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0050 - Der Gelbe Satan

0050 - Der Gelbe Satan

Titel: 0050 - Der Gelbe Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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feierte, deren Anführer sich der Gelbe Satan nannte. Er hatte vor Jahrhunderten mit seinem Schiff die Meere unsicher gemacht, war aber dann gefangen und ausgeschaltet worden. Wie das geschehen war, darüber schrieb der Reporter nichts.
    Der Mann hieß Mike Kilrain und war Engländer.
    Als ich die Zeitung sinken ließ, schaute mich Sir Powell bitterböse an. »Sie werden zwar hier gebraucht, aber der Gouverneur unserer Kronkolonie hat mich gebeten, Sie nach Hongkong zu schicken.«
    »Er kennt meinen Namen?«
    »Natürlich. Schließlich liest auch er die Polizeiberichte. Unser Kontakt zur Polizei der Kronkolonie ist optimal.«
    »Und wann soll ich fahren?«
    »Nicht allein.«
    Ich grinste. »Suko soll mit.«
    »Genau.«
    »Na, das wird ihn freuen.«
    So kam es, daß Suko und ich uns am anderen Tag in die Maschine setzten und in Richtung Asien flogen.
    Jetzt waren wir in Hongkong.
    Und ich wartete auf Mike Kilrain, während Suko einen alten Freund besuchen sollte, der in Hongkong überall seine Finger drin hatte und ausgezeichnet Bescheid wußte. Von ihm erhoffte sich Suko wichtige Informationen.
    Vom Hotel aus hatte ich Kilrain angerufen. Nach einigen Mühen erreichte ich ihn zu Hause. Seine Stimme klang matt, als er mir sagte, daß er mich vor dem Haupteingang des Kaufhauses Wu-Ling treffen wolle.
    Und da stand ich nun.
    Nicht direkt vor dem Eingang, denn dort herrschte ein Betrieb, als würde es etwas umsonst geben. Die Menschen schoben sich gegenseitig hinein, und für mich war es ein Rätsel, wie Kilrain mich, trotz eines Fotos, das er von mir besaß, finden wollte. Ich hatte mich etwas abgesetzt, stand jetzt dort, wo der Betrieb nicht mehr so schlimm war.
    Oft wurde ich angestoßen und angerempelt, doch als ich die schmale Hand in meiner Gesäßtasche spürte, war ich voll da.
    Eine blitzschnelle Drehung, und ich hatte den Knaben gepackt.
    Ein Halbwüchsiger starrte mich an. Sein rechtes Handgelenk hielt ich fest. Obwohl der Taschendieb zerrte, kam er mir nicht davon.
    »Und jetzt?« fragte ich.
    Er redete in einem Kauderwelsch auf mich ein, von dem ich kein Wort verstand. Ich ließ ihn laufen.
    Innerhalb von zwei Sekunden war er in der Menge verschwunden. Typen wie ihn gab es in Hongkong zu Tausenden.
    Mike Kilrain war schon längst überfällig.
    Wir waren für siebzehn Uhr verabredet. Jetzt zeigte meine Rolex siebzehn Uhr fünfzehn.
    Langsam wurde ich unruhig.
    Es hatte keinen Zweck, den Blick kreisen zu lassen, um Kilrain zu suchen. Ich kannte ihn gar nicht.
    Und die Minuten verrannen.
    Dann – um genau siebzehn Uhr dreißig – blieb ein Mann neben mir stehen. »John Sinclair?« fragte er.
    Ich wandte den Kopf.
    Der Mann mußte Mike Kilrain sein. Er hatte brandrotes Haar, ein von der Sonne gerötetes Gesicht und ungeheuer viele Sommersprossen. Er trug einen zerknitterten Leinenanzug und einen Strohhut auf dem Kopf. Seine Augen wirkten wässerig, wie die eines Trinkers. Die fleischigen Lippen zuckten beim Sprechen, und das fliehende Kinn fiel bis zum Hals hin ab.
    Insgesamt machte der Knabe auf mich einen unsympathischen Eindruck, aber ich konnte mir meine Geschäftspartner nicht aussuchen.
    »Ich bin John Sinclair.«
    »Kilrain«, sagte er.
    Er stand so dicht neben mir, daß ich seinen Schweißgeruch wahrnehmen konnte. Unbewußt trat ich einen halben Schritt zur Seite.
    Der Reporter holte aus seiner Tasche eine bereits gestopfte Pfeife. Gelassen zündete er sie an, rauchte zwei, drei Züge, und der Wind blies mir den Qualm ins Gesicht.
    Der kokelnde Tabak roch wie Bahndamm-Verschnitt. Kilrain hatte sich an das Zeug gewöhnt. Er qualmte auf Lunge und grinste zufrieden, während er mit dem Zeigefinger die Pfeife nachstopfte. Er hatte dort soviel Hornhaut wie ich an den Füßen.
    »Sie haben die Vampire gesehen?« fragte ich, um ein Gespräch anzufangen. Er nickte.
    »Und wo?«
    »Ich führe Sie hin.«
    »Zu den Vampiren?«
    Kilrain schaute mich von der Seite an. »Natürlich. Sind Sie überrascht?« Er bewegte beim Sprechen kaum die Lippen.
    »Das kann man wohl sagen.«
    Kilrain hob die Schultern. Seine Stimme klang spöttisch, als er sagte: »Ich denke, Sie sind so etwas wie ein Geister- oder Vampirjäger. Da dürfte Ihnen doch so etwas gar nichts ausmachen.«
    »Das schon. Nur ist es bei uns in London nicht üblich, daß man so mir nichts, dir nichts zu einem Vampirnest geführt wird.«
    »Hongkong ist eben anders.«
    »Da sagen Sie was.«
    Kilrain schaute über die Straße, auf der noch immer endlose

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