005 - Gekauftes Glück
daß Megan ihre Gedanken erraten hatte, denn nach einem raschen Blick auf das abgewandte Profil des Duke of Ravensford zuckten die Lippen der Rothaarigen amüsiert.
„Ich habe viel über die Sache nachgedacht, Ashleigh, und bin schließlich zu einer Lösung gelangt", sagte Megan plötzlich. Angesichts der verdutzten Miene der Freundin fuhr sie eilig fort: „Natürlich geht es darum, welchen Namen wir dem süßen weiblichen Ferkel geben sollen. Erinnerst du dich, daß wir gestern einen gesucht haben?"
Ashleigh nickte, konnte indes nicht widerstehen, einen Blick in die Richtung des Herzogs zu werfen. Er hatte sich während der Unterhaltung nicht bewegt, aber sie meinte, er habe die Lippen etwas mehr zusammengepreßt und blähe die aristokratischen Nasenflügel.
„Du hast vielleicht bemerkt", sagte Megan, „daß dieses niedliche Schwein auf dem Rüssel die hübschesten Grübchen hat, und so wüßte ich gern, was du davon hältst, es Lady Dimples zu nennen?" Nun war die Reihe an Megan, dem reglosen Gesicht ihres Begleiters einen Blick zuzuwerfen, doch im Gegensatz zu Ashleighs war er dreist und frech, und als sie ihn wieder auf die Freundin richtete, wurde er von breitem, boshaftem Grinsen begleitet.
Erneut mußte Ashleigh das Kichern unterdrücken, denn das Grinsen erinnerte sie an eine weitere Episode des vergangenen Abends. Kaum war das ungewöhnliche Grüppchen in den Landauer geklettert, hatte der Duke of Ravensford sie alle zu seiner Stadtresidenz kutschiert und auf der Fahrt Ashleigh mit einer Fülle von Fragen über ihre Herkunft überhäuft. Von Madame hatte er erfahren, daß ihr Vater ein Edelmann gewesen war, und sich erkundigt, welchen Titel er getragen habe.
Außerdem hatte er wissen wollen, ob sie noch lebende Verwandte habe und wo sie ansässig gewesen war.
Jedesmal jedoch, wenn er eine Frage gestellt hatte, war Megan diejenige gewesen, die ihm antwortete oder eine Antwort verhinderte. Warnend hatte sie dann Ashleighs Hand gedrückt zum Zeichen, die Freundin möge still sein, und äußerst ausweichend gesagt: „Nun, es ist lange her, seit der armen Kleinen diese Tragödie widerfahren ist. Und da sie noch ein so kleines Mädchen war, als das alles passierte, bin ich sicher, sie erinnert sich kaum. Bestimmt ist es nicht Ihre Absicht, ihre traurigen Erinnerungen wachzurufen, indem Sie sie auffordern, sich eines Heimes zu entsinnen, das es nicht mehr gibt." Und außerdem hatte Megan zum Schluß geäußert: „Ah, Ashleigh ist eine arme Waise, die heimatlos war, aber durch und durch damenhaft und die Tugend in Person. Jeder Blinde hätte das sehen können!"
Und diese Bemerkung war zunächst von einem anklagenden, direkt auf Seine Gnaden gerichteten Blick begleitet worden.
Natürlich hatte sich, wie Ashleigh sich nun erschauernd entsann, die Miene Seiner Gnaden sich nach dieser letzten impertinenten Äußerung sehr verfinstert. Sobald Ashleigh das gesehen hatte, war sie genötigt gewesen, der Freundin mit dem Ellbogen einen gezielten Rippenstoß zu versetzen. Es war eine Sache, sich auf Kosten des Herzogs zu amüsieren, als kleinen Ausgleich für das, was er Ashleigh angetan hatte, aber eine ganz andere, den mühsam unterdrückten Zorn herauszufordern, der, wie sie nun bemerkte, unter seiner kühlen, fast immer reglosen Oberfläche schwelte, ganz besonders jetzt, wo der Duke of Ravensford ein Jahr lang ihr Dienstherr sein sollte.
Später, nachdem Megan und sie ihre Zimmer in seiner Stadtresidenz gezeigt bekommen hatten und dort allein gewesen waren, hatte Ashleigh die Freundin über diese Dinge zur Rede gestellt. „Hast du keine Angst, Megan, Seine Gnaden zu weit zu treiben? Und was hast du damit zu erreichen gehofft, indem du seinen Fragen so ausgewichen bist?"
Megan hatte gelächelt, ehe sie Ashleighs Hand ergriff und sie herzlich drückte. „Ah, Ashleigh", hatte sie geantwortet und den Kopf geschüttelt, „hast du kein Vertrauen in mein Urteilsvermögen? Vergiß nicht, du sprichst mit Megan O'Brien, und in den vergangenen fünf Jahren habe ich meinen Weg zum größten Teil dadurch gemacht, daß ich es mir angelegen sein ließ, Männer richtig zu kennen. Sei unbesorgt, mein Mädchen, ich werde den Duke nicht zu weit treiben, obwohl ich zugeben muß, daß er komplizierter zu sein scheint als die meisten seiner Geschlechtsgenossen. Ich frage mich, welcher Teufel ihn treibt." Dann war Megans Ton leichter geworden. „Und was das andere betrifft, so kann ich dir nur sagen, daß es sich nicht
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