005 - Im Reich des Todes
aufnehmen.
Ich schob mir ein Lakritzbonbon zwischen die Zähne. »Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte ich den Ex-Dämon. »Spürst du irgend etwas?«
»Wenn mich nicht alles täuscht, ist diese Bucht gehörig schwarzmagisch verseucht.«
»Dann haben die Geschichten, die man sich über sie erzählt, also einen wahren Kern.«
»Das kannst du mit Sicherheit annehmen, Tony.«
Unter Palmen und zwischen vereinzelt herumliegenden Felsblöcken standen geräumige Wohnwagen. Es gab gerade eine Drehpause. Das Filmteam labte sich mit kalten Getränken. Der Regisseur saß unter einem riesigen Sonnenschirm und wischte sich mit einem weißen Taschentuch immer wieder den Schweiß von Stirn und Nacken.
Jemand machte ihn auf uns aufmerksam. Die Neugier verbreitete sich wie eine ansteckende Krankheit. Eine Menge Augen richteten sich auf uns. Der Regisseur erhob sich und ging uns entgegen.
»Mein Name ist Christopher Clark«, sagte er.
»Anthony Ballard«, gab ich zurück. »Und dies ist Mr. Silver.«
Clark reichte uns die Hand und drückte kräftig zu. »Ehrlich gesagt, ich war nicht ganz sicher, ob Sie auf unseren Hilferuf reagieren würden, Mr. Ballard.«
»So etwas habe ich noch nie überhört.«
»Sie hätten anderweitig beschäftigt sein können.«
»Das wäre allerdings sehr leicht möglich gewesen«, gab ich zu.
Clark bat uns, mitzukommen. Er machte uns mit seiner Film-Crew bekannt. Lee Gordon war so hübsch, daß sie nicht hinter, sondern vor die Kamera gehört hätte. Als ich ihr das sagte, senkte sie verlegen den Blick und wurde rot. Sie flüsterte, sie habe leider zuwenig schauspielerisches Talent und sie fühle sich in der Rolle des Skriptgirls ganz wohl. Hauptsache, sie wäre beim Film.
Phyllis Brooks, die Hauptdarstellerin des Streifens, kannte ich vom Kino und vom Fernsehen. Es freute mich, ihr mal persönlich zu begegnen. Sie hatte eine animalische Ausstrahlung, der sich ein Mann nur sehr schwer entziehen konnte.
Nachdem wir die Reihe durch hatten, führte uns der Regisseur zum größten Wohnwagen und sagte: »Nun habe ich Ihnen nur noch unseren Geldgeber vorzustellen.« Er klopfte an die geschlossene Tür.
»Ja!« bellte drinnen ein Mann. Seine Stimme war mir nicht sympathisch.
Wir traten ein.
Der Filmproduzent bellte sofort wieder. Er verlangte von Mr. Silver, die Tür hinter sich zu schließen, sonst hätte das viele Geld, das er in die Klimaanlage investiert habe, keinen Sinn gehabt.
Da saß er vor uns.
Thornton Bowles. Fett, schwammig, unappetitlich. Die Geldgier schaute ihm aus den Augen heraus. Profit schien ihm über alles zu gehen. Mir fielen mehr als ein Dutzend Filme auf Anhieb ein, die er produziert hatte. Mit allen hatte er Erfolg gehabt. Mit jedem Streifen war er reicher geworden. Aber er gehörte zu den Menschen, die den Kanal niemals vollkriegen. Thornton Bowles.
Clark machte uns miteinander bekannt.
Bowles’ Händedruck war weich und schlaff. Er japste ständig nach Luft. Jeder Atemzug rief in seiner Kehle ein dumpfes Rasseln hervor.
»Sie sind Privatdetektiv, Mr. Ballard, nicht wahr?« sagte er.
»Ja, das stimmt.«
»Einer, der sich nur mit Fällen befaßt, die einen übernatürlichen Background aufweisen, wo es also nicht mit rechten Dingen zugeht.«
»Genau, Mr. Bowles.«
»Dann waren Sie wohl noch nirgends so richtig wie hier.«
»Den Eindruck habe ich auch, Mr. Bowles.«
»Ich kenne Tucker Peckinpah. Er hat sie auf Dauer verpflichtet.«
»Auch das ist richtig«, bestätigte ich.
Thornton Bowles kniff die Augen listig zusammen. »Das trifft sich sehr gut, dann brauche ich Sie wenigstens nicht mehr zu engagieren und spare eine Menge Geld, denn ich glaube nicht, daß Sie billig sind.«
»Ich kriege das, was ich wert bin«, gab ich diplomatisch zurück.
»Sie werden sich vielleicht fragen, warum ich mich nicht gleich direkt an Peckinpah gewandt habe.«
Ich zuckte mit den Schultern. Es interessierte mich nicht.
Bowles sagte es mir aber trotzdem: »Ich bitte nicht gern jemand um einen Gefallen. Auf diese Weise erspare ich es mir, anderen Leuten gefällig sein zu müssen.«
Er war schon ein Herzchen. Ich mochte ihn nicht. Er spürte das bestimmt, aber es störte ihn nicht. Es gab wohl niemanden auf der Welt, der ihn leiden konnte. Vielleicht hatte er sogar selbst etwas gegen sich. Mich hätte es nicht gewundert.
»Denken Sie, daß Sie uns helfen können, Mr. Ballard?« fragte der Filmproduzent.
»Mr. Silver und ich werden es auf jeden Fall versuchen.«
»Die
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