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0049 - Ich und der Teufel MAM

0049 - Ich und der Teufel MAM

Titel: 0049 - Ich und der Teufel MAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Teufel MAM
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Gemahlin bei sich haben. Ich bewundere Mrs…«
    »Meine Frau heißt Maud, Mr. Cotton. Nun, wir haben keine Kinder, und warum soll meine Frau zu Hause herumsitzen?«
    »Der Expeditionsarzt Dr. Fox hat ebenfalls seine Frau bei sich«, sagte ich. »Dann ist Mrs. Maud ja nicht so allein.« Der Professor brummte etwas vor sich hin, was ich nicht verstand. Aber ich hatte bemerkt, daß etwas nicht stimmte mit den beiden Damen im Urwald. Es ernst zu nehmen, verwarf ich schnell. Zwei Frauen — beide vermutlich hübsch — allein in abgelegener Gegend ohne Kino, Parties, Freundinnen und so weiter — das gab zwangsläufig schon Gründe für ein gespanntes Verhältnis.
    »Und dann haben wir seit einigen Tagen noch einen Gefährten bekommen«, fuhr der Professor fort, »einen Leutnant Antonio de Menezes. Den Caballero schickte uns der Gouverneur mit zehn Indiosoldaten. Zum Schutz. Ein noch junges Bürschchen, das seine Sache ungeheuer wichtig nimmt. Spricht kaum Englisch, raucht eine Unmenge Zigaretten und läßt sich von seinem Diener jeden Augenblick die Stiefelschäfte blankputzen.«
    »Hat der Arzt viel zu tun?« wollte ich wissen.
    »Natürlich nicht. Ab und zu mal eine Hautabschürfung, vor zwei Wochen wurde ein Indio von einer Lanzenschlange gebissen. Übrigens ich auch schon. Ich wünsche Ihnen das nicht, Mr. Cotton. Wenn Ihnen nämlich der Arzt das Gegengift, zwei oder drei Kubikinches von einer trüben, milchgrünen Flüssigkeit, in die Vene drückt, wird Ihnen schon vom Zuschauen übel. Wer die Roßkur aushält, muß ein gesundes Herz haben.«
    »Was macht denn Doktor Fox den lieben, langen Tag?«
    »Er verkonsumiert eine Unmenge Whisky, Gin, Rum — was ihm gerade einfällt. Er ist nämlich das, was man einen notorischen Alkoholiker nennt.«
    Ich ließ Messer und Gabel sinken. »Und seine Frau?«
    War es nicht so, als verklärte sich das Gesicht des Gelehrten: Mit einem sonderbaren Klang in der Stimme antwortete er:
    »Sol Fox ist ein bezauberndes Wesen. Eine schönere Frau haben Sie noch nicht gesehen — und werden Sie auch nicht sehen. Die Indios betrachten sie mit einer Scheu, die sie sonst nur ihren niemals vergessenen und heimlich noch verehrten Göttern und Dämonen entgegenbringen. Wie Sol Fox behauptet, kreist in ihren Adern das Blut eines alten Kazikengeschlechtes.«
    »Hat der Doktor seine Frau erst hier kennengelernt?«
    »Nein. Irgendwo in einer Hafenstadt am Karibischen Meer. Doktor Fox war früher Schiffsarzt. — Mehr möchte ich Ihnen nicht erzählen, das wäre eine Indiskretion. Wenn Sie in Chichen Itza sind, wird es Ihnen nicht schwerfallen, seine Lebensgeschichte von ihm selbst zu hören. Sie müssen nur den günstigen Augenblick erwischen. Wie bei fast allen Trinkern, kommen auch bei ihm Momente eines plötzlichen Mitteilungsbedürfnisses. Er stammt aus sehr tristen Familienverhältnissen, vermochte sein Studium nur unter großen Entbehrungen zu beenden, und wir vermuten alle, daß seine dunkle Jugend ihm im Blute haften geblieben sein muß, denn er kam aus diesen seelischen Erniedrigungen sein ganzes Leben lang nicht heraus. Ob sein Hang zum Trunk diesen Schwierigkeiten entspringt, oder ob nicht vielmehr das Trinken die primäre Ursache aller Katastrophen war, die ihn immer wieder wie einen Prügelknaben des Schicksals treffen — ich weiß es nicht. Reden wir nicht mehr davon. Sie wollen gewiß noch schnell etwas von unserer Tätigkeit erfahren, Mr. Cotton. Oder langweile ich Sie damit?«
    »Keineswegs«, gab ich zur Antwort. »Ganz im Gegenteil, ich hab schon imterwegs das Werk Cerams gelesen. Je deutlicher die Dinge werden, desto besser verstehe ich auch die Details.«
    »Sehr schön, sehr lobenswert«, nickte der Professor und fuhr fort: »Neben der Anfertigung von Gipsabdrücken neu festgestellter Schriftzeichen handelt es sich bei unserer Tätigkeit auch noch um die Sicherung verschiedener Forschungsergebnisse über den Kalender der Mayas, der auf ihren weitreichenden astronomischen und mathematischen Kenntnissen aufgebaut war. Zu diesem Zweck eignen sich besonders der Caracol-Tempel und die Pyramide des Kukulcan, des Minotaurus der Mayas, dem alljährlich dreißig reine Jungfrauen geopfert wurden. Man warf sie in eine riesige Zisterne, wo sie ertranken. Die Pyramiden von Chichen Itza sind Bauwerke des II. Mayareiches, das von 700 bis 1400 nach Christus bestand. Während Kukulcan noch im I. Mayareich — von 100 bis 600 nach Christus — ein harmloser, sanftmütiger Gott war, wurde er

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