005 - Im Reich des Todes
Warum?«
»ER will es so.«
»Was für einen Grund hat ER, mein Leben zu fordern?«
»ER will jedes Leben haben!« erwiderte Jack Carrick.
In seiner namenlosen Angst wußte Ian Parker nicht mehr, was er tun sollte. Angreifen! schrie es in ihm. Du mußt ihn angreifen! Das ist deine einzige Chance!
Er wuchtete sich vorwärts. Aber Carrick reagierte ohne Verzögerung. Er drückte ab, und der Harpunenpfeil raste dem Requisiteur entgegen. Als das Geschoß traf, stieß Ian Parker einen markerschütternden Schrei aus…
***
»Mein Gott!« stöhnte Christopher Clark entsetzt.
»Verdammt, was ist denn nun schon wieder?« ärgerte sich Thornton Bowles, der natürlich auch in dieser Situation in erster Linie um sein Geld bangte. Ekelhaft war das.
Mr. Silver und ich verließen den Wohnwagen des Produzenten.
Die Tür ließ ich absichtlich offen, damit Bowles etwas zu meckern hatte. Schauspieler, Techniker standen uns im Weg.
Der Schrei hatte sie aus ihren Wohnwagen gelockt.
»Das kam aus Ian Parkers Caravan!« rief jemand. Der Schrei war längst verstummt.
»Wo steht Parkers Wohnwagen?« fragte ich einen mageren Burschen hastig.
»Ganz hinten, der letzte ist es.«
»Danke.«
Mr. Silver und ich jagten weiter. Die Leute machten uns Platz. Ich riß meinen Colt Diamondback aus der Schulterhalfter. Das Böse sollte mich nicht unvorbereitet treffen. Wir schaufelten mit unseren Schuhen Sand hoch. Der tiefe Sand bremste unser Tempo. Da nahm Mr. Silver seine übernatürlichen Fähigkeiten zu Hilfe. Mit einem magischen Impuls härtete er den Boden unter unseren Füßen, und nun konnten wir unsere Kraft voll in Tempo umsetzen.
Drei Caravans noch.
Zwischen dem letzten und dem vorletzten trat plötzlich eine Gestalt hervor.
Ich brachte in Sekundenschnelle meinen Diamondback, der mit geweihten Silberkugeln geladen war, in Anschlag. Doch es war nicht nötig, zu schießen. Die Gestalt wankte. Der Mann, es mußte Ian Parker sein, konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, er röchelte schaurig, und in seiner Brust steckte ein Harpunenpfeil.
Meine Kopfhaut zog sich schmerzhaft zusammen, als ich das sah.
Mir war klar, daß dieser Mann sterben würde.
Parker war nicht mehr zu retten.
In wenigen Augenblicken würde er tot sein.
Es grenzte an ein Wunder, daß er mit diesem Harpunenpfeil in der Brust überhaupt noch lebte!
Er sackte zusammen, ehe wir ihn erreichten, fiel auf die Knie. Seine Hände umklammerten den Schaft des Harpunenpfeils, und es sah aus, als würde er den verzweifelten Versuch unternehmen, das Geschoß herauszuziehen. Es konnte ihm nicht gelingen. Er war zu schwach dazu. Und auch wir durften es nicht tun, denn damit hätten wir seinen Lebensfaden jäh abgerissen.
Parker kippte zur Seite.
Ich sank neben ihm in den Sand, der plötzlich wieder rieselndweich war. Der Requisiteur blickte mich verstört an. Seine Lider flatterten. »Helfen Sie mir…«, röchelte er.
Mir krampfte es das Herz zusammen, denn ich konnte nichts für ihn tun. Er hätte es spüren, hätte es wissen müssen. Kein Mensch war in der Lage, ihn vor dem Ende zu bewähren. Der Tod war ihm sicher.
»Wer hat das getan?« fragte ich gehetzt. Die Zeit brannte auf meinen Fingernägeln. Wie viele Minuten blieben Parker noch?
Oder waren es nur noch Sekunden?
Ian Parkers Lippen bebten.
Er wollte reden, brachte aber keinen Ton heraus.
»Silver!« stieß ich aufgeregt hervor. »Kannst du ihn nicht stärken? Nur für einen Augenblick.«
»Ich will es versuchen«, sagte der Hüne mit den Silberhaaren und beugte sich über den Requisiteur, mit dem es immer rascher bergab ging. Ob der Ex-Dämon die rasante Talfahrt noch abbremsen konnte?
Mr. Silvers Hände überzogen sich mit einem flirrenden Silberfilm. Er umschloß damit Parkers schmalen Kopf. Stärkende Magie floß in den Sterbenden. Parker war nahe daran, das Bewußtsein zu verlieren, war schon nicht mehr ansprechbar. Aber kaum waren Mr. Silvers kräftigende Ströme in ihm, da war sein Geist noch einmal für einen kurzen Moment voll da. Er spürte keine Schmerzen mehr. Seine Züge glätteten sich. Er hatte keine Furcht mehr vor dem Sterben.
»Wer hat das getan?« wiederholte ich meine Frage.
»Jack Carrick«, antwortete Ian Parker leise. Dann schloß er die Augen und schwieg für immer.
***
Die Wut trieb mich hoch. Vielleicht wäre es besser gewesen, einen kühlen Kopf zu bewahren, doch ich bin auch nur ein Mensch, und angesichts eines Toten schmorten bei
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