005 - Gekauftes Glück
seines guten Namens um jeden Preis geschützt werden, meinen Sie nicht auch?"
Lady Bunbury klingelten die Ohren von dieser aufregenden Neuigkeit. Oh, das war wirklich köstlich! Sie blickte zur Mahagonistanduhr, die auf der anderen Seite des Raumes in einem Erker stand. Es war kurz nach fünf, viel zu spät für einen weiteren Nachmittagsbesuch, doch wenn sie sich beeilte, konnte sie sich noch ein Weilchen ausruhen und rechtzeitig umziehen, um pünktlich zum Dinner bei Lord und Lady Mowbry zu erscheinen. Dem Himmel sei Dank, daß die beiden aus Brighton zurück waren und den Anstand hatten, selbst bei dieser Hitze Gäste zu empfangen. Im August war es schwierig, eine Fülle von Neuigkeiten weitererzählen zu können. Es war ja kaum jemand in London, der es wert war, sie berichtet zu bekommen. „Nun, meine Liebe", sagte Lady Bunbury, während sie nach ihrem Réticule griff, „ich bin zutiefst bekümmert über die unglückliche Situation, in der Ihre Familie sich befindet.
Ich versichere Sie meines vollsten Mitgefühls. Aber ich befürchte, nun muß ich wirklich fort. Ich hatte ja keine Ahnung, daß es bereits so spät ..."
Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie.
„Ja?" rief Margaret.
Die Doppeltür des Salons wurde geöffnet, und Higgins erschien auf der Schwelle.
„Noch ein Besucher, Eure Ladyschaft. Sir Patrick St. Clair."
Margaret furchte kurz und irritiert die Stirn, ehe sie erwiderte: „Danke, Higgins. Lady Bunbury ist im Begriff zu gehen. Begleite sie zur Tür, ehe du Sir Patrick hereinbittest." Sie warf Bretts Kammerdiener einen bedeutungsvollen Blick zu. Es ging nicht an, daß der Bruder der Kleinen die Möglichkeit hatte, einige Worte mit Lady Bunbury zu wechseln, und da Margaret nach der Mitteilung, wer der Besucher war, den neugierigen Ausdruck im fetten Gesicht des alten Klatschweibes bemerkt hatte, wollte sie kein Risiko eingehen, daß die Schwatzbase anderen Sinnes wurde und beschloß, noch eine Weile zu bleiben.
„Ja, Eure Ladyschaft", murmelte Higgins und drängte die aufgestandene Besucherin mit sanftem Nachdruck in die Eingangshalle, vorbei an dem hochgewachsenen Mann, der in die Betrachtung einer unschätzbar wertvollen Renaissanceskulptur vertieft war, die auf dem Tisch stand, auf dem die Visitenkarten der Besucher in einer Silberschale lagen. Nachdem Higgins Lady Bunbury aus dem Haus komplimentiert hatte, nickte er Sir Patrick St. Clair nur kurz zu.
Da Lady Bunbury darüber informiert war, daß der Kammerdiener aufgrund des traurigen Standes der Dinge bezüglich der Dienerschaft Seiner Gnaden jetzt gezwungen war, die Pflichten des Butlers wahrzunehmen, tat sie ihr Bestes, um Higgins' unpassende Eile, sie an dem Besucher vorbeizudrängen, mit Gelassenheit hinzunehmen, ganz besonders, da diese Hast zu den Neuigkeiten paßte, die sie soeben vernommen hatte, und unterdrückte das Bedauern, keine Möglichkeit zu haben, mit dem Schwager des unglücklichen Duke of Ravensford einige Worte wechseln zu können. Statt dessen beschied sie sich mit einer genauen Musterung der großen Kutsche, die direkt hinter ihrer stand, und betrachtete, mit dem geschulten Blick einer Klatschbase für Details, das Profil der schönen Rothaarigen, die am Fenster zu sehen war.
Und dann, als Higgins sie zu ihrem Wagen bringen wollte, hatte sie den seltsamsten Anblick vor Augen. Genau in dem Moment, da die Rothaarige den Kopf ins Wageninnere zurückzog, kam ein anderer, einen Hut tragender Kopf in Sicht. Das Gesicht sah ganz so aus, als gehöre es einem ... „Grundgütiger Gott!" rief Lady Bunbury aus und drehte sich zu Higgins um. „Guter Mann, was ... ich meine, wer ... das heißt ... sehen Sie ...?" stammelte sie.
Er schaute in ihre Blickrichtung und wäre fast in Ohnmacht gefallen. Da war die Sau, die einen Damenhut auf dem Kopf trug. „Hm, ah, ja, Eure Ladyschaft", murmelte er und steuerte die große Augen machende Matrone von der größeren Kutsche fort.
„Hier entlang, Eure Ladyschaft. Ihre Kutsche wartet auf Sie."
Sich den Hals verrenkend, drehte sie den Kopf um und konnte immer noch das Gesicht des Schweines sehen, das quietschvergnügt unter einer Wolke blauer Straußenfedern durch die Scheibe lugte. „Aber ... aber, gu...guter Mann", stammelte sie, „diese Frau sieht genau wie eine Sau aus!"
„Pst!" äußerte er und hob den Zeigefinger an die Lippen. Dann fügte er in gedämpftem Ton hinzu: „Ich bitte um Entschuldigung, Eure Ladyschaft, aber verstehen Sie, es ist eine sehr delikate
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