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005 - Der Griff aus dem Nichts

005 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 005 - Der Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Aufruhr geriet. Die Muskelstränge unter seinen Füßen begannen sich zu bewegen, die Arme pendelten wie im Wind hin und her, die Finger verkrampften sich, ballten sich zu Fäusten und entspannten sich im nächsten Augenblick wieder. Die Herzen pulsierten schneller, das Nervensystem zuckte. Die Münder stimmten ein Wehklagen an.
    »Kommen Sie zu uns – oder gehen Sie, mein Herr!«
    Dorian verstand die Erregung des Lebenskollektivs nicht sofort, aber dann kam ihm der leise Verdacht, daß die einzelnen Persönlichkeiten eifersüchtig auf ihn waren. Sie neideten es ihm offensichtlich, daß er noch seinen ursprünglichen Körper hatte und über diesen frei verfügen konnte. Ja, so mußte es sein. Alle diese erbarmungswürdigen Menschen waren zu einem einzigen Leib zusammengeschlossen worden, aber sie waren jeder für sich immer noch Individualisten. Das war ihre Achillesferse.
    »Sind Sie glücklich?« wandte sich Dorian an Latimer. »Sagen Sie mir, ob Sie so etwas wie Gefühl kennen oder ob Sie bereits völlig abgestumpft sind.«
    »Was ist denn schon Glück?« echote Latimer. »Wir sind nicht da, um glücklich zu sein. Es genügt, wenn wir schön sind. Wir wollen für unseren Meister schön sein. Das ist unsere Bestimmung.«
    »Und mehr verlangen Sie wirklich nicht?« fragte Dorian. »Haben Sie denn keine Gefühle mehr? Bedeutet Ihnen Glück, Trauer, Freude und Schmerz nichts mehr?«
    Er trat mit aller Kraft auf eine Hand. Am anderen Ende des Lebenskollektivs ertönte ein Schmerzensschrei.
    »Es tut also weh«, stellte Dorian fest. »Sie sind gegen Schmerz nicht unempfindlich. Aber das ist der physische Schmerz. Können Sie auch psychische Qualen erleiden?«
    »Es schmerzt! Es tut weh!« rief der Chor wehklagend.
    Dorian lachte spöttisch. »Ja, ich sehe, daß ihr alle den seelischen Schmerz auskostet. Ihr weidet euch an euren Leiden. Ihr habt einen sadistischen Spaß daran, die anderen Teile leiden zu sehen. Und auch eure eigene Qual kostet ihr aus.«
    »Wir sind nur geschaffen, um schön zu sein.«
    »Nein, ihr seid noch immer fühlende und denkende Wesen«, rief Dorian. »Und ihr seid Einzelpersönlichkeiten, die nur an das Lebenskollektiv gefesselt sind.«
    »Wir sind schön! Wir sind schön!« rief der Chor, aber es klang unzufrieden und nicht überzeugend. Dorian wußte, daß es ihm gelungen war, die Individuen zu verunsichern. Als äußeres Anzeichen des seelischen Aufruhrs wertete Dorian die Tatsache, daß das Kollektiv in Bewegung geriet. Die Arme zuckten konvulsivisch, die Organe arbeiteten schneller, die Münder gaben unartikulierte Laute von sich, und die Gesichter verzerrten sich.
    »Ruhig, mein Schöner!« ertönte Latimers Stimme. »Sei ganz ruhig, Schöner! Es besteht kein Grund zur Aufregung.«
    Alarmiert drehte sich Dorian in die Richtung, aus der die Stimme erklungen war. Nicht der in das große Lebenskollektiv verstrickte Latimer hatte gesprochen. Der Lastwagenfahrer und ehemalige Maskenbildner stand in voller Lebensgröße auf der anderen Seite des Raumes. Nachdem er das Kollektiv einigermaßen beruhigt hatte, wandte er sich Dorian zu und sagte: »Da du so brennend daran interessiert bist, wie man sich als Teil dieser Lebensgemeinschaft fühlt, Dorian, werde ich dich ihr einverleiben.«
    Was er bis zuletzt nicht hatte wahrhaben wollen, stand nun unwiderlegbar fest: Latimer war Fuller. Es paßte plötzlich alles zusammen. Fuller mußte nach seiner Rückkehr aus Europa eine andere Identität annehmen, um sich voll und ganz seinen schaurigen Experimenten widmen zu können. Der alte Ben Latimer, der am Anfang des Carmelita Canyons hauste, bei allen Leuten bekannt war und nicht für voll genommen wurde, war die ideale Person für Fullers Zwecke gewesen. Es fiel Fuller nicht schwer, das Aussehen des Alten anzunehmen. Als Plastochirurg mit magischen Fähigkeiten war das ein Kinderspiel für ihn gewesen.
    »Du bist so schweigsam, Dorian«, sagte Fuller-Latimer spöttisch. »Was beschäftigt dich denn so intensiv, daß du das Sprechen vergißt? Kann ich dir weiterhelfen, um deine Wissenslücken zu füllen?«
    »Ich sehe eigentlich recht klar, Robert«, antwortete Dorian. »Ich hatte schon von Anfang an den Verdacht, daß du nicht zufällig vor Dorothys Villa aufgetaucht warst. Aber ich dachte, daß du gekommen seist, um mich der Polizei auszuliefern und dir einige Dollars zu verdienen.«
    »Dein Pech, daß du die Wahrheit nicht erkannt hast, Dorian«, meinte Fuller. »So einfach hatte ich es mir gar nicht

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