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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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sauste. Der Schlag war auf meinen Hals gerichtet und hätte mich auf der Stelle ins Land der Träume geschickt.
    Noch aus der Drehung heraus schlug ich dem Mann die Faust vor die Brust, packte seinen rechten Arm und schleuderte ihn mit einem Judogriff über meine Schulter. Ich wollte ihn und die anderen schonen.
    Das hätte ich besser nicht getan. Soeben raffte sich der andere Mann hoch. Er stürmte in den Gang herein und auf mich zu.
    Auch der Mann, der an der Mauer lehnte, erholte sich viel schneller als erwartet. Er stieß sich ab und flog mir entgegen. Und der Verfolgte schnellte vom Boden hoch. Ich war eingekreist.
    Sie nahmen mich in die Zange. Obwohl ich im Kreis wirbelte und nach allen Seiten schlug, mußte ich viel einstecken. Zu viel. Ich erlahmte.
    Als ich endlich wieder angriff, war es schon zu spät. Hinter meinen Schlägen lag kein Drive mehr. Die beiden Helfer hielten meiner Attacke stand und griffen ihrerseits an, bis ich in die Knie brach und halb ohnmächtig auf die Steinplatten kippte.
    »Genug!« hörte ich aus weiter Ferne den Anführer sagen. »Der kann uns nicht mehr schaden. Durchsucht ihn! Ich will wissen, wer er ist!«
    Derbe Hände packten mich und wühlten in meinen Taschen. Ich konnte mich nicht wehren.
    Endlich hörte ich einen unterdrückten Ausruf. Sie hatten meinen Ausweis gefunden. »Ein Polizist!« sagte einer der Männer aufgeregt. »Von Scotland Yard! Was machen wir nur?«
    Sie waren keine Verbrecher, auch wenn sie sich dem Bösen verschrieben hatten. Berufsganoven wären so schnell wie möglich verschwunden, weil sich keiner ihrer Zunft freiwillig mit einem Polizisten anlegte. Jeder wußte nämlich ganz genau, daß er die gesamte Polizei auf den Fersen hatte – und die Unterwelt dazu –, wenn er einem Polizisten auch nur ein Haar krümmte.
    Diese Menschen waren anders. Für sie gab es überhaupt keine Regeln mehr außer denen, wie sie das Böse in der Welt verbreiten konnten.
    »Ein Yarddetektiv?« fragte der Anführer überrascht. »Dann nehmen wir ihn mit! Los, es ist nicht mehr weit! Tut so, als wäre er betrunken!«
    Der alte Trick, der sich mittlerweile auch bei Nichtprofis herumgesprochen hatte! Die beiden Männer nahmen mich in die Mitte und zerrten mich hoch. Der Kerl rechts von mir preßte mir unter seiner Jacke seine Pistole in die Seite. Wenn ich nicht Selbstmord begehen wollte, mußte ich mich fügen.
    Sie führten mich auf die Straße hinaus. Mein unsicherer, torkelnder Gang und meine völlig verschmutzten und zerschlissenen Kleider paßten perfekt zu der Tarnung als Betrunkener. Die Passanten nahmen überhaupt keine Notiz von uns, und wenn sie doch einmal herübersahen, fing ich nur vorwurfsvolle Blicke auf. Niemand ahnte, was hier wirklich vor sich ging.
    So führten sie mich auf ein baufälliges Haus in der Nähe zu. Die ganze erste Etage mußte unbewohnt sein, wie ich an den blinden Fenstern erkannte.
    Als wir nur noch wenige Schritte von der sehr gut erhaltenen Eingangstür entfernt waren, flog diese auf. Auf der Schwelle erschien eine hagere Frau mit einem schmalen Gesicht und fanatisch brennenden Augen.
    Sie trat zur Seite, als mich die Männer in das Haus stießen und hinter mir die Tür verriegelten.
    ***
    Der Schwarze Tod war ein mächtiger Dämon. Trotzdem war er nicht allmächtig, auch nicht allwissend. Er konnte sich nicht ständig um alles kümmern, was auf der Welt geschah.
    Daher dauerte es ziemlich lange, bis er sich wieder den Ereignissen in London zuwandte und feststellte, welchen unverzeihlichen Fehler sein Sklave begangen hatte. Er war dem Spezialkoffer John Sinclairs zum Greifen nahe gewesen, hatte es jedoch versäumt, Angela Alessi zu zwingen, den Koffer mitzunehmen.
    Der Meister, Anführer der Diener des Schwarzen Todes, glaubte noch immer, in einer unangreifbaren Position zu sein. Er hielt sich für unentbehrlich, weil der Dämon stets über ihn mit seinen Anhängern in Kontakt getreten war. Und er glaubte, auch dem Dämon gegenüber stark zu sein.
    Das war ein verhängnisvoller Irrtum. Er unternahm soeben einen Spaziergang im Hyde Park, um sich besser auf seine Aufgaben konzentrieren zu können, als es über ihn hereinbrach. Ohne Vorwarnung hörte er in seinem Geist die Stimme des Dämons.
    Eine Flut wüster Beschimpfungen ergoß, sich über ihn. Er wußte sofort, wer ihn – für andere Menschen unhörbar – mit Vorwürfen überhäufte.
    Du bist unwürdig, mir weiter zu dienen! schrie der Dämon auf geistigem Weg. Mit einem einzigen

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