005 - Gekauftes Glück
auszahlt, einem Mann zu viel über sich selbst zu erzählen. Mein Wort darauf, daß eine Frau viel weiter im Umgang mit ihren Männern gehen kann, wenn auch nur der Hauch eines Geheimnisses sie umgibt."
„Aber Megan, Seine Gnaden ist nicht einer meiner Männer, wie du es ausgedrückt hast. Er ist nur mein Arbeitgeber, und ..."
„Ach, das war doch nur so eine Redensart, Ashleigh." Und mit dieser Bemerkung war das Gespräch beendet gewesen, doch Ashleigh hatte sich gewundert, weil sie in den wundervollen grünen Augen der Irin eine Spur von Verschlagenheit gesehen zu haben meinte.
„So, wir sind da." Die Stimme des Herzogs hatte die Gedanken unterbrochen, denen Ashleigh sich hingegeben hatte. In die Gegenwart zurückgerissen, schreckte sie auf und schaute überrascht den Duke of Ravensford an.
„Wie ich höre, ist Madame Gautier im Moment die gesuchteste Schneiderin der ganzen Stadt." Brett musterte die schlichte schwarze Baumwollpelisse, die Miss St. Clair über dem noch einfacheren grauen Tageskleid trug. Dann schweifte sein Blick über den smaragdgrünen seidenen Abendmantel, der den größten Teil von Miss O'Briens Gestalt bedeckte, und er versagte es sich, eine angewiderte Grimasse zu schneiden. Er half den beiden Frauen aus der Kutsche, doch sein Lächeln war nur von kurzer Dauer, denn wen entdeckte er vor Madame Gautiers hochangesehenem Etablissement? Lady Jersey, der Lady Bessborough und Lady Castlereagh auf den Fersen folgten! Innerlich aufstöhnend, setzte er anstelle des echten Lächelns ein falsches auf und ging die drei Damen begrüßen.
„Ravensford! Wie ungewöhnlich, Sie hier anzutreffen, Euer Gnaden!"
Lady Jerseys Blick richtete sich, wie Brett bemerkte, sogleich neugierig auf die beiden Frauen an seiner Seite. „Mylady", murmelte er, während er sich über ihre ausgestreckte Hand neigte. Er verneigte sich auch vor Lady Bessborough und Lady Castlereagh und wandte sich dann an die beiden Frauen neben ihm. „Ladies, gestatten Sie mir, Ihnen Miss St. Clair, meine ... äh ... mein neues Mündel, und Miss O'Brien, ihre Gesellschafterin, vorzustellen."
„Ach, wirklich?" säuselte Lady Castlereagh.
Angesichts der Mienen der drei Damen wußte Brett, daß er schnell handeln mußte, falls er wollte, daß der gute Ruf der beiden Frauen gewahrt blieb. „Miss St. Clair ist die Tochter eines alten Freundes meiner Familie, der vor Jahren starb. Mein Großvater hat kurz vor seinem Tod erfahren, daß sie jahrelang in einem Waisenhaus gelebt hat, und die entsprechenden Schritte unternommen, um sie zu uns zu holen.
Wir sind im Begriff, Madame Gautier aufzusuchen, um Miss St. Clairs ... äh ... Anstaltsgarderobe gegen etwas Passenderes einzutauschen."
„St. Clair, hm", murmelte Lady Castlereagh. „Und wie schreiben Sie Ihren Familiennamen, Miss?"
Nervös feuchtete Ashleigh sich die Lippen an, ehe sie kleinlaut die Schreibung erklärte: „Saint Clair, Mylady."
„Ah, ich kannte einmal eine Familie namens Saint Clair. Sagen Sie, haben Ihre Eltern ..."
„Ich glaube, noch habe ich nicht meinen Dank für den freundlichen Beileidsbrief ausgesprochen, den Sie mir zum Ableben meines Großvaters geschickt haben, Lady Castlereagh", unterbrach Brett sie hastig. „Erlauben Sie mir, das jetzt nachzuholen."
„Wie hübsch Sie sind, meine Liebe", sagte Lady Jersey zu Miss St. Clair, und er war froh, daß sie das Thema gewechselt hatte. „Ich stimme zu, daß es höchste Zeit ist, Sie neu einzukleiden, um Ihre Schönheit zur Geltung zu bringen. Sie werden merken, daß Madame Gautier auf diesem Gebiet eine Könnerin ist."
Ashleigh errötete nach diesem Kompliment und fühlte sich mehr als erleichtert, als die drei Damen ihre Aufmerksamkeit Megan zuwandten.
„Miss O'Brien, so war doch Ihr Name, nicht wahr?" fragte Lady Bessborough.
„Ja. Miss St. Clairs Gesellschafterin braucht ebenfalls neue Garderobe", warf Brett rasch ein und bedachte Miss O'Brien im selben Moment mit einem warnenden Blick.
„Sie hat ihre Sachen bei einem Feuer verloren, das in einer Herberge, wo sie wohnte, ausbrach. Die einzigen Kleider, die der Ärmsten geblieben sind, bestehen aus dieser Abendtoilette, die sie bei einem Diner mit Freunden trug."
„Wie schrecklich unangenehm für Sie, Miss O'Brien", murmelte Lady Bessborough mitfühlend.
„Ja", fügte Lady Jersey mit einem prüfenden Blick auf die hochgewachsene Rothaarige zu. „Andererseits können Sie von Glück reden, daß Sie nicht bei Ihren Sachen waren, als das Feuer
Weitere Kostenlose Bücher