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0050 - Der Einsame der Zeit

Titel: 0050 - Der Einsame der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Passagierhafen hinaus. Nach Minuten tauchte am Horizont die irrlichternde Blase einer Energieglocke auf. Ich kannte sie aus der Enzyklopädie. Das mußte der Punkt sein, auf dem Rhodan vor 69 Jahren die alte Mondrakete gelandet hatte.
    Der unter uns auftauchende Raumhafen war riesenhaft. Trotz unserer beachtlichen Höhe konnte ich die jenseitige Platzgrenze nicht sehen. Hallen von erschreckenden Ausmaßen erschienen; wenigstens waren sie für meine Begriffe erschreckend. „Endfertigungszentrum für Schlachtkreuzer", erklärte mein Begleiter beiläufig. „Imposant, wie?"
    Ich nickte aus voller Überzeugung. Und ob das imposant war! Wir umflogen den Hafen, wichen einmal vor einem landenden Kugelriesen weit nach Osten aus und steuerten später einige Hochhäuser an, in denen anscheinend Verwaltungsstellen untergebracht waren. Von Terrania selbst war nichts mehr zu sehen. Hier herrschte die solare Raumflotte, an deren Spitze ein Mann stand, dessen Namen man neuerdings nur noch flüsternd aussprach.
    Mir war klar, daß Perry Rhodan ein äußerst geschickter Psychologe war. Er hüllte sich in den Mantel des Schweigens, lebte zurückgezogen und ließ sich nur selten vor den Kameras der Terravision sehen. Er war längst zum herrschenden Faktor im Hintergrund geworden. Offenbar besaß er durchaus nicht den Ehrgeiz, alle Augenblicke an die Öffentlichkeit zu treten.
    Die Folgen dieses geschickten Verhaltens waren nimbushafte Mundpropaganda und eine glorifizierende Verherrlichung seiner Taten. Für mich stand es jedoch fest, daß Rhodan im Kreise seiner engeren Mitarbeiter nach wie vor aktiv war. Dieser Mann ließ es nicht darauf ankommen, auf die stete Beobachtung der von ihm errichteten Mammutmaschinerie zu verzichten.
    Wir landeten auf dem weitläufigen Dachplatz eines hundertstöckigen Gebäudes, einige Sekunden vor einer Funkwarnung, die alle Luftfahrzeuge zum sofortigen Niedergehen aufforderte. Als ich mit lahm gewordenen Beinen ausstieg, zerrte mich Gmuna in die Deckung unserer kleinen Maschine, die von zuschnappenden Magnettrossen auf dem Betondach verankert wurde.  
    „Nicht hineinsehen!" rief mir der Offizier laut zu. Erst wußte ich nicht, was er damit meinte; doch dann wurden wir von den Schallwellen erreicht. Weit südlich, fast schon unter dem Horizont, schob sich ein glühendes, flammenspeiendes Raumschiff ins Blickfeld. Es schwoll zum gigantischen Ballon an, bis es wild anruckend in den Himmel raste.
    Es war eben hell geworden über der ehemaligen Wüste, die nun einer technifizierten Landschaft mit hier und da eingestreuten Grünflecken glich. Atemlos starrte ich dem verglühenden Feuerschiff nach. Es waren nicht die Spuren der Impulstriebwerke, sondern lediglich nachglühende Partikel der beim Start hocherhitzten Atmosphäre. Ich war bestürzt.
    „Ein Schiff der STARDUST-Klasse?" fragte ich stockend. „Größer, viel größer!" erklärte Gmuna. „IMPERIUM-Klasse, 1500 Meter Durchmesser. Das war die neue SUPERNOVA. Probeflug, glaube ich. Kommen Sie bitte."
    Wie betäubt folgte ich dem jungen Mann. Die Robotkontrolle vor dem nach unten führenden Schnellift bemerkte ich kaum. Ich dachte nur noch an die Abmessungen dieses Schiffes, das eben in den Raum geschossen war. Fünfzehnhundert Meter! Das hatte ich noch nicht gesehen. Ich mußte mich beherrschen, um nicht zu fragen, ob dieser Raumriese auf der Erde gebaut worden war.
    Natürlich war er das! Es gab kaum eine andere Möglichkeit. Ich war zutiefst verwirrt, insgeheim ungläubig und stets bereit, an eine genial arrangierte Täuschung zu glauben. Wieder und wieder sagte mir meine Logik, daß Rhodan seit 1984 ganze 56 Jahre lang Zeit gehabt hatte, um in aller Ruhe und von außen ungestört aufbauen zu können. Welch eine ungeheure Macht damit herangewachsen war, schienen andere Intelligenzen nicht zu ahnen. Ich sezierte meine eigenen Gefühle.
    Nein, ich haßte sie nicht, diese kleinen und doch so großen Terraner! Dagegen war ich unmutig und unduldsam geworden. Es stand ihnen nicht zu, mit dem zufällig erworbenen Wissen eines fremden Volkes hausieren zu gehen. Wenn Rhodan bei seiner ersten Mondlandung nicht den arkonidischen Forschungskreuzer entdeckt hätte, wäre bis zum heutigen Zeitpunkt bestenfalls eine primitive, intrasolare Raumfahrt entwickelt worden.
    Ich grollte mit dem Schicksal, das mich die wichtigsten Entwicklungsjahre hatte verschlafen lassen. Dann war da noch etwas, was mich mit brennender Neugierde erfüllte. Wie alt war Perry Rhodan

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