005 - Gekauftes Glück
kaum anzunehmen, daß seine Ehe sie davon abhalten würde, Ravensford Hall und ihre geliebte Patentante zu besuchen.
Nun, all das war ein Grund mehr, Ashleigh eine Weile von Ravensford Hall fortzubringen. Der Ruf nach Whitehall hätte nicht zu einem günstigeren Zeitpunkt erfolgen können. Und die Zeit in London würde ihm unter anderem die Chance geben, über die Dinge nachzudenken und sich zu überlegen, was zu tun sei, damit keine weiteren Unfälle geschahen.
Er ließ die Gedanken zu der Gattin schweifen und lächelte weich. Er würde es genießen, sie in London herumzuführen. Sie war ein solcher Unschuldsengel und wußte alles sehr zu schätzen, was ihr der neue Lebensstil brachte, der in so starkem Gegensatz zu den Jahren niedriger Dienstbotenarbeit im Bordell stand. Und Brett konnte es kaum erwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn er ihr abends sein Hochzeitsgeschenk überreichte.
Sein Lächeln wurde breiter, als er, den Rappen zügelnd, weil er sich dem Tor der Stallungen näherte, die in der Westentasche steckenden Papiere berührte. Sie waren die Dokumente, durch die eine schwarze Stute namens Benshee auf Ihre Gnaden, die Duchess of Ravensford, überschrieben wurde. Nein, er konnte es nicht abwarten, Ashleighs Gesicht zu sehen!
18. KAPITEL
Wütend schaute der Duke of Ravensford in der Eingangshalle in ein halbes Dutzend ängstlicher Mienen. „Wollt ihr mich glauben machen, daß keiner von euch sie abreisen gesehen hat, noch dazu am hellichten Tag!" donnerte er die Bediensteten an.
Chauncey Jameson tauschte mit Hettie Busby einen besorgten Blick, nahm dann alle Selbstbeherrschung zusammen, um nicht nach dem Taschentuch zu greifen und sich vor seinem Dienstherrn den Schweiß von der Stirn zu wischen, und erwiderte: „Ihre Gnaden ist vom Witwensitz nicht zurückgekommen, Euer Gnaden. Und was Sir Patrick und Miss O'Brien angeht, so dachten wir, sie würden, als sie aufbrachen, und das war am Spätvormittag, das Pferd Ihrer Gnaden zum Witwensitz bringen."
„Ja, Euer Gnaden", fügte der alte Henry hinzu. „Ich habe Benshee Sir Patrick übergeben, ja, das habe ich."
Brett war außer sich vor Sorge. Inzwischen war es früher Abend, und man hatte, nachdem die Gattin, ihr Bruder und ihre Gesellschafterin nicht, wie vorgesehen, zum Lunch erschienen waren, stundenlang das Haus und den Park nach ihnen abgesucht.
Wie konnten sie verschwunden sein? Beim Überlegen wurde Brett von einem kalten Schauer erfaßt. War das Verschwinden der letzte üble Hieb gegen Ashleigh, die letzte schmutzige Machenschaft, dazu bestimmt, den Fehlschlag des vergangenen Abends zu korrigieren? Und wenn dem so war, mußte es jemanden geben, der hinter dieser Sache steckte und Kraft und Geschick hatte, denn der Schwager war von kräftiger Statur und außerdem ein geschickter Kämpfer, ganz besonders, wenn er sich verteidigen mußte. Plötzlich, noch während Brett darüber nachgrübelte, was zu tun sei, vernahm er eilends sich auf der Auffahrt nähernde Schritte und gleich darauf lautes Klopfen an der Haustür.
Jameson ging zum Portal und öffnete es. Jonathan Busbys und eines jungen Lakaien namens Robert ängstliche Gesichter waren zu sehen. „Ich ... ich bi...bitte um Entschuldigung, Mr. Jameson, Sir", stammelte Jonathan, „aber wir mö...möchten so...sofort Seine Gnaden sprechen."
„Ja, Sir. Wissen Sie, wir haben etwas gefunden", fügte Robert hinzu. „Schick sie herein!" rief Brett.
Die beiden jungen Männer kamen in die Halle. Jonathan warf einen raschen Blick auf seine Eltern. Robert hielt die Augen zu Boden gerichtet. Sobald Jonathan Seite an Seite mit ihm vor dem Herzog stand, stieß er Robert mit dem Ellbogen in die Rippen.
„Zeig es Seiner Gnaden!" murmelte er.
Robert warf einen Blick auf die strenge Miene des Duke, zog ein Stück Papier aus der Jackentasche und reichte es ihm.
„Sie haben gesagt, Euer Gnaden, wir sollten weitersuchen", erklärte Jonathan.
„Deshalb haben Robby und ich beschlossen, den Witwensitz gründlich zu durchsuchen, sobald wir im Garten nachgesehen hatten." Der Ausdruck in Jonathans Augen heischte um Entschuldigung. „Wissen Sie, die Tür stand auf, nachdem Sie fort waren."
„Und wir haben dieses Papier unter dem Tisch im oberen Salon gefunden, in der Nähe des Fensters. Wissen Sie, der Wind muß es auf den Fußboden geweht haben, und deswegen hat keiner es früher bemerkt."
„Ich verstehe", sagte Brett und entfaltete rasch das Blatt. „Gute Arbeit, Burschen."
Strahlend zogen die
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