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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Schlag hätte ich meinen ärgsten Gegner schwächen können! Du hast versagt!
    Verzweifelt versuchte der Meister, der gräßlichen Stimme in seinem Kopf zu entgehen. Er preßte die Hände gegen die Schläfen und rannte los, doch die Stimme des Schwarzen Todes folgte ihm gnadenlos, wohin er auch rannte.
    Ich werde dich vernichten! Du kannst mir nicht mehr dienen! Du wirst eines elenden Todes sterben!
    Der Hyde Park war groß. Niemand befand sich in der Nähe des unglücklichen Mannes, der durch dichtes Gebüsch brach und vergeblich nach einem Versteck vor der Macht des Dämons suchte. Keiner hörte sein ängstliches Stöhnen, als er fühlte, wie der Schwarze Tod nach ihm griff.
    Hoch in den Lüften erhob sich ohrenbetäubendes Brausen, auch nur für den Meister hörbar. Er riß den Kopf in den Nacken und erstarrte vor Entsetzen.
    Aus dem tiefblauen Himmel über London stieß ein Ungeheuer nieder, das es nicht einmal in den schrecklichsten Alpträumen der Menschen gab.
    Halb Vogel, halb Echse, übertraf es an Scheußlichkeit bei weitem alle Fieberfantasien.
    Auf einem langen, von grünlichen Schuppen bedeckten Hals saß ein aufgequollener Kopf mit hervorstehenden grünlichen Augen und einem langen, breiten Schnabel, in dem messerscharfe Zähne schimmerten. Der unförmige Körper war mit ellenlangen Stacheln besetzt, von deren Spitzen Gifttropfen zu Boden fielen. Wo sie die Wiese berührten, verdampfte zischend das Gras und verbreitete einen Pesthauch um sich.
    Der Meister begann zu laufen. Er rannte um sein Leben, obwohl es aussichtslos war. Schreiend und um sich schlagend, flüchtete er sich unter mächtige alte Bäume, von denen er sich Schutz erhoffte.
    Für Sekunden kam er zum Atmen. Das Fabelwesen aus dem Reich der Dämonen war nicht zu sehen.
    Es war eine trügerische Sicherheit. Über dem Meister brachen unter lautem Krachen armdicke Äste. Laub und kleine Zweige regneten auf ihn herab.
    Er legte den Kopf weit zurück und starrte in das grüne Blätterdach.
    Der Schnabel der Bestie fraß sich durch die Bäume wie eine Säge. Im letzten Moment sprang der Meister zur Seite, als einer der Hauptäste dicht neben ihm auf den Boden prallte, daß die Erde bebte.
    Und dann hatte ihn der Sendbote des Schwarzen Todes auch schon erreicht. Vor Grauen gelähmt, stand der Meister reglos da, als das Scheusal den Schnabel weit aufriß. Die mächtigen Pranken durchbohrten seinen Körper, während seine Brust in dem weit aufgesperrten Rachen steckte.
    Mit einem einzigen Ruck schloß die Bestie den Schnabel.
    ***
    Ich hatte mich inzwischen so weit erholt, daß ich mir gute Chancen bei einem Kampf ausrechnete. Ich wollte aber möglichst nicht kämpfen, sondern mehr über diese Leute, ihre Ziele und ihren Einfluß erfahren.
    Sie hatten jedoch andere Pläne mit mir. Kaum hatte sich hinter mir die Tür geschlossen, als mich ein Schlag im Genick traf. Im nächsten Moment lag ich auf dem Boden des Flurs.
    »Wer ist denn das?« fragte eine unangenehme Stimme. Sie gehörte der hageren Frau, die uns in dem verlotterten Haus erwartet hatte.
    »Ein Yarddetektiv«, erklärte der Anführer der Sekte. »Bringt ihn in den Keller! Dort unterhalten wir uns weiter.«
    »Wir haben schon eine Besucherin.« Die Frau lachte heiser. »Eine Privatdetektivin. Jane Collins heißt sie. Eine Menge Leute interessieren sich plötzlich für uns Sataniden.«
    Sie hatten Jane gefangen! Obwohl mir das einen Schock versetzte, konnte ich mich nicht wehren, als sie mich packten und die steinerne Kellertreppe hinunter schleppten.
    Unten brannte nur eine einzige Glühlampe in einer nackten Fassung. In ihrem Schein sah ich, daß einer der Männer die Tür eines Verschlages öffnete. Sie stießen mich hinein und schlugen die Tür wieder zu. An den Geräuschen erkannte ich, daß sie ein Vorhängeschloß einschnappen ließen. Ich war gefangen.
    »John?« kam eine zaghafte Stimme aus der Dunkelheit.
    Durch die Ritzen der Tür sickerte nur wenig Licht herein. Meine Augen mußten sich erst daran gewöhnen.
    »Jane?« fragte ich heiser. Meine Zunge gehorchte mir nicht, als wäre ich betrunken. »Jane, bist du das?«
    Ein schmerzliches Stöhnen war die Antwort. Eisiger Schreck packte mich. Was war mit Jane geschehen? Die Sorge um sie gab mir die Beweglichkeit wieder. Ich richtete mich auf die Knie auf, tastete um mich und stieß gegen einen warmen Körper.
    Jane schrie auf. Erschrocken zog ich meine Hände zurück und beugte mich über sie. »Was ist passiert?« flüsterte ich

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