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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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dem Bund und knalle dich ab.«
    Sie schafften es. Eine Öffnung kam unter der Steinplatte zum Vorschein. Alle drei spürten einen eisigen Hauch, der ihre Gesichter streifte. Ein hohler Laut schwang für Sekunden im Raum, schien sich dann durch den Gang davonzustehlen, der in die übrigen Bereiche des Gewölbes führte.
    George ächzte und sank auf die Knie. »Bitte – bitte bringt mich wieder nach oben. Ich halte das nicht aus.«
    »Was war das?«, wollte Henri Bienmât wissen. Ein Ausdruck der Ratlosigkeit und Verblüffung hatte auf seinem Gesicht Gestalt angenommen.
    »Nichts«, sagte Mauvais. »Stellst du dich jetzt auch dämlich an?«
    »Unsinn. Natürlich nicht.«
    »Ich sterbe vor Angst«, klagte George Griffin.
    »Na, wenn schon«, meinte Jean-Luc Mauvais. Er nahm den Unterwasserscheinwerfer vom Gürtel seiner Taucherausrüstung und leuchtete in die Öffnung hinein. Plötzlich stieß er einen Pfiff aus, legte sich auf den Bauch und rutschte sehr behutsam ein Stückchen weiter nach vorn, um in eine günstigere Position zu geraten. »Das ist ja sagenhaft. Da geht es mindestens fünfzig Meter in die Tiefe – und der Boden ist trocken, obwohl der Stollen ins Meer hinabführt. Natürlich, die Burg ist auf einem Klippfelsen errichtet worden. Trotzdem finde ich es erstaunlich, dass die Feuchtigkeit nicht bis in den Schacht gedrungen ist.«
    »Ich sage doch: Es spukt«, rief George weinerlich.
    »Du sollst aufhören«, fuhr Henri ihn an.
    Die Gangster besorgten sich ein Seil. Henri und Paul ließen die gesamte Beute in den Schacht hinab und schoben den Stein unter großen Anstrengungen wieder über das Loch. Jean-Luc Mauvais hielt sich derweil mit den Griffins in der Wohnküche auf und tat sich an Kuchen und heißem Kaffee gütlich. Romina bediente ihn.
    Ihre Blicke wurden bewundernder, bald verlangend.
    Es war nach fünf Uhr morgens, als ein Schiffstyphon anfing zu tuten. George musste auf den Landungssteg hinauslaufen. Die Gangster suchten zusammen mit Romina ein Zimmer auf, von dem aus sie den Steg im Auge behalten konnten.
    Sie verfolgten, wie sich ein Kutter der Küstenwacht näherte. George unterhielt sich mit dem Kapitän, sobald das Schiff nur noch Meter von den Planken des Steges entfernt war. Es war zu beobachten, wie George die Achseln zuckte und eine ziemlich entgeisterte Miene zeigte.
    »Er gibt sich keine Mühe«, sagte Paul Grivois zornig. »Ich schieße ihn nieder, wenn er sie an Land lässt.«
    »Das wirst du bleiben lassen«, erwiderte sein Boss. »Noch ein Fehler, und ich vergesse mich, Paul.«
    Romina drängte sich mit der Hüfte wie zufällig gegen den schlanken Gangster. »Ich glaube nicht, dass die Leute vom Kutter etwas Auffälliges an Georges Benehmen finden. Sie wissen, dass hier komische Ausländer hausen. George spricht auch nur gebrochen Französisch.«
    »Hoffentlich hast du Recht, Puppe«, brummte Henri Bienmât. Er massierte sich mit einer Hand den Hals und stieß prustend die Atemluft aus. Irgendwie war ihm nicht besonders wohl zumute.
    Am Heck des Kutters wurde Wasser aufgewirbelt. Langsam drehte er ab und nahm Kurs auf die offene See. Sie sahen, wie seine Konturen im Grau der beginnenden Morgendämmerung verschwammen. George kehrte mit hängenden Schultern in das Hauptgebäude der Burg zurück. Seine Miene zeigte den Ausdruck grenzenloser Resignation und Traurigkeit. Seine Mundwinkel zuckten. Paul wies mit dem Finger auf ihn und begann, lauthals zu lachen. Die anderen fielen ein. Auch Romina.
    ***
    Professor Zamorra war es gelungen, in Venedig ein Wasserflugzeug zu mieten. Als Kaution hatte er eine stattliche Summe hinterlegen müssen. Doch das kümmerte ihn nicht im Mindesten. Er hatte nur einen Wunsch: so schnell wie möglich dem Rätsel des Gespenstes auf die Spur zu kommen.
    Er steuerte die Maschine selbst. Nicole Duval saß auf dem Nebensitz angeschnallt. Es war neun Uhr morgens, und sie rauchten, um nicht von der Müdigkeit überwältigt zu werden. Die ganze Nacht über hatten sie kein Auge mehr zugetan.
    Sie hatten die französische Riviera passiert und glitten nun übers Festland hinweg. Zamorra bedeutete Nicole, aus der Kanzel zu blicken. Unter ihnen breitete sich der Grundriss einer Stadt aus. »Das ist Toulouse«, teilte er über die Bordfunkanlage mit. Nicole trug Kopfhörer und Kehlkopfmikrofon wie er.
    »Stimmt die Kursrichtung noch, Chef?«
    »Ja. 24 Nord, 45 West. Ich wiederhole: Die von dem Gespenst im Menetekel genannte Position muss sich vor der bretonischen

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