005 - Gekauftes Glück
O'Brien."
„Ja." Sie nickte. „Doch da das genau der Betrag ist, den Sie Madame für Ashleighs ...
äh ... Dienste ausgehändigt haben ..." Megan zuckte mit den Schultern. „Schließlich wollen Sie doch, Euer Gnaden, daß Ashleigh imstande ist, Madame das Geld zurückzuzahlen, nicht wahr?"
Sein Seufzen klang eher wie ein Aufstöhnen. Er nickte. „Gut, eintausend Pfund pro Jahr."
Megan nickte ebenfalls. „Also, Euer Gnaden, wie wir gesagt haben ..."
„Wie ich sagen wollte, werden Sie, Miss St. Clair, bei jedem besonderen Anlaß, bei dem Sie Ihre Pflichten als Gastgeberin wahrnehmen, fünfzig Pfund zusätzlich erhalten, zum Beispiel bei einer Dinnerparty oder was immer es sein mag. Und natürlich werde ich alle Ihre persönlichen Ausgaben übernehmen. Ist Ihnen das recht?"
„Ausgaben?"
Brett machte eine ungeduldige Geste. „Für die Ernährung, Kleidung, den Lebensunterhalt."
Die Augen weit geöffnet, nickte Ashleigh. Sie hätte sich nicht träumen lassen, ein so großzügiges Angebot zu erhalten. Doch dann schweifte ihr Blick zu Megan, die in der Tür stehengeblieben war und sich alles mit einer Miene vollständiger Zufriedenheit angehört hatte. Sie richtete die Augen wieder auf den Herzog und wagte es, eine weitere Bedingung zu stellen. „Sie müßten auch meiner Gesellschafterin irgendeinen finanziellen Ausgleich geben", brachte sie zaghaft vor.
Verärgert stieß Brett den Atem aus. „Dreihundert Pfund im Jahr, und dafür muß sie als Ihre Zofe fungieren." Er warf Miss O'Brien einen abschätzenden Blick zu und schaute dann auf die Haarbürste, die auf dem Frisiertisch lag. „Miss O'Brien hat Ihnen doch vorhin bei der Abendtoilette geholfen, nicht wahr?"
Ashleigh sah zu Megan hinüber. „Ich bin nicht sicher ..."
„Für mich ist das in Ordnung", unterbrach Megan. „Gesellschafterin und Zofe, ja, das gefällt mir!"
Brett blickte wieder auf die Uhr. Es war kurz nach zehn, und wenn er rechtzeitig bei Almack's sein wollte, ehe man dort um elf Uhr zumachte ... Er richtete die Augen auf Miss St. Clair. „Nun, sind wir zu einem Abkommen gelangt?"
Während sie seinem Blick standhielt, war sie immer noch nicht fest entschlossen. Es erschien ihr ein großes Risiko, auf den Vorschlag einzugehen. Doch dann drang ein Schwall trunkenen Gelächters aus einem weiter am Korridor gelegenen Zimmer zu ihr herüber, und das Geräusch einer laut ins Schloß fallenden Tür erinnerte sie an die Alternative, die sie hatte. Nach einem kurzen Blick auf Megan holte sie tief Luft und antwortete dem Herzog: „Also gut, Euer Gnaden, ich bin einverstanden."
8. KAPITEL
Vormittags saß Ashleigh dem Herzog und Megan gegenüber in einer Kutsche, mit der sie durch den Hyde Park fuhren. Die Spätfrühlingssonne schien durch die sauberen, blinkenden Fenster des Wagens, der ein viel großartigeres Gefährt war als der leichte Landauer, in den die kleine Gruppe sich abends beim Verlassen von Hampton House gezwängt hatte. Ashleigh entsann sich der Szene und biß sich auf die Unterlippe, um nicht zu kichern, denn es hatte am vergangenen Abend einen Augenblick gegeben, in dem Seine Gnaden den großartigen Aplomb verloren hatte.
Das war der Moment gewesen, als man in den Landauer hatte steigen wollen. Der Duke of Ravensford hatte ihr bereits in den Wagen geholfen und sich umgedreht, um auch Megan behilflich zu sein, als die Rothaarige sich plötzlich hastig umgewandt und gerufen hatte: „Halt! Warten Sie! Wir haben etwas vergessen, Euer Gnaden!"
Ashleigh hatte gesehen, daß die Miene des Herzogs sich von verärgerter Ungeduld in entsetzten Abscheu wandelte, sobald Megan einige Augenblicke später wieder aus Hampton House gekommen war, mit dem schwanzwedelnden Finn hinter sich, und ganz zum Schluß das munter grunzende Schwein. Oh, es war ihr schwergefallen, nicht laut aufzulachen, als Seine Gnaden wütend gefragt hatte: „Zum Teufel, für was halten Sie mich, Miss O'Brien? Für einen Zirkusdirektor?"
Erheitert dachte sie, daß es auch jetzt nicht leichter sei, das Kichern zu unterdrücken, wenn sie sich die Miene Seiner Gnaden in Erinnerung rief, die er zur Schau getragen hatte, als Megan mit dem Ausdruck selbstgefälliger Verachtung in ihrem schönen Gesicht samt ihrer kleinen Gefolgsschar entschlossen an ihm vorbeimarschiert und mit den Tieren in die wartende Kutsche gestiegen war. Ashleigh richtete die Augen auf die Freundin, und ihrer beider Blicke trafen sich. Sie konnte dem Zwinkern in den grünen Augen entnehmen,
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