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005 - Die Melodie des Todes

005 - Die Melodie des Todes

Titel: 005 - Die Melodie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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richtete sich erregt auf, krampfte die Hände ineinander und starrte mit gespanntem Gesicht auf den Doktor -, »er war etwas wie ein Musiker, das heißt, er liebte Musik sehr. Und seine Art der Nachrichtenübermittlung war einzigartig, ich habe nie zuvor in meinem Leben etwas Derartiges gehört. Er gab mir zwei Karten und einen Briefumschlag mit Adresse, der Adresse eines alten Musikanten in London, den er unterstützte.«
    Edith glaubte, das ganze Zimmer würde sich um sie drehen, doch sie hielt sich mit Mühe aufrecht. Ihr Gesicht war schneeweiß, und ihre Hände hielten die Stuhllehne so krampfhaft umklammert, daß die Knöchel weiß durch die Haut schimmerten.
    »Wie gesagt, sie waren an einen alten Freund von ihm adressiert und hatten beide den gleichen Wortlaut mit folgender Ausnahme. Die eine besagte im wesentlichen: ›Sie werden an den und den Platz gehen und die ,Melodie in F-Dur’ spielen‹, während die andre die gleiche Anweisung gab und sich nur insofern unterschied, daß er das ,Frühlingslied’ spielen sollte; nun, hier setzt die Tragödie ein.« Er hob den Finger. »Er gab mir die ›Melodie in F-Dur‹ an, um ihm die Botschaft zu übermitteln, daß er krebsleidend sei.«
    Tiefes Schweigen herrschte.
    »Und, und …?« flüsterte Edith.
    »Und« - der Doktor blickte sie mit seinen geistesabwesenden Augen an -, »ich sandte die falsche Karte ab«, sagte er, »und vernichtete die andre, bevor ich meinen Irrtum erkannte.«
    »Dann hat er also keinen Krebs?« flüsterte die junge Frau.
    »Nein, und ich kenne seine Adresse nicht und kann ihn nicht erreichen«, erklärte Barclay-Seymour. »Es war in mancher Beziehung tragisch. Ich glaube, er wollte sich damals gerade verheiraten, denn er sagte mir ausdrücklich: ›Wenn es sich bewahrheitet und ich verheiratet bin, werde ich meine Frau in Armut zurücklassen«, und er stellte eine sonderbare Frage an mich«, fügte der Doktor hinzu. »Er sagte nämlich: ›Sind Sie nicht der Ansicht, daß ein zum Tode Verdammter zu jeder Handlung berechtigt ist, sogar dazu, Verbrechen zu begehen, zum Schutze der Familie, die er zurückläßt?««
    »Jetzt ist mir alles klar«, sagte Edith. Ihre Stimme klang hohl und wie aus weiter Ferne.
    »Was war das?« rief der General und sprang auf.
    Diesmal gab es keinen Zweifel. Jack Frankfort sprang zu dem Vorhang, der die eine Nische bedeckte, und zog ihn beiseite. Da stand Gilbert Standerton, weiß wie ein Gespenst; seine Augen stierten ins Leere, und seine Hände zitterten.
    »Die falsche Karte!« sagte er. »Mein Gott!«

16
    Einen Monat danach kam Gilbert Standerton vom Auswärtigen Amt heim in sein kleines Haus in St. Johns Wood.
    »Es ist ein Herr da, der dich sprechen will, Gilbert«, sagte seine Frau.
    »Ich kann mir denken, wer es ist«, erwiderte er, »es wird der Prokurist meiner Bank sein.«
    Mit einem heiteren Lächeln begrüßte er den hochgewachsenen Mann, der bei seinem Erscheinen aufstand.
    »Also, Herr Brown«, sagte er, »ich muß Ihnen genau erklären, was ich von Ihnen erledigt haben möchte. Da ist in Amerika ein Mann - seit ein oder zwei Wochen wird er drüben sein -, dem ich einen großen Geldbetrag schulde; achtzigtausend Pfund glatt beträgt die Summe - und ich wollte Sie ersuchen, dafür zu sorgen, daß ich genügend flüssiges Kapital habe, um die Zahlung leisten zu können.«
    »Sie haben mehr als hinreichend zur Verfügung, Herr Standerton«, entgegnete der Prokurist, »sogar sofort, und ohne daß Sie etwas von Ihren sicheren Papieren verkaufen müssen.«
    »Das ist gut; Sie werden alle Einzelheiten hier finden«, meinte Gilben und holte ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Tasche. »Es handelt sich eigentlich um eine genossenschaftliche Sache, das heißt, es soll zwei Männern namens Thomas Black und George Smith überwiesen werden. Es kann sein, daß sie noch mit andern abrechnen; ich glaube nämlich«, lächelte er, »sie haben noch mehr Geschäftsteilhaber, die am Ende auch noch einen Anspruch auf Anteile haben.« »Ich habe noch gar keine Gelegenheit gehabt, Sie zu beglückwünschen, Herr Standerton«, sagte der Bankprokurist. »Der Dienst, den Sie der Stadt geleistet haben, ist großartig. Es heißt ja, daß es Ihnen zu verdanken ist, wenn jeder Pfennig, der von der berüchtigten Wallis-Bande gestohlen wurde, wieder beigebracht werden konnte.«
    »Ich glaube, das entspricht ziemlich genau dem Sachverhalt«, entgegnete Gilben gelassen.
    »Ich habe neulich einen Bericht darüber in

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