005 - Gekauftes Glück
Treppe. „Es gibt ein kleines Problem. Benshee hat ein Hufeisen verloren. Der Hufschmied ist jetzt bei ihr, doch es wird noch eine halbe Stunde oder länger dauern, bis sie geritten werden kann."
„Oh!" äußerte Ashleigh. „Nun, dann kann ich hier warten, bis sie hergebracht wird."
„Das würde dir nichts ausmachen, Schätzchen?" fragte Brett und ließ bewundernd den Blick über ihre schlanke, elegant gekleidete Gestalt gleiten. Dann beugte er sich spontan vor und drückte ihr einen weichen Kuß auf das Ohr. „Du bist entzückend", flüsterte er.
Sie fühlte einen wohligen Schauer den Rücken herunterrieseln und brauchte einen Moment, ehe sie etwas erwidern konnte. „Nein, natürlich macht es mir nichts aus, auf Benshee zu warten. Du reitest jetzt nach Hause zurück?"
„Ich befürchte, das muß ich", antwortete Brett und hob ein gefaltetes Stück Papier hoch, das er in der Hand hielt. „Ich habe soeben aus Whitehall einen Brief erhalten.
Ich muß nach London und noch mit Higgins sprechen, damit er alles für die Reise vorbereitet."
Im stillen dachte Brett noch an etwas anderes, das er vor dem Aufbruch erledigen mußte. Es betraf den Unfall vom vergangenen Abend. Als Ashleigh noch geschlafen hatte, war er nach dem Aufstehen auf den Balkon gegangen und hatte das geborstene Geländer einer genauen Prüfung unterzogen. Da er kein Zimmermann war, konnte er nicht sicher sein, ob er sich nicht irrte, doch der Bruch in der Brüstung war ihm eigenartig erschienen. Obwohl er nicht über die Schlußfolgerungen nachdenken mochte, hatte er dennoch den Beschluß gefaßt, die Zimmerleute, die den Witwensitz renoviert hatten, herzurufen, sobald Ashleigh nicht mehr im Haus weilte. Der Zwischenfall war bereits ein großer Schock für sie gewesen. Wiewohl sie sich bemerkenswert rasch davon erholt hatte, wollte Brett sie an diesem Morgen
nicht erneut verstören. Er hoffte inständig, seine Befürchtungen würden sich als grundlos erweisen. Es war ihm entschieden lieber, Ashleigh einige Tage nach London mitzunehmen, ohne solche Sorgen im Sinn haben zu müssen.
„Ich bin nach Whitehall beordert worden", sagte er und machte Anstalten, sich aufs Pferd zu schwingen. „Ich sehe dich vor dem Lunch in Ravensford Hall. Und vergiß nicht, dich mit Benshee in flachem Gelände zu halten. Noch haben wir ihr Sprungtraining nicht beendet."
Er ritt fort, und Ashleigh sah ihm nach. Sie grübelte darüber nach, warum er nach Whitehall beordert worden war. Er hatte nichts davon gesagt, daß sie ihn begleiten solle. Wie konnte er seine Frischvermählte irgendwelcher geschäftlicher Dinge wegen allein lassen? Das würde er doch nicht? Oder würde er das doch tun?
Schließlich war ihr das Londoner Haus vertraut, und es gab viele Dinge in London, mit denen sie sich beschäftigen konnte, während er in Whitehall war ... Plötzlich erschien ihr das durch die Fenster des Vestibüls dringende Sonnenlicht nicht mehr so wundervoll, und sie biß sich auf die Unterlippe.
Eine kurze Zeit später saß Ashleigh im Salon und hörte, daß die Haustür geöffnet wurde. In der Annahme, es müsse sich um einen Stallburschen handeln, der Benshee hergebracht hatte, verließ sie den Raum und ging zur Treppe. Auf dem oberen Podest angelangt, vernahm sie eine Frauenstimme.
„Warum sind hier keine Dienstboten, die mir den Mantel abnehmen? Ich ... oh, da sind Sie ja, Miss St. Clair!" Den Namen hatte Elizabeth Hastings mit einem verächtlichen Zischen ausgesprochen.
Im Nu war Ashleigh wütend und schaute erzürnt die sich ihr auf der Treppe nähernde, in ein lavendelfarbenes Kleid gehüllte Gestalt an. „Ich heiße jetzt Ashleigh Westmont, Lady Elizabeth." Ein boshaftes Glitzern erschien in ihren blauen Augen.
„Besser gesagt, Duchess of Ravensford."
In Elizabeths Blick war keine Wärme, als sie ihn auf die Frau richtete, die für sie ein opportunistischer Eindringling war. „Nun, Euer Gnaden", sagte sie abfällig, „dann wollen wir sehen, wie Sie den Verpflichtungen Ihres Titels gerecht werden. Eine Herzogin ist eine Dame, und eine Dame weiß, wie man einen Gast ins Haus bittet!"
Elizabeth ging an der Duchess of Ravensford vorbei auf den Salon zu, den ersten Raum rechts von der Treppe. „Gehen wir in den Salon, Euer Gnaden?"
Ashleigh fragte sich, ob eine Duchess je eine Besucherin eigenhändig vor die Tür gesetzt habe, biß die Zähne zusammen und folgte Lady Elizabeth in den Salon.
Sobald Elizabeth mit der Herzogin im Raum war, drehte sie sich
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