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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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heiser. »Jane, sag doch etwas! Bist du verletzt?«
    »Melanie Cramp«, flüsterte Jane. »Sie hat mich die Treppe hinuntergestoßen.«
    Das Sprechen fiel ihr offenbar schwer.
    Sehen konnte ich sie noch immer nicht, obwohl sie langsam ihre Umrisse aus der Dunkelheit schälten. Meine Augen gewöhnten sich an den schwachen Lichtschimmer in unserem Verlies.
    »Jane!« Am liebsten hätte ich sie gerüttelt, um sie zu einer Antwort zu bewegen. Ich hielt mich zurück. Jede Berührung schmerzte sie. »Jane, was ist los mit dir? Hast du dir bei dem Sturz etwas gebrochen?«
    »Ich… ich kann mich… nicht bewegen«, antwortete sie stöhnend. »Ich weiß nicht, was los ist. Melanie Cramp hat mich hierhin geschleift. Ich… ach John!«
    Sie begann zu weinen. Vorsichtig beugte ich mich über sie und strich ihr behutsam über die Haare. In dieser verzweifelten Lage konnte ich nicht viel für sie tun. Das einzige war, ihr etwas Mut zu machen.
    Sie beruhigte sich nach einigen Minuten. Ich war völlig ratlos, weil ich Jane nicht untersuchen konnte. Es gab viele Möglichkeiten. Vielleicht handelte es sich um eine Verletzung der Wirbelsäule. Vielleicht war es aber auch ein Fluch, den Melanie Cramp über sie gesprochen hatte. Bei unseren Gegnern mußte ich mit allen gemeinen, hinterhältigen Tricks rechnen.
    »John?« fragte Jane nach einiger Zeit zaghaft. »Wie kommen wir hier wieder heraus?«
    Jede andere hätte ich wahrscheinlich belogen und sie damit getröstet, daß wir es schon schaffen würden. Bei Jane hatte das keinen Sinn. Sie besaß zuviel Erfahrung in diesem Job.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Sie haben mir sogar meine Beretta abgenommen.«
    »Aber… wir können doch nicht in diesem Verlies umkommen«, flüsterte sie mutlos.
    »Ich warte auf eine günstige Gelegenheit«, gab ich zurück. »Dann schlage ich zu.«
    Das war mehr als vage, aber etwas anderes konnte ich ihr in dieser Situation nicht sagen.
    »Ich sehe mich einmal hier drinnen um.« Vorsichtig ließ ich Jane auf den nackten Boden gleiten. Ich hatte ihr schon meine Jacke unter den Kopf geschoben. Das war alles, was ich für sie tun konnte.
    Durch Herumtasten fand ich schnell heraus, daß ich völlig machtlos war. Das Kellerverlies bestand aus drei Steinmauern und einer festen Holztür, die ich mit bloßen Händen nicht öffnen konnte. Und Werkzeug hatte ich keines bei mir. Ansonsten war der Verschlag völlig leer.
    Ich preßte das Ohr an das Holz und lauschte angestrengt nach draußen. Zuerst konnte ich keinerlei Geräusche hören. Sie hatten es wahrscheinlich nicht einmal für nötig gefunden, hier unten eine Wache aufzustellen. Wozu auch? Wir konnten ohne fremde Hilfe nicht ausbrechen, und niemand von unseren Freunden wußte, wo wir steckten.
    Nach einiger Zeit hörte ich gedämpfte Stimmen, die aus dem Erdgeschoß zu uns drangen. Verstehen konnte ich kein einziges Wort. Dazu sprachen die Mitglieder der Sataniden-Sekte nicht laut genug.
    »John!« Jane rief nach mir, daß ich erschrak. Ihre Stimme klang gequält und ängstlich, als ginge es mit ihr zu Ende.
    Ich kroch hastig zu ihr und hörte ihr erleichtertes Aufatmen.
    »Ich bin ja bei dir«, sagte ich und starrte mit brennenden Augen in der Dunkelheit auf sie hinunter.
    »Ich dachte, du wärst weggegangen.« Ihre Zähne schlugen laut aufeinander. »Mir ist kalt. Alles ist so weit weg!«
    Jane war schon ein paarmal in lebensgefährliche Situationen geraten. Diesmal war es besonders schlimm, da ich überhaupt keine Möglichkeit hatte, ihr zu helfen, und nicht einmal wußte, was ihr genau fehlte. Der Sturz über die Treppe allein konnte ihren Zustand nicht verursacht haben.
    Jetzt war mir alles gleichgültig. In ohnmächtiger Wut nahm ich einen kurzen Anlauf und warf mich mit aller Kraft gegen die Tür. Es gab einen dumpfen Schlag. Durch meine Schulter zuckte ein Schmerz, als wären alle Knochen gesplittert. Die Tür jedoch zeigte nicht die geringste Wirkung. Ich konnte hundertmal dagegen anrennen, ohne daß sie aufbrechen würde. Trotzdem versuchte ich es wieder und wieder. Ich biß die Zähne zusammen, daß ich glaubte, mein Kiefer würde zerspringen. Aber es ging um Jane. Ich mußte sie hier herausbringen, ganz gleich, auf welche Art.
    »Hör auf, John!« schrie Jane auf. »Hör um Himmels willen auf! Du bringst dich ja noch um!«
    Ich wollte antworten, kam jedoch nicht dazu. Von oben drangen gellende Schreie herunter. Zwei Schüsse krachten. Gleich darauf brüllte ein Mann

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