005 - Gekauftes Glück
Situation."
„Delikat?" Lady Bunbuiy hatte ihren Ton dem des Kammerdieners angepaßt, doch ihre Augenbrauen waren fast bis zum Haaransatz hochgezogen, und ihre Miene hätte nicht erstaunter sein können.
„Ja", antwortete Higgins und schüttelte traurig den Kopf. „Verstehen Sie", fuhr er fort, während er die füllige Matrone zu ihrer Kutsche lenkte, „hm, das ist Sir Patrick St. Clairs Kutsche, und die junge Dame im Wagen, die mit dem roten Haar, das ist seine ... seine Verlobte."
Lady Bunbury schüttelte den Kopf, und ihre Miene drückte immer noch Fassungslosigkeit aus. „Doch nicht die! Ich meinte ..."
„Genau, Eure Ladyschaft." Higgins nickte geduldig. „Ich ... hm, darauf wollte ich ja soeben zu sprechen kommen."
Ungeduld und anhaltender Schreck wechselten sich in Lady Bunburys Miene ab. „Ja?
Nun, guter Mann, sprechen Sie endlich! So reden Sie endlich!"
Da er endlich genügend Zeit gehabt hatte, um sich eine Geschichte auszudenken, sagte er nach einem letzten, prüfenden Blick auf die gutgenährte Figur der Matrone:
„Wie gesagt, Lady Bunbury, Sir Patrick ist mit der anderen jungen Dame in seiner Kutsche verlobt, aber der Ärmste muß die ... hm ... Gesellschaft der ... Mutter seiner Zukünftigen in Kauf nehmen."
„Du lieber Himmel, wollen Sie damit sagen ...?" Lady Bunbury warf wieder einen Blick auf Patrick St. Clairs Kutsche.
„Genau!" Higgins nickte ernst. „Und es ist unnötig zu sagen, Eure Ladyschaft, daß die arme Frau nicht im geringsten so gut aussieht wie ihre Tochter."
Bei dieser Untertreibung machte Lady Bunbury noch größere Augen.
Offenbar unbeirrt, fuhr Higgins fort: „Aber die Ärmste war nicht ... hm ... immer so, müssen Sie wissen. Es heißt, sie sei durch zu gutes Essen so geworden ..." Higgins beäugte das entsetzte Gesicht seines Opfers volle fünf Sekunden, „... Teekuchen, wenn ich mich recht erinnere ... ja, das war die Lieblingsspeise der Ärmsten.
Dauernd hat sie sich zur Teezeit damit vollgestopft, ja, das hat sie."
Die beleibte Frau schien einem Schlaganfall nahe zu sein, als sie in die Polster sank und ihrem Kutscher das Zeichen zur Abfahrt gab. Higgins biß sich auf die Zunge, um nicht zu lachen, und wäre fast erstickt. Gut gemacht, alter Junge, gratulierte er sich in Gedanken. Kein Schauspieler hätte das besser machen können. Paß auf, sonst gibt man dir noch einen Vertrag für das Drury-Lane-Theater!
Und in der Kutsche, die in raschem Tempo die King Street hinunterfuhr, fächelte Lady Bunbury sich das schweißnasse Gesicht und nahm sich im stillen vor, ihrer Köchin zu sagen, in ihrem Speiseplan müßten unbedingt Änderungen vorgenommen werden.
Inzwischen beäugte im Haus Lady Margaret nachdenklich Sir Patrick St. Clair und überlegte sich die Antwort, die sie ihm auf die Frage geben solle, ob sie wisse, wo seine Schwester sich aufhalte. Er hatte etwas an sich, nein, besser gesagt, sein Verhalten strahlte etwas aus, das ihr gar nicht paßte. Er schien ... zuversichtlich zu sein, ja, das war es, viel zu zuversichtlich für jemanden, der eigentlich verzweifelt nach seiner Schwester hätte suchen müssen, die Tage zuvor entführt worden war.
Was führte er im Schilde?
Beim Geräusch einer abfahrenden Kutsche schlenderte Margaret mit zur Schau getragener Gelassenheit zu einem der hohen Fenster. Gott wußte, daß sie überglücklich wäre, würde man das Flittchen fortschaffen, doch falls das wirklich geschah, solange sie für sie verantwortlich war, hätte sie sich dem Zorn des Großneffen ausgesetzt, und diese Vorstellung behagte ihr ganz und gar nicht. Was hatte Brett geäußert? Irgend etwas darüber, daß er die Scheidung nie anstreben würde, falls seine Gattin fliehen sollte. Nun, sollte tatsächlich im Moment ihre Flucht vorbereitet werden, wollte Margaret verdammt sein, falls sie zuließ, daß die Sache vor ihrer Nase passierte.
Als sie jedoch den schweren Samtvorhang beiseite zog und in den Hof blickte, sah sie in Sir Patrick St. Clairs Kutsche nur das hübsche Profil einer ihr vertraut vorkommenden Rothaarigen. Im Moment zufrieden, drehte sie sich zu dem einige Schritte von ihr entfernt stehenden großen Mann um. „Nein, wirklich, Sir Patrick, ich habe keine Ahnung, wo Ihre Gnaden jetzt sein könnte. In der Tat, das letzte, was ich von meinem Großneffen hörte, war, er sei der Annahme, seine Gattin sei mit Ihnen fortgegangen. Aber ich wünschte, jemand würde mir endlich sagen, was eigentlich hier los ist."
„Also gut, Lady
Weitere Kostenlose Bücher