005 - Gekauftes Glück
Sonnenlicht machte Ashleigh munter. Sie spürte die Strahlen, ehe sie noch die Augen aufgeschlagen hatte. Die Wärme und der gelbe Schein drangen ihr durch die Lider. Sie hielt die Augen noch einen Moment geschlossen und genoß die Reize, die ihre anderen Sinne ihr vermittelten - den Gesang der vor dem offenen Fenster zwitschernden Vögel, den Geruch der Rosen, den die aus dem Garten wehende Brise herein wehte, und das Gefühl der seidenen Laken auf der nackten Haut. Jäh riß sie dann die Lider auf, als ihr die letzte Empfindung voll zu Bewußtsein kam. Sie lag nackt in diesem breiten Bett, das einen seidenen Baldachin hatte. Nackt, weil ... Hastig machte sie die Augen wieder zu und spürte sich bei dem Gedanken an die Hochzeitsnacht erröten. Oh, du lieber Himmel, hatte sie wirklich ... hatten sie wirklich ...
„Guten Morgen, Schlafmütze", sagte eine träge klingende Männerstimme irgendwo im Raum.
Ashleigh schlug die Augen ein zweites Mal auf und sah Brett. Er lehnte lässig am Marmorkamin und war bereits vollständig angezogen. „Gu...guten Morgen", stammelte Ashleigh und haßte den Umstand, daß die Röte ihrer Wangen sich unter dem direkten Blick von Bretts blaugrünen Augen vertiefte.
Leise lachend beugte Brett sich zu einem in der Nähe stehenden Tisch, zog die Wärmehülle von einer kleinen silbernen Teekanne und brachte dann das Tablett, auf dem auch ein Gedeck stand, zum Nachttisch. „Das Frühstück, Euer Gnaden", sagte er belustigt und stellte mit schwungvoller Geste das Tablett ab. „Wenn ich mich richtig erinnere, trinkst du den Tee pur, nicht wahr?"
„Du hast mir Tee gemacht?" staunte Ashleigh und setzte sich auf. Vor Überraschung vergaß sie ihr Unbehagen.
„Natürlich", antwortete Brett leichthin, während er sie anschaute. „Hast du gedacht, ich wüßte nicht, wie man Tee macht? Du mußt wissen, daß ich als Kajütjunge die Aufgabe hatte, das zu tun." Er schenkte Tee in die Tasse und reichte Ashleigh das Gedeck.
Im Begriff, danach zu greifen, hielt sie plötzlich inne und schaute an sich herunter.
Die Bewegung hatte die Bettdecke ins Rutschen gebracht und ihre Brüste mit den rosigen Spitzen entblößt. „Oh!" hauchte sie, errötete heftig und griff nach der Decke.
Aber Brett streckte die freie Hand aus und hinderte Ashleigh daran, die Decke wieder hochzuziehen. „Nicht!" sagte er und legte leicht die Hand auf die Finger der Gattin. „Ich liebe es, dich anzusehen. Deine Brüste ...", er hielt ihr wieder die Teetasse hin, doch sein Blick war auf Ashleighs gerötetes Gesicht gerichtet, „... sind schön."
Ashleigh senkte die Lider, als ihre Röte sich vertiefte, brachte es jedoch fertig, die Teetasse entgegenzunehmen. „Da...danke", murmelte sie und trank dann rasch einen Schluck des köstlichen Gebräus.
Brett schmunzelte und half ihr, das Gedeck wieder auf das Tablett zu stellen. Er amüsierte sich köstlich und wußte, der Grund für sein Vergnügen saß vor ihm. Sie hatte ihm die zufriedenstellendste Nacht seines Lebens geschenkt, und sie war seine Gattin! Voll Abscheu entsann er sich seiner Gefühle hinsichtlich der Erfüllung der ehelichen Pflichten, die er noch vor kurzem empfunden hatte, als er zähneknirschend in eine Zukunft mit Lady Elizabeth einwilligte, und dann erinnerte er sich der Wut, die ihn nach Patricks Ultimatum überkommen hatte. Doch nun stand er hier und lachte dem Schicksal nach diesen beiden Erinnerungen ins Gesicht.
Hier war jetzt das genaue Gegenteil zu dem, mit dem er vorher gerechnet hatte, und es wurde verkörpert durch die zierliche, kleine Schönheit, die, zu seinem höchsten Entzücken und nicht unbeträchtlichen Erstaunen, errötend vor ihm saß. „Ashleigh", sagte er leise, „sieh mich an."
Ihre schwarzen Wimpern flatterten sekundenlang, ehe sie die dunkelblauen Augen auf ihn richtete. Im nächsten Augenblick jedoch, als er sich aufsetzte, schloß sie die Lider wieder und griff nach der Bettdecke. „Aha!" Und dann, noch ehe sie begriff, was geschah, hatte er die Hände nach ihr ausgestreckt, und sie saß auf seinem Schoß. „Hm, so ist es besser", murmelte er in ihr Haar.
„Oh, aber, Brett...", protestierte sie.
„Aber, Brett, was?" wollte er wissen, drückte ihr das Kinn höher und zwang sie, ihn anzuschauen.
Die Röte ihrer Wangen wollte nicht weichen. Es war eine Sache, sich in der vergangenen Nacht, als es dunkel gewesen war, durch sein Liebesspiel leidenschaftlich mitreißen zu lassen, doch eine ganz andere, den physischen
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