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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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glauben.«
    »Das weiß ich«, entgegnete der andre ruhig.
    Ohne sich augenscheinlich durch die ungewöhnliche Unterbrechung weiter stören zu lassen, fuhr Wallis mit seiner Beschäftigung fort. Die Hände des kleinen Italieners hatten nervös gezuckt; von seiner Seite aus hätte es vielleicht zu einem Zwischenfall kommen können; aber die überlegene Stärke und Kaltblütigkeit des andern Mannes, der offenbar der führende Kopf war, hatten einen solchen Einfluß auf seinen Kameraden, daß auch er sich damit abfand, alle Folgen, die durch die Anwesenheit dieses Mannes entstehen konnten, in Kauf zu nehmen. Der maskierte Fremde war es, der das Schweigen brach.
    »Ist es nicht sonderbar«, sagte er, »daß es zwar technische Schulen für jede Art von Handwerk, Kunst und Gewerbe gibt, aber keine, die sich damit befaßt, die Kunst des Zerstörens zu lehren. Glauben Sie mir, ich bin sehr dankbar dafür, daß ich die Gelegenheit habe, zu Füßen eines Meisters zu sitzen.«
    Seine Stimme war nicht unfreundlich, aber es lag eine gewisse Härte darin, die nicht im Einklang stand mit dem lässigen Ton, den er anschlug.
    Der Mann auf dem Boden setzte seine Arbeit eine Zeitlang fort, dann sagte er, ohne den Kopf zu wenden: »Ich möchte zu gerne wissen, wie Sie hereingekommen sind.«
    »Ich bin Ihnen auf dem Fuße gefolgt«, sagte der Maskierte. »Ich wußte, Sie würden klugerweise einen gewissen Abstand voneinander halten. Sehen Sie«, fuhr er fort, »Sie haben dieses Geschäft schon fast eine Woche lang beobachtet; einer von Ihnen hat tatsächlich jede Nacht Dienst getan. Sie haben weiter oben in der Straße ein kleines Geschäft gemietet, das Ihnen die Beobachtung dieses Grundstückes erlaubte. Ich schloß daraus, daß Sie heute morgen die Gasflaschen heranschafften, Sie hatten sich diese Nacht ausgesucht. Während Sie in dem dunklen Torweg des Hauses, in dem Ihr Büro liegt, warteten, hat einer von Ihnen aufgepaßt, wann das Licht ausgehen und Herr Gilderheim das Haus verlassen würde. Nachdem er weggegangen war, kamen Sie, Sir« -er zeigte auf den Mann auf dem Boden - »unverzüglich heraus, Ihr Kamerad jedoch folgte nicht sofort. Außerdem blieb er unterwegs stehen, um ein kleines Bündel Briefe aufzuheben, das anscheinend ein zerstreuter Mensch hatte fallen lassen, und da sich unter diesen Briefen zwei versiegelte Päckchen befanden, wie sie die Geschäftsleute von Hatten Garden an ihre Kunden zu versenden pflegen, war es mir möglich, der Beobachtung des zweiten Mannes zu entgehen und Ihnen dicht auf den Fersen zu folgen.«
    Callidino lachte leise.
    »Das stimmt«, sagte er, dem Mann auf dem Boden zunickend. »Das war sehr geschickt gemacht. Ich vermute, Sie ließen das Paket fallen?«
    Der Mann mit der Maske neigte bejahend den Kopf.
    »Machen Sie bitte weiter«, sagte er, »lassen Sie sich durch mich nicht aufhalten.«
    »Und was soll geschehen, wenn ich fertig bin?« fragte George, immer noch dem Schrank zugewendet.
    »Soweit ich in Betracht komme, nichts. Sobald Sie Ihre Arbeit erledigt und herausgeholt haben, was hier herauszuholen ist, werde ich mich zurückziehen.«
    »Sie wollen Ihren Anteil haben, nehme ich an?«
    »Durchaus nicht«, erwiderte der andre ruhig. »Ich will unter keinen Umständen einen Anteil. Ich habe kein Recht darauf. Meine gesellschaftliche Stellung hindert mich daran, mehr zu tun, als bei Ihrem Diebstahl ein Auge zuzudrücken.«
    »Kapitalverbrechen«, verbesserte der Mann auf dem Boden.
    »Kapitalverbrechen«, stimmte der andre zu.
    Er wartete, bis die schwere Safetür geräuschlos aufging und George die Hand hineinsteckte, um den Inhalt herauszuholen; dann schritt er ohne ein weiteres Wort zur Tür und schloß sie hinter sich.
    Die beiden Männer setzten sich auf und lauschten. Sie hörten nichts weiter; einzig das leise Einschnappen der Haustür verriet ihnen, daß ihr merkwürdiger Besucher das Haus verlassen hatte.
    Sie sahen einander an… Interesse lag auf dem Antlitz des einen, auf dem des anderen Belustigung.
    »Ein seltsamer Kerl«, sagte Callidino.
    Der andre nickte.
    »Äußerst seltsam«, erwiderte er, »und noch seltsamer wird es sein, wenn wir heute nacht mit unsrer Beute aus Hatton Garden hinauskommen.«
    Es schien, daß tatsächlich das ›noch Seltsamere‹ eintraf, denn niemand sah die Juwelendiebe fortgehen; und der Einbruch in Gilderheims Juwelenschrank gab einen ebenso interessanten Gesprächsstoff ab wie die Aussichten Sunstars für das große Rennen.

2
    Da war es

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