005 - Im Reich des Todes
Tränen. Sie hatte keine andere Wahl, sie mußte gehorchen und springen. Schluchzend schaute sie ein letztesmal in die Tiefe. Dann schloß sie die Augen und ließ sich langsam nach vorn fallen.
»Lee!« schrien plötzlich Phyllis Brooks und Ronald Gwillim erschrocken auf. Ein Messer fiel zu Boden. Hände packten das Skriptgirl und rissen es zurück.
»Um Himmels willen, Lee!« keuchte Phyllis verstört. »Was wolltest du tun?«
Das Skriptgirl blickte die Schauspielerin und den Kameramann verwundert an. »Ihr wißt es nicht?«
»Was wissen wir nicht?« fragte Gwillim.
»Ihr… ihr habt mich doch gezwungen …«
Gwillim und die Schauspielerin schauten das Skriptgirl an, als habe es den Verstand verloren. Da begriff Lee Gordon: die Verbindung zwischen den beiden und dem Bösen war abgerissen.
Tony Ballard und Mr. Silver mußten gesiegt haben. Vermutlich gab es den Namenlosen nicht mehr. Dadurch standen Ronald Gwillim und Phyllis Brooks nicht mehr in SEINEM Bann.
Lee Gordon sank den beiden in die Arme und weinte glücklich.
***
Wasser. Ich hörte es plätschern und rauschen und schlug die Augen auf. Die Schmerzen, die mich niedergeworfen hatten, spürte ich nicht mehr. Ich fühlte mich eigentlich wieder wohl und kräftig. Es bestand keine Veranlassung mehr, daß Mr. Silver mich auf seinen Armen trug. Er watete durch das Wasser, auf den Strand zu, wo die Filmleute uns erwarteten. Als er sah, daß ich die Augen offen hatte, grinste er.
»Das hat man gern. Der Herr spielt den Ohnmächtigen und läßt sich von mir spazierentragen. Du solltest dich schämen, Tony.«
»Red nicht so viel, Silver, laß mich endlich runter. Was sollen sich denn die Filmleute denken?«
»Mit dir blamiert man sich doch überall bis auf die Knochen.«
»Stellst du mich immer noch nicht ab? Ich bin nicht Roxane.«
»Selbst wenn ich blind wäre, wär’ mir das schon aufgefallen.«
»Willst du im Ernst behaupten, du kennst den Unterschied zwischen einem Jungen und einem Mädchen?«
Das reichte dem Ex-Dämon. Er stellte mich nicht ab, sondern ließ mich einfach fallen. Ich klatschte ins Wasser, das meinem Freund bis an die Hüften reichte. Die Fluten schlossen sich kurz über mir, aber das war nun nicht mehr gefährlich. Ich rappelte mich auf und folgte dem Hünen mit den Silberhaaren, und dann hatten wir Christopher Clark und seiner Film-Crew viel zu erzählen.
Die Abreise wurde verschoben.
Man brachte die restlichen Aufnahmen in den Kasten. Nichts passierte mehr. Die Bucht des Unheils hatte ihren Schrecken verloren. Ein Anruf in London genügte, um Tucker Peckinpah als Produzent für den Streifen zu gewinnen. Er sprang gern für Thornton Bowles ein, und für mich stand fest, daß Christopher Clark einen Kassenhit auf die Beine stellen würde.
Wir blieben bei der Crew, bis die letzte Klappe gefallen war, dann kehrten wir gemeinsam mit den Filmleuten nach London zurück.
Ich kam da gerade rechtzeitig an, denn ein Teufelsbeschwörer hatte angefangen, in der Stadt sein Unwesen zu treiben…
ENDE
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