0050 - Der Mörder aus der Bronx
richtete mich auf und ging hinüber zu dem zertrümmerten Wagen. Eine Anzahl von Polizisten kam hinzu. Man leuchtete uns mit starken Taschenlampen.
Noch zwei Männer waren im Wagen. Der eine von ihnen hing schlaff über der Steuersäule, die ihn in seinem Sitz festgeklemmt hatte. Er regte sich nicht, aber als ich ihn abtastete, spürte ich seinen Herzschlag.
»Der Unfallwagen ist schon angefordert, Sir«, sagte hinter mir ein Sergeant.
Ich nickte und warf noch einen Blick in das Gesicht des Fahrers. Obwohl es fahl und blutleer war, so konnte man doch die dunkle Hautfarbe erkennen. Der Mann war ein Puerto Ricaner.
Phil hatte sich unterdessen von der anderen Seite her durch das zerknitterte Blech einen Weg in den Fond gesucht.
»Hallo, Jerry«, rief er. »Der scheint nicht viel abbekommen zu haben. Fasst mal an, ich reiche ihn euch heraus.«
Die Arme von drei kräftigen Cops griffen zu, von hinten half Phil nach. Auf diese Weise bekamen wir den Mann ins Freie. Die Polizisten legten ihn auf die Erde. Er hatte die Augen geschlossen und atmete in heftigen Stößen.
Hinter mir sagte ein Sergeant: »Das ist Roc Hamil. Sie nennen ihn das Schiefmaul.«
»Woher kennen Sie ihn?«
»Hatte vor Jahren mal mit ihm zu tun. Beteiligung am Bandendiebstahl.«
Einer der Polizisten flößte dem Gangster einen Schluck Brandy ein.
Unterdessen traf der Rettungswagen ein. Ein Arzt war dabei. Er untersuchte den eingeklemmten Fahrer, kam dann zu unserer Gruppe und beschäftigte sich mit Hamil.
»Ich finde keine ernsthaften Verletzungen«, sagte er nach kurzer Untersuchung. »Der Mann im Wagen ist schlechter davongekommen. Brustbeinbruch und Lungenverletzung. Ich weiß nicht, ob die Ärzte im Krankenhaus ihn durchbekommen. Der Junge hier kann reden, ohne sein Leben in Gefahr zu bringen.« Barsch fuhr er den noch immer mit geschlossenen Augen liegenden Gangster an. »Los! Spiel hier nicht den Schwerverletzten. Du bist okay.«
Tatsächlich öffnete Hamil die Lider und stützte sich auf den Armen hoch. Ich hockte mich zu ihm, schob ihm eine Zigarette zwischen die Lippen, gab ihm auch Feuer und sagte: »Du hast verspielt. Das ist dir wohl klar. Also raus mit der Sprache. Eine prompte Antwort rechnen dir die Richter vielleicht zum Guten an. Ihr habt Tom Faster erschossen?«
»Ich nicht«, versicherte er. »Ich bin nur…«
»Das ist im Augenblick unwichtig. Wer hat den Wagen gefahren?«
»Juan Serveros.«
»Und der Tote dort?«
»Ted Leggers.«
»Euer Chef?«
Er schüttelte den Kopf.
»Wer von euch hat Robert Meylers erschossen? Den Mann in der 409. Straße?«
»Raskin und Leggers.«
»Und wer erschoss Thomas Coocher bei dem Brand in der 85.?«
»Auch Raskin und Leggers.«
»Ist Raskin der. Chef?«
Wieder nickte er.
»Wo ist er?«
»Er wartete mit dem Wagen auf uns in der 47. Straße. Wir wollten gerade umsteigen, als wir euch hinter uns bemerkten. Darauf fuhren wir weiter. Raskin ist in dem Oldsmobil getürmt. Ihr müsst an ihm vorbeigefahren sein.«
Meine Fragen hämmerten weiter auf ihn ein. Er beantwortete sie alle. Er nannte die Adresse jenes Raskin.
»Wer beauftragte euch mit den Morden? Raskin selbst?«
»Nein, Raskin war nur unser Anführer. Der eigentliche Chef ist…«
»Wer? Rede, zum Henker!«
»Ich weiß es nicht. Nur Raskin kannte ihn. Wir haben ihn nie gesehen. Raskin nahm die Aufträge entgegen.«
Ich richtete mich auf, winkte Phil und enterte einen der Streifenwagen.
»31. Straße, Nummer 921!«, befahl ich.
Zehn Minuten später standen wir in der Wohnung von Al Raskin. Es war auf den ersten Blick zu sehen, dass der Besitzer noch einmal hier gewesen und in höchster Eile einiges zusammengerafft hatte. Schubladen waren herausgezogen, ein Teil des Inhaltes war auf dem Fußboden verstreut, die Tür des Kleiderschranks stand offen.
»Al Raskin ist uns zunächst einmal durch die Lappen gegangen«, sagte Phil.
»Das währt nicht länge«, antwortete ich. »Wir haben seine Beschreibung, kennen seinen Namen. In spätestens drei oder vier Tagen haben wir ihn.«
***
Am Morgen kam die Nachricht aus dem Krankenhaus, dass Serveros an den Verletzungen gestorben war. Wir ließen Roc Hamil aus der Arrestzelle der Kriminalinspektion holen.
Das Schiefmaul leistete keinen Widerstand mehr. Er berichtete von dem Aufbau der Mord-Gang. Raskin hatte ihn und die beiden anderen angeheuert. In der ersten Zeit hatten sie keine Aufträge bekommen. Der Mord an Meyler war die dritte Tat, die sie ausführten, und die Erste,
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