005 - Gekauftes Glück
Margaret", sagte Patrick, froh darüber, auf diese Weise den Besuch ausdehnen zu können. „Warum laden Sie mich nicht zu einer Tasse Tee ein, so daß ich Ihnen alles erklären kann ...?"
Zwanzig Minuten später neigte er sich galant über Lady Margarets Hand und machte dann Anstalten, Higgins zur Tür zu folgen. „Auf Wiedersehen, Mylady, und vielen Dank für den Tee. Sie haben meine Adresse, falls Sie etwas hören sollten. Bitte, zögern Sie nicht, mir eine Nachricht zukommen zu lassen."
Einen leicht argwöhnischen Ausdruck in den Augen, sah Margaret nickend Sir Patrick St. Clair nach, als er ging. Nachdenklich blieb sie im Salon stehen, eine Weile in Gedanken versunken, während Higgins aus der Eingangshalle zurückkehrte und das Teegeschirr abzuräumen begann.
Er war nicht blind und sah, daß die „eiserne Zuchtmeisterin" über etwas nachzugrübeln schien, besonders, als Lady Margaret den Blick hob und in die Richtung schaute, wo das Zimmer Ihrer Gnaden lag. Dann sah er sie entschlossen nicken, als sei sie zu einem Entschluß gelangt, und Anstalten machen, den Raum zu verlassen. In diesem Moment wußte er, daß er schnell handeln mußte. Das schwere Tablett auf einer Hand balancierend, hastete er zu der Doppeltür und sagte: „Oh, gestatten Sie, Eure Ladyschaft." Eine Sekunde später, genau in dem Moment, da Lady Margaret durch die Tür und zum Zimmer Ihrer Gnaden gegangen wäre, um nachzusehen, ob die Gattin des Herzogs noch da war, krachte das gesamte Teeservice vor ihr auf den Fußboden und beschmutzte ihr den Rock.
„Du Tölpel!" kreischte sie und übertönte damit die hastig gemurmelte Entschuldigung des Kammerdieners Seiner Gnaden. „Sieh, was du gemacht hast! Oh, du Hornochse!"
Doch als er sich verbeugend einen Kratzfuß machte und schwor, den Schaden und die Flecke auf dem Rock Ihrer Ladyschaft in höchstens zehn oder fünfzehn Minuten behoben zu haben, brauste Sir Patricks überfüllter Brougham bereits durch die Stadt, und das Wageninnere war von Ashleighs erleichtertem Gelächter erfüllt, während sie die beiden Frauen und den Bruder umarmte, Finn ihr erfreut das Gesicht leckte und das Schwein glücklich grunzte, derweilen es wieder zum Fenster hinausschaute.
Es war spät, als Brett das Haus in der King Street betrat. Aufgrund der Abwesenheit der Stallbediensteten hatte er Pferd und Wagen in den Stall gebracht und nahm keinen Anstoß daran, daß Higgins nicht auf ihn wartete. Schon lange hatte er die alte Gepflogenheit des Großvaters abgeschafft, ein Kammerdiener habe auf seinen Herrn zu warten, ganz gleich, wie spät es würde. Nachdem er die Jacke in der Eingangshalle ausgezogen hatte, bemerkte er als erstes ein auf dem Tisch mit den Visitenkarten der Besucher liegendes gefaltetes Blatt Papier, das seinen Namen trug. Im allgemeinen hätte er jede Nachricht bis zum Morgen ignoriert, doch er erkannte die akkurate Handschrift der Großtante, und seine Neugier war geweckt.
Er entfaltete das Blatt und las:
Brett,
ich kehre heute abend nach Ravensford Hall zurück. Den Grund dafür wirst Du, wie ich annehme, sofort erraten, sobald Du das Zimmer Deiner Frau betreten hast.
Margaret
Finster furchte Brett die Stirn und murmelte, während er die Treppe zum Zimmer der Gattin hinaufrannte: „Welches Rätsel will die alte Hexe mir jetzt aufgeben?" Im dunklen Korridor blieb er einen Moment vor der Tür zu Ashleighs Zimmer stehen und war sich nicht sicher, ob er wirklich wissen wollte, was ihn drinnen erwartete.
Dann griff er in die Westentasche, zog den Schlüssel heraus und merkte, als er ihn in das Schloß steckte, daß die Tür nicht verschlossen war. Er machte sich auf alles gefaßt, öffnete sie langsam und wußte, was er darin finden würde.
Abgesehen vom leichten Flattern der Fenstervorhänge regte sich nichts im Zimmer.
Bretts Blick schweifte zu dem großen Himmelbett, das, wie auch im Dunklen gut erkennbar war, ordentlich gemacht war. Langsam, wie im Traum ganz langsam, schritt Brett durch das stille Zimmer und schlängelte sich im Mondlicht vorbei an den Möbeln. Müde strich er sich mit der Hand durch das Haar und ließ niedergeschlagen den Kopf hängen. Er wußte, diesmal war Ashleigh wirklich verschwunden. Es hatte keinen Sinn, Ashleigh zu suchen. Selbst wenn es ihm möglich gewesen wäre, sie zu finden und zurückzubringen, war doch nicht zu übersehen, daß sie sich von ihm befreien wollte, und zwar so nachhaltig, daß sie, ungeachtet aller Hindernisse, die er ihr in den Weg
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