0049 - Der blaue Tod
Kopf. Er musste sich die Brillengläser putzen, bevor er Genaueres erkennen konnte.
Romina teilte ihm mit, was der schlanke Gangsterboss ihr gesagt hatte. »Es hat keinen Zweck, sich aufzulehnen«, fügte sie hinzu. »Ich habe den Eindruck, sie werden von der Polizei gesucht. Wahrscheinlich sind sie Schwerverbrecher. Spielen wir nicht mit, bringen sie uns um.«
»Treffend ausgedrückt«, bestätigte Mauvais. »Henri und Paul, ihr durchsucht den Bau, während ich mich näher mit den beiden hier unterhalte.« Er winkte mit der Pistole. »Los, setzt euch an den Tisch.«
Die Griffins kamen dem Befehl nach.
***
Henri und Paul kehrten zurück. »Jean-Luc«, sagt der Kleine. »Wir haben entdeckt, dass das Gemäuer einen Keller hat. Muss eine verdammt komplizierte Sache gewesen sein, das Gewölbe unter dem Meeresspiegel einzurichten – damals, als sie auf die Idee kamen, hier eine Burg zu bauen.«
»Sie stammt aus dem neunten Jahrhundert«, erklärte George Griffin gepresst. »Der größte Teil des Gewölbes ist meistens überschwemmt.«
Mauvais stand auf. »Paul, du bleibst mit der Blonden hier. Fass sie bloß nicht an. Mädchen, du sorgst dafür, dass was zu essen und starker Kaffee auf den Tisch kommen. Henri und ich, wir gehen mit George nach unten.«
George sprang auf. »Nein!«
Mauvais musterte ihn überrascht. »Was soll das heißen – nein?«
»In dem Gewölbe spukt es. Keinen Schritt tue ich da hinein.«
»Henri!«
Henri Bienmât trat neben George, hielt ihn fest und hieb mit der freien Faust zu. Der schmächtige Mann krümmte sich und gab einen dumpfen Laut von sich.
»Er will uns ein Ammenmärchen aufbinden«, sagte Mauvais.
»Was steckt in dem Keller? Ein Schatz?«
Romina schüttelte den Kopf. »Nein. Er fürchtet sich tatsächlich, aber… aber vielleicht will er auch einen Trick versuchen. Ich habe immer gewusst, dass er ein Narr ist. Aber eine so große Dummheit hätte ich ihm nicht zugetraut.« Sie lächelte Jean-Luc Mauvais zu.
»Kümmert euch doch nicht um sein Geschwätz.«
George sah sie grenzenlos erschüttert an. Von Henri gepackt, musste er sich in Marsch setzen. Die folgenden Minuten liefen wie ein Film vor ihm ab: er war nicht bewusst bei der Sache und hatte den Eindruck zu träumen. Dass die Burg überfallen worden war, hatte ihn arg getroffen – aber dass Romina ihm einen Dolchstoß in den Rücken versetzte, brachte ihn fast um den Verstand.
Er stieg die Treppenstufen in das Kellergewölbe hinab. Musste die beiden Gangster bis in den einstmals überschwemmten Raum und von dort aus in die Gruft bringen.
»Hier können wir uns notfalls vor den Bullen verstecken«, erklärte Mauvais. »Im Übrigen wäre es gut, wenn wir die Beute vorerst verschwinden lassen würden.«
»Da komme ich nicht mit«, gestand Bienmât.
Der schlanke Boss grinste. »Pass auf. Höchstwahrscheinlich tauchen die Leute der Küstenwacht oder gar die Polizisten aus Brest im Laufe des Vormittags hier auf und erkundigen sich, ob die Griffins uns gesehen haben. Kannst du folgen?«
»Ja.«
»Die Griffins werden sagen, dass sie keine Menschenseele außer sich selbst zu Gesicht bekommen haben, nicht wahr, George?«
»Ja.«
»Aber es wäre denkbar, dass die Bullen trotzdem die Burg durchsuchen wollen. Und wenn George und Romina sich das verbitten, machen sie sich verdächtig. Also müssten sie’s von vornherein erlauben. Während also die Polizei herumspioniert, müssen wir irgendwo unterkriechen.«
»Stopp«, sagte Henri. »Da hätten die Griffins die beste Möglichkeit, uns zu verpfeifen.«
Mauvais kräuselte nachdenklich die Lippen, bevor er etwas entgegnete. »Das Risiko ist tatsächlich groß. Wir würden eben Romina mit ins Versteck nehmen. Würde George singen, wäre sie die erste, die ins Gras beißt.«
»Hier unten«, versetzte George keuchend, »hier unten sind dreizehn männliche Leichen zu Staub zerfallen. Heute Nacht. Der Ort ist verflucht.«
»Jean-Luc, soll ich zuschlagen?«, fragte Bienmât.
»Nein.« Mauvais näherte sich der Steinplatte in der Mitte des Raumes. »Lass ihn los, ich passe auf ihn auf. Sieh nach, ob sich unter dem Stein hier was befindet.«
Henri Bienmât bückte sich und packte zu. Es bereitete ihm Schwierigkeiten, die Platte zur Seite zu rücken. Allmählich wurde er wütend. Mauvais dirigierte George Griffin an die rückwärtige Wand der Grabkammer, dann half er seinem Komplizen. »Wenn du auch nur einen Schritt tust«, sagte er zu George, »ziehe ich die Pistole aus
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