0048 - Rotes Auge Beteigeuze
feine Strahl purer Energie traf den Türrahmen, schmolz das Metall, wanderte weiter. Sofort bildete die schnell erkaltende Masse eine dicke Schweißnaht. Es würde sicher Stunden dauern, ehe es gelang, die Tür zu öffnen. Blieb nur zu hoffen, daß der dahinterliegende Raum keinen zweiten Ausgang hatte.
„Die sitzen hübsch in der Falle”, lobte Ataka mit leuchtenden Augen. „Ich hätte sie lieber fliegen lassen”, hatte Gucky etwas auszusetzen. „Fliegende Echsen müssen herrlich aussehen ...” „Warte ab!” riet Deringhouse und schritt weiter. Die anderen folgten. Gucky machte den Schluß, denn wenn er nicht gerade teleportierte, machten ihm seine kurzen Beinchen stets einen Strich durch die Rechnung. Um seinen Ärger zu verbergen, pfiff er laut und schrill vor sich hin, als gäbe es keine Topsider. Der Gang endete vor einer nur angelehnten Tür. Dahinter lag kein Baum, sondern die Freiheit. Aber was war das für eine Freiheit? Ließ sich unter diesen Umständen etwas damit anfangen? Immerhin hielten sie sich mitten im Lager der Echsen auf.
Deringhouse faßte seinen Strahler fester und drückte die Tür auf. Da er es ziemlich kräftig tat, wäre der Topsiderposten fast mit dem Bauch voran auf den Boden gefallen. Aber er fing sich und drehte sich mit einem Grunzlaut nach ihnen um. In seinen Augen war so etwas wie ein müder Vorwurf. Der Vorwurf verwandelte sich in Schreck, als er Deringhouse, Marshall und Ataka erblickte, aber dann wurde Erstaunen daraus, als er Gucky sah. Gucky nahm das Erstaunen sehr übel, was nur Marshall begriff, der ebenfalls Telepath war und daher den ersten Gedanken des Wärters erfaßte. Genau wie Gucky. „Was?” zischte der Mausbiber aufgeregt und verschluckte sich fast. „Ich - ein Ungeziefer? Fliegen sollst du...!” Und der Topsider flog. Telekinetische Kraftströme hoben ihn vom Boden ab und ließen ihn senkrecht nach oben steigen. Er stieß einige schrille Schreckensschreie aus, die aber niemand hörte. Guckys Zorn verrauchte schnell, und da der unglückliche Topsider bei dem unfreiwilligen Hopser seine Waffe verloren hatte, kam er mit dem Schreck davon. Gucky setzte ihn einfach auf dem flachen Dach des Kuppelbaues ab. Dort hockte die Echse nun dicht am Rand und starrte fassungslos zu den drei Menschen hinab, in deren Mitte ein kleines, pelziges Wesen stand, das den heimatlichen Riesenratten in den Kanälen von Topsid so ähnlich sah.
„Ungeziefer - so was!” fauchte Gucky noch einmal und stolzierte einfach auf den freien Platz hinaus, als hätte er noch niemals etwas von einem Wort wie „Gefahr” vernommen.
Deringhouse erkannte seitlich in einem Schuppen einige der Fahrzeuge, deren Bedienung er sich vorsorglich gemerkt hatte. Es würde somit nicht schwer sein, einen solchen Wagen zur Flucht zu benutzen. Natürlich hätte Gucky auch einzeln mit ihnen zur CENTURIO teleportieren können, aber dann hätten sich die Topsider womöglich unnötige Gedanken gemacht. Es mußte alles so natürlich aussehen, daß niemand Verdacht schöpfte.
„Drüben - die Fahrzeuge!” rief er hinter Gucky her. „Wir nehmen eines davon. Aber zuerst sorgen wir ein wenig für Verwirrung.” Das war weiter nicht schwierig, denn die Führer der Topsider waren eingesperrt und schienen im Augenblick keine andere Sorge zu haben, als die verschweißte Tür zu sprengen. Marshall warf zwei der kleinen Bomben in das Gebäude zurück und raste hinter Deringhouse und Ataka her, die sich an den Wagen zu schaffen machten. Mit einer flammenden Detonation zerfiel das Kuppelgebäude in mehrere Teile, die, glutflüssig geworden, einfach schmolzen. Aus einem Nebeneingang stürmten einige unverwundet gebliebene Topsider und begannen, mit ihren Handstrahlern wild um sich zu schießen. Das war für Gucky das willkommene Zeichen, sich ihrer anzunehmen. Während die drei Männer versuchten, ein größeres Fahrzeug in Gang zu bringen, begann der Mausbiber zu „spielen”, so nannte er es, wenn er nach Belieben seine telekinetische Begabung anwenden durfte. Die Echsen wußten bald nicht mehr, was mit ihnen geschah. Sie verloren plötzlich den Boden unier den Füßen und begannen zu schweben.
Niemand vermutete in dem kleinen Pelztier den Urheber dieses Wunders, wenn es auch Al-Khor reichlich bekannt vorkam. Der Leiter des Stationskommandos segelte schwerelos und ohne eigenen Antrieb über die Wipfel einiger Bäume dahin, als er in dem Mausbiber die merkwürdige Erscheinung wiedererkannte, die am frühen Vormittag
Weitere Kostenlose Bücher