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0049 - Ich und der Teufel MAM

0049 - Ich und der Teufel MAM

Titel: 0049 - Ich und der Teufel MAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Teufel MAM
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der Comissario und führt mich zu den Fenstern, »der Bungalow steht auf zwei Fuß hohen Pfählen inmitten einer waagerechten, planierten Ebene, die in den vom Meeresstrand leicht ansteigenden, von Gärten bedeckten Hang eingeschnitten ist. Infolgedessen konnte der Täter vom rückwärtigen Teil des Garten sehr leicht auf die Veranda klettern, sich an eines der beiden Fenster leicht heranschleichen, die Schüsse ' abfeuern und wieder ungesehen verschwinden.«
    Ich blickte in den vom Mondlicht übergossenen Garten mit seinem leise plätschernden Springbrunnen, einem Gewoge von exotischen Büschen, Bäumen und Pflanzen, die üppig und zuchtlos durcheinander wucherten. Dann kehrte ich mit dem Comissario wieder auf die Veranda mit den Korbsesseln und eisgekühlten Getränken zurück.
    Ich ahnte, daß der in Scotland Yard geschulte Polizeimann noch etwas zurückhielt, gewissermaßen eine Überraschung. Meine Ungeduld bezähmend, wartete ich. Spannung wird durch längeres Schweigen erzielt. Gäben die Menschen ihre letzten Geheimnisse auf Anhieb preis, wäre das Leben langweilig.
    Der kluge Mann gegenüber mußte meine Gedanken erraten haben. Er lächelte vor sich hin. Dann sagte er: »Selbstverständlich sind Sie von dem, was Sie bis jetzt erfahren haben, unbefriedigt, Mr. Cotton. Ich war ja noch gar nicht mit meinem Bericht fertig.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann hören Sie weiter: Die Hemden der drei — sie trugen keine Jacketts — zeigten Pulverspuren, besonders das Hemd von Gordy Koradin, der unmittelbar an einem der Fenster gestanden haben muß. Die Schüsse müssen demnach aus geringer Distanz abgegeben worden sein.«
    »Wie verliefen die Schußkanäle?«
    »Bei Richard Craig fast senkrecht, bei Ramon Capillo etwa 70 Grad von links nach rechts, bei Gordy Coradin 45 Grad ebenfalls von links nach rechts.«
    »Und was schließen Sie daraus?«
    »Die drei müssen durch irgendeinen Umstand — sagen wir ein Geräusch — veranlaßt worden sein, sich nach der Seite zu wenden, von wo aus, Sekunden später, die tödlichen Schüsse kamen. Deshalb standen sie alle mehr oder weniger nach links gewendet. Richard Craig muß sich sogar vorgebeugt haben, weil der Schußkanal, wie bereits gesagt, fast senkrecht verlief.«
    Ich machte ein enttäuschtes Gesicht. Ich hatte mehr zu erfahren gehofft.
    »Sie sollen jetzt noch etwas hören, Mr. Cotton«, sagte der Comissario und steckte eine neue Zigarette in Brand. »Ich habe -an einigen Stellen im Garten Blutspuren entdeckt. Zweifellos Menschenblut. Nicht viele, nein, nur wenige Tropfen.«
    »Wenige Tropfen rühren schwerlich von einer größeren Verletzung«, sagte ich. »In diesem Falle kann angenommen werden, der Täter hatte sich beim eiligen Herabspringen von der Veranda unbedeutend verletzt. Nun frage ich Sie, Mr. Labastida, genauso wie ich vorher Professor Steven O'Gar schon gefragt habe: welches Motiv — präziser ausgedrückt: welche Motive kommen in Frage?«
    »Ja, die Motive…«, meinte er versonnen. »Sie können überzeugt sein, daß ich an alle Möglichkeiten gedacht habe. Es waren ausnahmslos junge Männer. Was als erstes vermutet werden konnte, war eine Frauengeschichte. Nichts davon. Sie gingen, wenn sie von Chichen Itza nach Campeche kamen, selten aus, vielleicht in ein Kino oder zum Friseur, oder sie machten Einkäufe. Also von der Eifersuchtstat eines erbosten Liebhabers, gar Ehemannes, kann keine Rede sein. Auch sonst ist nichts zu finden. Alle drei lebten in Harmonie mit den übrigen Expeditionsmitgliedern, waren bei den Indios beliebt wegen ihres freundlichen Wesens und so weiter.«
    »Dachten Sie an Raubmord?«
    »Zuerst, aber dann ließ ich die Theorie fallen. Alle drei waren noch Studenten und nicht reich.«
    »Aber ohne Motiv kommen wir niemals vom Fleck!« rief ich.
    »Leider. Wir können uns verschiedene Theorien bilden, und ich bin überzeugt, daß eine davon auch die richtige ist, aber wir können mit den schönsten Theorien nichts anfangen, solange es an stichhaltigen Beweisen mangelt. Ich habe bei meinem Lehrer im Yard, dem alten Kriminaldirektor Campbell, folgendes gelernt und mir ins Gedächtnis eingeprägt: Mit einem Indizienbeweis ist nur dann etwas zu machen, wenn er auf dem logischen Grundsatz vom ausgeschlossenen Dritten beruht. Daraus ergibt sich, daß auf A nur ein B folgt, niemals aber ein C — es sei denn, daß B mit C identisch ist. Noch etwas habe ich gelernt: Der Kriminalist neigt dazu, Beweise für Fakten heranzutragen, die sich von

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