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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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Küste befinden.«
    »Glaubst du wirklich, das Gespenst einholen zu können?«
    »Das habe ich nie angenommen.« Er wandte den Kopf und blickte sie an. »Das Wichtigste ist, dass wir den Platz erreichen, den der Geisterreiter uns durch die Inschrift auf der Hotelzimmerwand und seinen letzten Pfeilschuss hat bezeichnen wollen. Ich bin mehr denn je überzeugt, dass er sich in einer verzwickten Lage befindet und weder ein noch aus weiß.«
    »Ich kriege noch Mitleid mit ihm.«
    Zamorra lächelte hintergründig. »Ich hoffe, dein gesunder Humor bleibt dir erhalten, Nicole. Du bist also nach wie vor fest entschlossen, mich zu begleiten?«
    »Ja. Keiner bringt mich davon ab…«
    »Château Montagne liegt nicht weit entfernt.«
    »… auch du nicht, Chef«, beendete sie den Satz. »Wir haben gefährliche Abenteuer gemeinsam durchstanden und ich lasse mich auch diesmal nicht ausbooten. Ich weiß, dass ich dir in manchen Lagen mehr und besser helfen kann als andere Freunde – Bill Fleming beispielsweise.«
    »Eines Tages errichte ich dir ein Denkmal, Nicole.«
    Nicole runzelte die Stirn, schwieg und betrachtete die Landschaft, die unter ihnen dahinzog. Nach zehn Uhr flogen sie südlich an Nantes vorüber, gerieten wieder über den Küstenstreifen und flogen in den bedeckten Himmel hinaus, der die endlos erscheinende Wasserwüste des Atlantiks überspannte. Es wurde elf Uhr, und in Nicole machten sich allmählich Anzeichen der Übermüdung bemerkbar.
    Sitzend nickte sie ein.
    Der Ruf Zamorras ließ sie hochschrecken. »Sind wir da?«
    »Ja«, gab er zurück. »Die Position befindet sich genau unter uns. Brest liegt vierzig Meilen entfernt, auf Kurs Nordnordost.«
    Nicole schaute nach unten. Die Eintönigkeit des graublauen Meeres wurde von einem dunklen Fleck unterbrochen. Zunächst dachte die schöne Französin an eine Insel, doch als Professor Zamorra das Wasserflugzeug in Schleifen tiefer zog, stellte sie fest, dass sie sich getäuscht hatte.
    Vier mächtige Türme ragten beinahe drohend von einem Klippfelsen auf, und das Quadrat, das sie bildeten, umspannte mit wuchtigen Mauern den Hof und die Gebäude einer mittelalterlichen Wasserburg. Ein paar Möwen umflatterten die trutzigen Zinnen, stießen dann wieder auf die Gischt hinab, die gegen den Fundamentfelsen spülte, und wandten sich dem Landungssteg mit der weißen Jacht zu, in der Hoffnung, wenigstens dort jemanden zu finden, der ein paar Brocken Nahrung für sie bereithielt.
    »Wild- romantisch«, sagte Nicole. »Und ein bisschen unheimlich. Ist dir der Name des Gemäuers bekannt?«
    »Nein. Ich wusste nicht einmal, dass es an diesem Platz eine solche Burg gibt – das Armutszeugnis muss ich mir ausstellen.«
    »Was soll denn ich als geborene Französin sagen? Was für Leute wohnen deiner Meinung nach dort unten?«
    »Leute, die reich genug sind, sich ein solches Domizil und eine solche Jacht zu leisten.«
    Zamorra vollendete das kunstvolle Manöver und setzte zur Landung an. Nachdem das Flugzeug gewassert hatte, hofften sie, dass die Bewohner der Burg ein Boot aussetzen würden, um sie zu holen.
    Nichts dergleichen geschah. Zamorra drehte ein paar Runden um das düstere Gemäuer. Nicole traf Anstalten, Funkverbindung mit den Insassen aufzunehmen. Beides hatte keinen Erfolg.
    Zamorra lenkte schließlich die Maschine an den Landungssteg heran. Sie stiegen aus. Zamorra zog seinen kurzläufigen 38er Smith
    & Wesson, prüfte die Ladung und steckte ihn wieder ein. »Man kann nie wissen, was einen erwartet«, versetzte er. »Warte hier auf mich, Nicole. Wenn ich in einer Viertelstunde nicht zurück bin, verständige die Küstenwacht.«
    »Chef…«
    Er legte ihr die Hand auf den Arm. »Ich weiß, du willst mit. Aber wenn ich in eine Falle tappe, kannst du mich herausholen.«
    »Das sehe ich ein. Hals- und Beinbruch.«
    Er ging fort. Gespannt verfolgte Nicole, wie er eine Tür im groben Mauerwerk öffnete und vorsichtig ins Innere schlüpfte. Zweimal hörte sie ihn rufen. Kein Mensch antwortete ihm. Für Nicole verstrichen bange Minuten. Sie wurde nervös, ging auf und ab.
    Endlich kehrte Professor Zamorra zurück. Er blieb dicht vor ihr stehen und winkte ihr zu. Nicole atmete auf. Erleichtert lief sie los und wollte ihn mit einer Reihe von Fragen bestürmen.
    Sie hatte ihn noch nicht erreicht, als ein kleiner Mann in schwarzem, hauteng anliegenden Taucherdress ins Freie sprang. Welche Bedeutung sein Erscheinen hatte, bedurfte keiner Erläuterung. Die Pistole in seiner

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