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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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nach Jane treten. In letzter Sekunde zog sie das Bein zurück und schüttelte den Kopf.
    »Ich habe andere Mittel, um dich zum Sprechen zu bringen«, sagte sie mit einem leisen Lachen, das Jane trotz der Kälte in diesem Keller den Schweiß auf die Stirn trieb. »Los, steh auf!«
    Jane wollte und konnte nicht gehorchen. Zusammengekrümmt lag sie auf dem Boden und vermochte nicht einmal, den kleinen Finger zu bewegen.
    Melanie Cramp wiederholte ihren Befehl. Als Jane noch immer in keiner Weise reagierte, wurde sie stutzig und beugte sich über die Privatdetektivin.
    »Nein, du spielst mir kein Theater vor«, stellte sie sachlich fest. Noch immer keine Spur von Bedauern. »Also gut, dann werden wir warten, bis du wieder auf den Beinen bist.«
    Sie faßte Jane unter den Achseln und schleifte sie hinter sich her. Dabei entwickelte sie eine erstaunliche Kraft.
    Jane hielt die Luft an, als Melanie Cramp sie über den holperigen Steinboden zerrte. Dann schrie sie gellend vor Schmerz auf und versank in bodenloser Schwärze. Eine barmherzige Ohnmacht erlöste sie endgültig von ihrer Pein.
    ***
    Anfangs staunte ich darüber, daß es mir der Unbekannte so leicht machte, ihn zu beschatten. Er drehte sich kein einziges Mal nach mir um, sondern schritt hastig weiter. Er schien nur noch daran zu denken, so rasch wie möglich sein Ziel zu erreichen. Wie konnte er nur so sorglos sein nach allem, was vorgefallen war?
    Aber wahrscheinlich waren gerade die beiden Angriffe auf Angela Alessi der Grund für seine Unvorsichtigkeit. Ich konnte mir gut vorstellen, daß er sich nur damit beschäftigte, wie Angela sich gewehrt hatte. Es waren kaum glaubliche Demonstrationen der Macht Schwarzer Magie gewesen.
    Für mich stand schon fest, daß diese unschuldige Frau lediglich von einer bösen Macht als Werkzeug benutzt wurde. Nach allem, was ich von Jane erfahren hatte, war Angela eine ganz gewöhnliche junge Frau, die nie etwas mit Schwarzer Magie zu tun gehabt hatte. Wie war sie nur an diesen gefährlichen Folianten geraten?
    Ich hatte eine eindrucksvolle Demonstration seiner Kräfte erhalten, so daß ich einen Entschluß gefaßt hatte.
    Ich mußte Angela Alessi stellen, ihr den Folianten abnehmen und ihn vernichten. Nur so konnte ich verhindern, daß er weiteres Unheil anrichtete.
    Wenn er schon in Angelas Händen eine solche Macht entfaltete, wie war das erst, wenn er an einen Kundigen geriet, der die in ihm schlummernden Möglichkeiten voll ausschöpfte? Nicht auszudenken!
    Nein, dieses Buch mußte ich so rasch wie möglich unschädlich machen. Da Angela verschwunden war, hielt ich mich an den vermutlichen Anführer der Sekte, die ihr das Buch abjagen wollte.
    Wir gingen soeben an der St. Paul’s Cathedral vorbei, als es passierte. Zu spät erkannte ich, daß nicht der Verfolgte, sondern ich unvorsichtig gewesen war.
    Er mußte schon die ganze Zeit gewußt haben, daß ich ihn beschattete. Nun blieb er stehen, drehte sich um und sah mich bösartig grinsend an.
    Ehe ich reagieren konnte, tauchten neben mir aus einem Hausflur zwei Männer auf. Ich kam zu keiner Gegenwehr. Sie packten mich links und rechts an den Armen, klemmten mich zwischen sich ein und zerrten mich in den Hausflur.
    Ich erkannte ihre breitflächigen, brutalen Gesichter auf Anhieb. Sie waren auf dem Piccadilly Circus und auf der Mall mit dabei gewesen.
    Ehe ich zum Atemholen kam, preßten sie mich an die Wand im Hausflur. Der eine Mann holte aus und traf mich mit einem Faustschlag, daß ich nach vorne klappte. Der zweite ließ seine Faust hochsausen und wollte sie mir ans Kinn setzen. In letzter Sekunde riß ich meinen Kopf zur Seite.
    Die Faust schrammte über meine linke Wange und mein Ohr, das sofort wie Feuer brannte. Aber ich blieb wenigstens bei Bewußtsein.
    Mit aller Kraft ignorierte ich die aufsteigende Übelkeit und den Schmerz in meinem Magen und hechtete seitlich auf den Boden. Damit hatten die beiden nicht gerechnet. Ehe sie sich auf die neue Situation einstellten, schnellte ich wieder hoch. Dem einen versetzte ich einen Stoß, daß er gegen die Glastür zum Hof prallte und nach draußen stürzte. Der zweite wollte ausweichen, doch meine Faust erwischte ihn am Kinn. Ich traf nicht den Punkt, aber er war angeschlagen. Benommen torkelte er gegen die Wand und blieb mit glasigen Augen stehen.
    Hinter mir hörte ich ein feines Scharren und wirbelte herum.
    Der Verfolgte! Ich hätte ihn beinahe vergessen. Ich konnte mich eben noch ducken, als seine Hand durch die Luft

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