0050 - Der Mörder aus der Bronx

fest.
    In diesem Augenblick schoss ein schwerer Wagen aus der Seitenstraße, zischte in einer scharfen Kurve quer über die gesamte Fahrbahn der 47. und brauste mit steigendem Tempo dicht am Rand des Bürgersteiges auf den Mann zu.
    Obwohl alles sehr schnell ging, sah ich die Ereignisse wie die einzelnen Bilder eines Filmstreifens.
    Die Stopplichter des Wagens leuchteten auf. Für einen Augenblick nur.
    Ein paar Geräusche blafften durch die Nacht, nicht lauter als der Schlag eines Boxhandschuhs auf einen Sandsack. Der Mann in der Lederjacke drehte sich um seine eigene Achse. Noch bevor er zu Boden stürzte, erloschen die Bremslichter des Autos. Der Wagen schoss wieder nach vorn.
    »Sie haben ihn umgelegt!«, schrie Phil in der gleichen Sekunde. »Jerry! Los!«
    Ich trat aufs Gaspedal, dass unser Wagen einen Satz tat, stoppte ihn gleich wieder mit einem wuchtigen Tritt auf die Bremse.
    Phil war draußen, bevor die Karre richtig stand. Er beugte sich über den auf der Erde liegenden Mann, griff an seine Brust, in sein Gesicht, schnellte hoch und war mit zwei Sprüngen wieder auf dem Beifahrersitz.
    »Aus!«, sagte er nur.
    Bis zu diesem Augenblick hatte ich den Mordwagen noch nicht aus den Augen verloren. Immer wieder blitzte auf der schnurgraden Straße das Licht der Laternen in seinen Chromleisten auf.
    Ich trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. In schneller Folge wechselte ich die Gänge bis in den vierten. Innerhalb von dreißig oder vierzig Sekunden verringerte sich der Abstand auf höchstens hundertundfünfzig Yards.
    Phil hatte sofort nach dem Mikrofon gegriffen.
    »Wagen 313 ruft 325!«
    Die Antwort kam prompt. »325 meldet sich.«
    »Fahrt sofort zur 47. Sperrt die Straße! Versucht einen schweren Wagen zu stoppen. Modell noch nicht bekannt.«
    »Verstanden!«, antwortete 325.
    Die Burschen in dem schweren Fahrzeug schienen uns noch nicht bemerkt zu haben. Sie fuhren schnell, aber sie rasten nicht. Ich setzte zum Überholen an'.
    Wahrscheinlich erblickte der Fahrer in diesem Augenblick uns im Seitenspiegel. Er reagierte schnell. Er bog nach links aus, drängte mich ab, zwang mich dadurch, etwas mit der Geschwindigkeit herunterzugehen. Für eine Sekunde entstand eine gefährliche Situation, als sich unsere Schnauze und sein Heck zu berühren drohten.
    Phil reagierte darauf noch nicht einmal mit einem Wimpernzucken. Er sprach unaufhörlich in das Mikrofon.
    »Achtung! Wagen 325. Bei dem verfolgten Wagen handelt es sich um ein Cadillac von schwarzer Farbe. Achtung! Die Insassen sind bewaffnet! Vorsicht bei Stoppversuchen.«
    Wir waren etwas zurückgefallen, und diese Gelegenheit hätten die Gangster im Cadillac benutzt, um ihren Wagen richtig auf Touren zu bringen. Obwohl unsere Streifenfahrzeuge wahrhaftig nicht langsam sind, dem Tempo, das der Cadillac vorlegen konnte, waren wir nicht gewachsen. Der Abstand vergrößerte sich wieder, wenn auch nur langsam.
    Phil schaltete die Sirene ein.
    »Mach Licht!«, schrie er. »325 muss gleich auftauchen.«
    Ich fuhr immer noch mit der Standbeleuchtung. Jetzt schaltete ich um und trat den Fernlichthebel durch. Die breiten Scheinwerferstrahlen ergriffen den Cadillac wie weiße Hände.
    Vor uns flackerte ein Rotlicht!
    »325!«, rief Phil.
    Der Streifenwagen stand quer über der Straße, die er natürlich nicht in ihrer ganzen Breite sperren konnte.
    Vor uns begann der Cadillac zu schwimmen. Die Unsicherheit des Fahrers beim Anblick der Sperre übertrug sich auf den Wagen. Ich nahm das Gas noch eine Daumenbreite zurück, um nicht in einen eventuellen Zusammenstoß verwickelt zu werden.
    Der Cadillac bog ganz auf die linke Seite hinüber, und jetzt flammte auch sein Scheinwerfer auf. Er wollte zwischen dem Heck des Streifenwagens und dem Rand der Fahrbahn hindurchschießen.
    Die Lücke war eng, aber ausreichend. Wie ein Geschoss flitzte der Wagen zwischen den Hindernissen durch.
    Ich nahm den gleichen Weg und legte ein wenig zu, um aufzuholen. Phil hob das Mikrofon erneut an den Mund.
    »An alle Streifenfahrzeuge! Achtung! An alle Streifenfahrzeug! Wagen 313 verfolgt schwarzen Cadillac, aus dem vor drei Minuten auf der 47. Straße ein Mann erschossen wurde. Der Wagen befährt im Augenblick immer noch die 47. Straße in Richtung Stadtzentrum. Er befindet sich ungefähr in Höhe der 14. Querstraße. Versucht Sperre aufzubauen.«
    Der Cadillac hatte wieder Raum gewonnen. Jetzt schienen seine Insassen den Augenblick für gekommen zu halten, uns abzuschütteln. Ich sah die