005 - Gekauftes Glück
diesem Moment jeden Gegenstand innerhalb ihrer Reichweite ins Gesicht geschleudert und wäre dann geflohen, um den Menschen nie wiederzusehen. „Sie erwähnten, daß Sie geschäftlich mit mir sprechen wollen, Madame?" Absichtlich hielt sie den Blick auf ihre Arbeitgeberin gerichtet, denn die Gegenwart des Herzogs machte sie äußerst nervös. Es störte sie, wie er sie ansah. Wären ihre Hände nicht fahrig in die Falten des geliehenen Morgenmantels verkrampft gewesen, hätte sie schwören können, daß sie nichts anhatte.
„Ah, ja, Kind", erwiderte Madame. „Das heißt, sowohl Seine Gnaden als auch ich wollen das tun." Sie schaute kurz auf den Herzog. „Ich werde die Art dieses Geschäftes, soweit ich davon betroffen bin, so kurz und bündig wie möglich umreißen, Euer Gnaden. Danach sind Sie auf sich angewiesen. "
Ashleigh bemerkte durch die halbgesenkten Wimpern, daß er nickte. Sie dachte über Madames Worte nach und fühlte einen Schauer böser Vorahnungen sie durchrieseln. Was hatte Madame damit gemeint, der Duke of Ravensford sei danach auf sich angewiesen?
„Wie du vielleicht erraten hast", fuhr Madame fort, „hast du dich heute abend durch deine Rückkehr nach Hampton erneut unter meinen Schutz gestellt und in meine Dienste begeben."
Ashleigh nickte unsicher. Sie wußte nicht, worauf das Gespräch hinauslaufen würde.
„Aber du mußt wissen, meine Liebe, daß ich es mir unter den gegebenen Umständen nicht mehr leisten kann, dich in der Position zu behalten, die du innehattest, solange du noch im Wachstum begriffen warst. Du bist jetzt eine hübsche junge Frau, die weitaus mehr ... äh ... Reize zu bieten hat, als dir in der Stellung einer Dienstmagd nützlich sein können. Es ist mir von anderen Angehörigen meines Personals jedoch mehr als deutlich gemacht worden, daß du dich gegen eine ... hm ... Tätigkeit, wie sie von der Mehrzahl der bei mir beschäftigten Frauen ausgeübt wird, weigern würdest beziehungsweise ungeeignet dafür wärest. Das stimmt doch, nicht wahr?"
Wieder nickte Ashleigh, doch ihr Blick hielt den Madames fest, während sie auf weitere Mitteilungen wartete.
„Des weiteren hat Seine Gnaden mich darüber informiert, daß du seinen Dienst ohne seine Erlaubnis verlassen hast und wie sehr er deine Gesellschaft vermißt.
Daher ..."
„Seinen Dienst?" rief Ashleigh entgeistert aus. „Ich bin in seinem Haus eingetroffen, um die Stelle der Gouvernante anzutreten, und wurde dann vergewaltigt und gefangengehalten! Wie können Sie ..."
„Meine liebe Ashleigh", warf Madame ein, „mir ist es vollkommen gleich, welcher Art deine Tätigkeit in Ravensford Hall war. Die Tatsache bleibt bestehen, daß du jetzt wieder bei mir bist und Seine Gnaden dich ... äh ... braucht. Da du unwillig oder unfähig bist, die einzig akzeptable Funktion zu erfüllen, in der ich dich hier einsetzen könnte, bin ich gezwungen gewesen, in bezug auf deine Dienste, für die Seine Gnaden ohnehin bereits gezahlt hat, einen Handel mit ihm abzuschließen."
Sekundenlang herrschte tödliches Schweigen im Raum. Dann richtete Ashleigh den tränenumflorten Blick auf die graugrünen Augen der älteren Frau. „Wieviel?"
flüsterte sie mit zitternder Stimme. „Für wieviel haben Sie mich verschachert?"
„Diese Information ist nicht für deine Ohren bestimmt", antwortete Madame und wandte sich der halboffenen Tür zu. „Es sei denn, daß Seine Gnaden beschließen sollte, dich zu informieren. Ich schlage vor", fügte sie hinzu, während sie, achtlos die ringgeschmückte Hand wedelnd, durch die Tür ging, „daß du dich mit ihm auseinandersetzt." Und mit raschelnden Röcken verließ sie das Zimmer.
Ashleigh starrte ihr nach und schwieg einen spannungsgeladenen Augenblick. Dann wirbelte sie zum Duke of Ravensford herum und sah ihn an. „Wie gerissen von Ihnen, Euer Gnaden!" herrschte sie ihn mit tränenerstickter Stimme an. „Nachdem Sie feststellen mußten, daß Sie mich nicht durch Ihr direktes Angebot kaufen konnten, haben Sie sich unverzüglich an die einzige Person gewandt, die mich an Sie verkaufen kann."
Er betrachtete das hübsche, tränenüberströmte Gesicht und fluchte im stillen.
Verdammt! Er hatte gewußt, daß die Sache nicht leicht sein würde. „Miss St. Clair", murmelte er leise und machte einen Schritt auf sie zu.
„Miss St. Clair!" wiederholte sie aufgebracht. „Oh, das ist wundervoll höflich, wirklich! Sagen Sie mir, Euer Gnaden, befleißigen Sie sich stets solcher
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