005 - Gekauftes Glück
haben." Madame hob eine rotgoldene Braue und musterte verschlagen ihr Gegenüber. „Man hat mir erzählt, daß Ashleigh an mehreren Stellen blaue Flecke hat. In der Tat, sogar auf ihrem süß gerundeten kleinen Hintern."
„Das genügt!" sagte Brett und schaute Madame voller Abscheu an. „Ich merke, daß es sinnlos ist, Ihnen zu versichern, ich sei nicht für Miss St. Clairs körperlichen Blessuren verantwortlich. Deshalb schlage ich vor, daß wir zum Kern der Sache kommen. Was wäre, wenn ich ginge, ohne Ihre Bedingungen zu akzeptieren? Was geschähe dann mit dem Mädchen?"
Madames Augen weiteten sich mit dem Ausdruck gekonnter Überraschung. „Nun, ich nahm an, das läge auf der Hand, Euer Gnaden. Natürlich würde Ashleigh hier arbeiten müssen. Ich habe fürwahr ein weiches Herz, kann es mir indes nicht leisten, ein Wohlfahrtsinstitut zu leiten, Sir, äh, Euer Gnaden."
„Ich nehme an, daß Sie, wenn Sie von Arbeit sprechen, nicht die Absicht haben, Miss St. Clair wieder als Dienstmädchen einzustellen."
„Wirklich, Euer Gnaden!" Madame lächelte. „Für welche Art von Geschäftsfrau halten Sie mich? Das Mädchen ist jung, schön und verwaist. Als Ashleigh noch unberührt war, habe ich mich überreden lassen, sie von hier fortzuschicken, um ihr eine ... hm ... anständige Beschäftigung der üblichen Art zu sichern. Doch nun ..."
Madame zuckte mit den Schultern. „Wie ich sagte, sie ist ein Handelsobjekt."
„Für Sie, wollten Sie sagen."
„Für mich, für Sie, für denjenigen, der sie sich leisten kann, Euer Gnaden."
Brett seufzte. Er merkte, wenn jemand ihn übers Ohr gehauen hatte. Er wollte das Mädchen, und diese Frau wußte das, auch wenn ihr nicht klar war, daß es nicht der von ihr verlangte exorbitante Preis war, der ihn zögern ließ, nein, und auch nicht die Androhung eines Skandals, die ihn dazu brachte, ihre Bedingungen anzunehmen. Was ihn in dieses Dilemma brachte, waren die erstaunliche Geschichte, wie Ashleigh St. Clair als Madames Mündel in dieses Haus gekommen war, und die Reaktion, die diese Behauptungen in ihm ausgelöst hatten.
Ein weiteres Mal seufzend, stand er auf. „Also gut, Madame, ich bin mit Ihrer Forderung einverstanden. Verlangen Sie jetzt eine schriftliche Bestätigung von mir, oder ..."
„Das ist nicht nötig, Euer Gnaden." Madame lächelte, als sie sich aus dem Sessel erhob. „Sie können mir morgen Ihren Anwalt vorbeischicken." Sie bedachte den Duke of Ravensford mit einem Seitenblick. „Ich nehme an, Sie wissen, daß Ihr Ruf als nicht säumiger Zahler in dieser Stadt tadellos ist? Wirklich, das spricht für Sie, wie ich Ihnen versichern kann. Es gibt nicht viele Leute aus Ihren Kreisen, die sich rühmen können ..."
„Ja, ja. Also, wo ist das Mädchen? Wie schnell kann ich es haben?"
Nun seufzte Madame. „Ich fürchte, so leicht wird es nicht sein. Man hat mich informiert, daß Ashleigh ziemlich durcheinander ist. Jetzt ist sie oben in der Obhut einer meiner anderen Angestellten, die sich weigert, von ihrer Seite zu weichen."
Madame neigte den Kopf zur Seite und schaute den Herzog an. „Es mag einige ... hm ... Probleme damit geben, Ashleigh von ihrem selbsternannten Wachhund loszureißen, Euer Gnaden. Und ich befürchte, daß ich es Ihnen überlassen muß, sie davon zu überzeugen, mit Ihnen zu gehen."
Mißvergnügt verzog Brett das Gesicht. Er hatte nicht darüber nachgedacht, wie er die Kleine überreden solle, mit ihm zu kommen. Sekundenlang schwieg er und grübelte über dieses Dilemma nach. Schließlich richtete er den Blick auf Madame, die mit einer Geduld, die nur jemand haben konnte, der zufrieden mit seinem Handel ist, seiner Antwort harrte. „Also gut, Madame", sagte er. „Gehen Sie voran."
In Megans Zimmer saß Ashleigh vor einem Frisiertisch aus Sandelholz und ließ sich von der Freundin das Haar trocken reiben. „Wirklich, Megan, du mußt dir nicht solche Mühe machen", schalt sie gutmütig. „Du warst bereits wunderbar zu mir."
„Gewiß, und ich würde viel mehr für dich tun als nur diese unbedeutende Kleinigkeit, dir beim Baden und ähnlichem zu helfen, mein liebes Mädchen, falls ich dadurch imstande wäre, dich die Schrecken vergessen zu machen, die du durchgestanden hast", sagte Megan, während ihr und Ashleighs Blick sich im Frisierspiegel trafen. Dann verengte die Rothaarige die Augen. „Himmel, ich weiß nicht, worauf ich die Hände zuerst legen möchte - auf deinen verderbten Duke of Ravensford, oder Monica, dieses
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