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0050 - Der Einsame der Zeit

Titel: 0050 - Der Einsame der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mußte dagegen an die Enzyklopaedia Terrania denken. Danach galt Rhodan seit dem Jahre 1984 als tot und die Erde als vernichtet. Eine schöne „Vernichtung" war das gewesen! Die gesamte Galaxis hatte sich von einem einzigen Mann übertölpeln lassen. „Gehen wir", sagte ich. „Eine verdammte Hitze ist das hier."
    „Warten Sie den Juni ab", grinste der Junge ausgelassen. „Da braten dicke Leute im eigenen Fett."
    Er musterte mich so intensiv, daß ich unwillkürlich lachen mußte. Als hätte ich auch nur ein Gramm Fett zuviel besessen! „Na, Sie sehen ja ganz gut aus", meinte er leicht gönnerhaft. „Zigarette?"
    „Danke, bin Nichtraucher. Ich halte das Rauchen für eine Unsitte!"
    Er verzog mißmutig das Gesicht und steckte das Päckchen wieder weg. „Das sagen viele Leute, Doc. Da ich darauf angewiesen bin. Ihr Wohlwollen zu erringen, werde ich also meine Sucht zügeln."
    Der junge Offizier gefiel mir. Er hatte eine herzerfrischende Art. „Wieso Wohlwollen?" Er blies die Backen auf und schob sich mit dem ausgestreckten Zeigefinger die Schirmmütze aus der Stirn. „Je nach Laune meiner Vorgesetzten werde ich hier und da Wachoffizier im Prüfstandsektor spielen müssen. Da Sie der Chef von T-18 sein werden, dürfte es gut sein, Sie nicht zu verärgern."
    Ich runzelte die Stirn und griff nach meiner Aktentasche. Das war ja eine überraschende Eröffnung. Er lachte leise auf und musterte mich. „Sie wissen noch nichts von Ihrem Glück, wie? Wenn wir Bewerber in die Burg bestellen, dann sind sie so gut wie angenommen. Andernfalls kämen sie nicht erst nach Terrania."
    „Aha!" sagte ich. „Und weshalb ist es angebracht, mich nicht zu verärgern?"
    Er sah sich scheu um, ehe er seinen Mund meinem Ohr näherte. „Es wird behauptet, der Inhalt des großen Schmieröltanks in Halle 18 bestünde aus den Gebeinen unangenehm aufgefallener Leutnants. Neulich ist ein Kollege von mir drei Stunden lang als Energiespirale zwischen Mond und Erde hin- und hergesaust. Dabei hatte er sich nur geweigert, einem Chefphysiker die Schuhe zu putzen."
    Er nickte bedeutungsvoll, bis ihn mein verblüfftes Gesicht zu einem schallenden Gelächter reizte. Ich fiel unwillkürlich ein. Sie hatten schon Humor, diese Terraner! Vielleicht war das ein sehr wichtiger Bestandteil ihrer Erfolge.
    Der Leutnant beispielsweise schien die Lebenslust in Person zu sein. Höchstwahrscheinlich wurde er zu einem gefährlichen Kämpfer, wenn es darauf ankam. Männer von seiner Art waren dann gar nicht mehr humorvoll.
    Ich erinnerte mich an einen Mann, den ich früher einmal gekannt hatte. Er hatte mir seinen letzten Bissen Brot gegeben, doch als er erfuhr, wer ich war, wollte er mich erschlagen. Ich erkundigte mich nach dem Namen des Leutnants. Er nannte sich Tombe Gmuna, war 21 Jahre alt und eben von der Akademie abgegangen.
    Wie er selbst erklärte, hatte er 52 Hypnoschulungen in Galaktonautik, Hochenergiewaffenkunde und galaktischen Sprachen erhalten. Ich hatte es angenommen, da er sonst mit nur 21 Jahren niemals hätte fertig sein können. Also war Perry Rhodan längst dazu übergegangen, Terras Nachwuchssoldaten unter die Hypnohaube zu legen. Ein Grund mehr, meine bereits vorhandene Unruhe noch zu steigern. Wesen von meiner Art bemerken es eigentlich immer, wenn man ihnen auf den Zahn fühlen will.
    Gmunas ebenholzschwarzes Gesicht strahlte eitel Wonne und jungenhafte Unbekümmertheit aus. Er lachte viel und laut, war nett, humorvoll und zuvorkommend, doch warf er hier und da Bemerkungen ein, die mich sehr rasch in die Nervenspannung der vergangenen Wochen zurückfallen ließen. Minuten später wurde mir klar, daß man mit Tombe Gmuna einen ungemein fähigen Offizier geschickt hatte. Ich wurde bereits getestet, noch ehe ich den kleinen Flugschrauber bestiegen hatte.
    Von da an war ich sicher, daß er kein einfacher Raumoffizier war. Wenn Rhodans Leute alle so gefährlich waren, dann hatte ich bestenfalls acht Tage Zeit. Wenn ich bis dahin nicht verschwunden war, hatte ich ausgespielt. Mein Instinkt sagte mir, daß es besser sei, die Maximalgrenze nur mit sechs Tagen zu bewerten. Sicherlich ließ man niemand in den Flottenhafen hinein, wenn man ihn nicht auf Herz und Nieren geprüft hatte.
    Meine Antworten schienen Gmuna zu befriedigen. Die winzige, kaum bemerkbare Spur einer unbewußten Verkrampfung fiel von ihm ab. Von da an war er wieder er selbst. Ich ahnte, daß er seine Aufgabe als erledigt ansah. Wir flogen mit dem kleinen Schrauber aus dem

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