Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0046 - Die Dämonenschmiede

0046 - Die Dämonenschmiede

Titel: 0046 - Die Dämonenschmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
erreicht.
    Ich wand mich, bog mich hoch, packte meine eigenen Füße, zog mich noch höher und tastete nach sicherem Boden. Meine Finger fanden Stein, krallten sich fest.
    Ich zog mich mit letzter Kraft. Kelly versetzte mir einen Stoß. Mit einem befreienden Aufschrei fiel ich auf Schotter, wälzte mich von dem Loch weg und rollte weiter.
    »Weg dort!« schrie ich Kelly zu.
    Ich mußte sie gar nicht mehr warnen. Sie hetzte geduckt auf den Wald zu und war gleich darauf zwischen den Bäumen verschwunden.
    Im nächsten Augenblick erhob sich mit einem gewaltigen Donner eine gigantische Feuersäule in den schwarzen Himmel, zerstob an der Spitze und ergoß nach allen Seiten Flammen wie ein Wasserfall seine Tropfen.
    Schaudernd dachte ich an Bill.
    Vorausgesetzt, er hatte den Sturz in die Esse der Dämonenschmiede überlebt – hatte er auch diesen vulkanartigen Ausbruch des Höllenfeuers überstanden?
    ***
    Ich mußte einen Zugang zu der Dämonenschmiede finden und die Kette aus Vampirzähnen vernichten, ehe sie fertiggestellt war.
    Ich mußte Bill Conolly aus den Klauen der Dämonen retten, sofern er überhaupt noch lebte.
    Ich mußte die Dämonen in der Schmiede bannen und in das Reich zwischen den Dimensionen zurückstoßen, wo sie ursprünglich beheimatet waren.
    Ich mußte die Dämonenschmiede zerstören.
    Ich mußte den Vampir erledigen, der die alte Ethel getötet und in einen Vampir verwandelt hatte.
    Ich mußte mich um Kelly MacGowan kümmern, damit sie nicht wieder in tödliche Gefahr geriet wie vorhin auf dem Turm der Ruine.
    Das alles mußte ich tun, und am besten sofort und gleichzeitig. Mehr nicht…
    Minutenlang stieg die Feuersäule in den Himmel. Genau so plötzlich, wie sie gekommen war, zog sie sich zurück. Das Glühen in der Esse erlosch jedoch nicht mehr. Rötlicher Feuerschein strahlte zu den Baumwipfeln hoch. Das war der Lichtschimmer, den wir schon in der letzten Nacht gesehen hatten.
    Es hatte keinen Sinn, unbewaffnet in den Kamin einzudringen. Deshalb beschloß ich, vorerst einmal nach Ranverness zurückzukehren und meinen Spezialkoffer zu holen. Wahrscheinlich kam ich diesmal nur zu einem Erfolg, wenn ich alle meine Waffen zusammen anwandte. Ich hatte es mit einer so geballten Kraft des Bösen zu tun, daß eine einzelne Waffe, so wirksam sie auch sein mochte, versagte.
    Es gab noch einen zweiten Grund, weshalb ich mich zur Umkehr entschloß. Ich wollte wissen, was aus Kelly geworden war. Ich hatte das Gefühl, daß dieses Mädchen meinen besonderen Schutz benötigte.
    Den Weg durch den Wald werde ich nie vergessen. Zwar griffen mich keine Dämonen an. Es warteten auch keine Geisterfallen auf mich. Dennoch gestaltete sich der Rückweg zu einem Martyrium.
    Wenn man in einen fensterlosen Keller geht, sich die Augen verbindet und das Licht löscht, sieht man genausoviel wie ich in jener Sommernacht in Schottland.
    Nämlich nichts!
    Ich konnte nicht einmal die Hand vor den Augen erkennen. Der Feuerschein aus der Esse drang heute nicht durch die Bäume bis zum Erdboden. Die Sterne leuchteten nicht, weil sich ein Wolkenschleier über das Land legte. Der Mond schien nicht in dieser Nacht.
    Immer wieder stürzte oder rannte ich gegen Baumstämme. Tiefhängende Zweige schlugen mir ins Gesicht. Die spitzen Nadeln zerkratzten meine Haut. Ich war über und über mit Harz beschmiert. Auch diese Kleider konnte ich hinterher in die Mülltonne stecken.
    Ich hatte es nur meinem guten Orientierungssinn zu verdanken, daß ich überhaupt den Weg nach Ranverness fand. Als ich endlich auf die offene Wiese zwischen Wald und Dorf torkelte, blickte ich erschöpft auf meine Uhr.
    Es war bereits elf Uhr nachts. Ich hatte mich volle vier Stunden in dem undurchdringlichen, von bösen Wesen erfüllten Wald bei Ranverness aufgehalten. Vier Stunden, in denen die Dämonen ihr schändliches Unwesen getrieben hatten, ohne daß ihnen jemand wirksam entgegengetreten wäre. Vier Stunden, in denen die Waffe der Dämonen weiter gediehen war.
    Ich durfte keine Minute mehr verlieren. Schon jetzt krampfte sich mir der Magen zusammen, wenn ich an Mitternacht dachte. Was stand uns dann bevor?
    Ich lief auf das Dorf zu und erreichte die Polizeistation. Die Eingangstür war verschlossen. Ich klopfte und versuchte zu öffnen. Vergeblich.
    Erst nach einer Weile näherten sich Schritte.
    »Wer ist draußen?« rief eine zaghafte Stimme.
    »Ich, Mr. Rattroch! John Sinclair! Machen Sie auf!«
    Zuerst drehte sich ein Schlüssel, doch die Tür blieb

Weitere Kostenlose Bücher