005 - Gekauftes Glück
abend, als ich dir so über den Mund gefahren bin. Du erinnerst dich, das war, nachdem du mich ziemlich beharrlich gedrängt hattest, ich solle ...", Brett lächelte schief, „... dir noch mehr über meine Vergangenheit erzählen und über ... meine Familie."
„Brett, ich wollte nicht neugierig sein."
„Nein. Jetzt ist mir das klar, Ashleigh. Außerdem glaube ich nicht, daß man es Neugier nennen könnte, wenn die eigene Gattin solche Dinge erfahren möchte. Und du bist jetzt meine Gattin, Ashleigh Westmont, und ebenso meine Duchess."
Spielerisch klopfte er ihr auf die Nasenspitze. „Und daher meine ich", fuhr er fort,
„daß du das Recht hast, gewisse ... Informationen zu bekommen. Es gibt einige Dinge in meiner Vergangenheit, mit denen zu befassen mir nicht leichtfällt. An erster Stelle steht die Geschichte, wie ich in zartem Kindesalter die Eltern verloren habe ..."
Und nun berichtete er Ashleigh von dem ziemlich geheimnisvollen und für ihn schmerzlichen Verschwinden der Mutter, die fortgegangen war, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, und der vagen Geschichte, die man ihm erzählt hatte, um ihr Verschwinden zu begründen. Des weiteren sprach er darüber, daß alle Spuren ihrer Anwesenheit aus Ravensford Hall und seinem Leben entfernt worden waren, und beschrieb auch, wie unglücklich er den Vater in den folgenden Jahren gesehen hatte, redete von dessen zweiter Ehe und schilderte, was er über dessen tragischen Tod erfahren hatte, als er selbst zehn Jahre alt gewesen war.
Während seiner Schilderangen hörte Ashleigh ihm mit weitgeöffneten Augen, aus denen Mitgefühl sprach, aufmerksam zu und stellte sich vor, wie sie an seiner Stelle empfunden hätte und welchen Schmerz er gefühlt haben mußte. Schließlich, nachdem er seine Geschichte beendet hatte, meinte sie, die Kehle sei ihr wie zugeschnürt, und schluckte schwer. „Oh, Brett, ich hatte keine Ahnung ... Oh, wie schrecklich für dich!"
Sein Blick glitt an ihr vorbei, als schaue er in weite Fernen, in eine andere Zeit, an einen ganz anderen Ort. „Nein, nicht schrecklich ... nur ... instruktiv." Da Ashleigh nichts erwiderte, erklärte er: „Diese Erfahrungen haben mich unter anderem gelehrt, über meine Gefühle zu schweigen, ganz besonders dann, wenn es schmerzliche waren. Diese Zurückhaltung wurde mir zur jahrelangen Gewohnheit und hat mir oft im Umgang mit Männern und ... Frauen geholfen." Er streckte die Hand aus und ließ den Zeigefinger an Ashleighs Wange und Kinn entlanggleiten.
„Doch bei dir ist das jetzt anders, weil du meine Gattin bist und vielleicht schon ein Kind von mir empfangen hast ..." Er senkte die Hand auf ihren nackten, flachen Bauch und hob sie dann wieder an ihre Wange. „Hab Geduld mit mir, Ashleigh. Gott weiß, daß ich nicht geduldig bin, aber wenn du versuchst, Nachsicht mit mir zu haben, bin ich vielleicht in der Lage, diese ... diese mir in Fleisch und Blut übergegangene Tendenz, niemandem mein Innerstes zu offenbaren, zu überkommen. Nun, Liebste, was sagst du dazu?"
Angesichts des nackten Flehens in Bretts Augen, und da sie wußte, wie fremd dieses Bitten seinem Wesen war, wurde ihr Herz von Freude - und Hoffnung - erfüllt. Er mochte sie nicht lieben - noch nicht, aber er hatte einen wichtigen Schritt getan, um sie durch das Einbeziehen in seine intimsten Belange enger an sich zu binden. Und sie gedachte nicht, sein Vertrauen zu mißbrauchen. „Oh, Brett!" rief sie und schlang ihm die Arme um den Nacken. „Ich werde es versuchen! Ich werde mich sehr bemühen!"
„Gut gemacht, Euer Gnaden! In der Tat, gut gemacht, denn um mehr bitte ich dich nicht." Und während er Ashleigh in den Armen hielt, wanderten seine Gedanken turbulent im Kreis. Vielleicht hatte er sich geirrt. Vielleicht würde sie sich doch als Frau herausstellen, der er vertrauen konnte. Vielleicht ... Doch eine skeptische innere Stimme warnte ihn, vorsichtig zu sein. Nichts dauere für immer ... Das Leben sei bestenfalls ein riskantes Spiel ... und ein Weib die wechselhafteste, unsicherste aller Karten.
Eine kurze Zeit später, nachdem Ashleigh ihre Morgentoilette beendet hatte und vor einem großen Drehspiegel stand, um sich zu begutachten, hörte sie das von der Auffahrt heraufdringende Schnauben von Pferden.
„Wahrscheinlich ist das der alte Henry mit unseren Pferden", rief Brett ihr von der zum Vestibül führenden Treppe zu. „Komm zu uns, sobald du fertig bist." Einige Augenblicke später begegnete er ihr am Fuß der
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