Leben ab, als aus der Tiefe der Erde das Höllenfeuer auf ihn zuschoß. Er steckte wie ein Korken im Krater eines ausbrechenden Vulkans. Seine Überlebenschancen waren dementsprechend.
Null.
Er wollte noch einmal an seine Frau Sheila denken, die in London in Sicherheit war – wie er glaubte. Er kam nicht mehr dazu.
Die Flammen erfaßten ihn.
Bill Conolly verlor das Bewußtsein.
Als er die Augen wieder aufschlug, begriff er sekundenlang überhaupt nichts. Er glaubte, in einen Alptraum versetzt zu sein.
Er lag auf dem Steinboden eines Saales. Der Raum befand sich in einer alten Burg. Überall gab es Anzeichen von Verfall.
Im Hintergrund des Saals war ein Kamin errichtet, in dem ein gewaltiges Feuer prasselte. Funken stoben durch den Rauchabzug hinaus. Die Macht der Flammen war so groß, daß der Boden erzitterte.
Kamin war nicht der richtige Ausdruck, überlegte Bill. Dann sah er den Blasebalg, und das Wort fiel ihm ein. Es war eine Esse. Er sah vor sich eine Schmiede.
Erst danach erfaßte er die Gestalten, die sich um das Feuer scharten und eifrig arbeiteten. Sein Herz krampfte sich zusammen. Der Anblick der verunstalteten Dämonen gab ihm die volle Erinnerung zurück. Er wußte wieder, was passiert war, und er begriff, daß ihn das Dämonenfeuer nicht getötet hatte. Es hatte ihn hierher versetzt, in die Dämonenschmiede von Ranverness!
Zwei fischleibige, aber mit grauenvollen Krallen ausgestattete Wesen bedienten den Blasebalg, indem sie ihre abstoßenden Körper grotesk verrenkten.
Andere Schauergestalten schwangen riesige Hämmer, Zangen und Werkzeuge, deren Bedeutung Bill Conolly nicht kannte.
War er in eine Folterkammer geraten? Wurden die Werkzeuge für ihn vorbereitet?
Bill begann bei dem Gedanken zu zittern. Alles, nur das nicht!
Er mußte rechtzeitig fliehen, sich irgendwie in Sicherheit bringen. Da er völlig unbewaffnet war, gab es für ihn nur zwei Möglichkeiten. Entweder er verließ die Dämonenschmiede, ohne daß es diese Bestien bemerkten, oder er versteckte sich, wenn es keinen Ausgang gab.
Erstaunt stellte er
Weitere Kostenlose Bücher