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0050 - Der Stein des Satans

0050 - Der Stein des Satans

Titel: 0050 - Der Stein des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Château Montagne aus die Erben dieses Achman ausfindig machen, ihm meinetwegen den Brillanten per Post schicken und…«
    »Das wäre eine ungemein praktische Lösung, Bill.« Zamorra musste lächeln, aber er wurde sofort wieder ernst. »Nur geht es inzwischen um mehr, um eine Gefahr für die Menschen. Leonardo de Montagne war dem Satan verschworen, und nach seinem Tode hätte seine Seele zur Hölle fahren müssen. Nur der Fluch des Kalifen verhinderte es, bannte ihn auf das Bild und machte ihn zu einem Dä- mon. Einem gefangenen Dämon, wohlgemerkt – verurteilt, sich für immer vergeblich gegen die Ketten aufzulehnen. Nur deshalb wünschte er die Lösung des Fluchs und die Vernichtung seiner dä- monischen Existenz. Weil ihm die Freiheit für immer verwehrt schien…«
    »Um so besser«, sagte er trocken. »Also brauchen wir kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn wir ihn als Gefangenen auf seinem verdammten Bild lassen und…«
    »Er ist nicht mehr dort, Bill! Ich habe ihn befreit.«
    »Du hast ihn… Nein!«
    Nicole war es, die das atemlos hervorstieß. Sie starrte ihn an, mit flackernden Augen. Ganz langsam wich das Blut aus ihrem Gesicht, ihre Lippen zitterten – denn da sie tiefer als Bill Fleming in die Geheimnisse des Übersinnlichen eingedrungen war, ahnte sie bereits die Wahrheit.
    »Wie ist es geschehen?«, fragte sie tonlos.
    »Das Amulett.« Zamorra hob die Achseln und ließ sie wieder sinken. »Es war meine Schuld. Ich wollte den Weg in die Welt dieses Bildes erzwingen, und ich dachte nicht daran, dass es magische Beziehungen zwischen dem Amulett und seinem Abbild um Leonardos Hals geben könnte. Vielleicht stand ich auch unter Leonardos Bann, ich kann es nicht mehr sagen. Jedenfalls berührte ich mit dem Amulett das Abbild auf dem Gemälde, die Kraft des Talismans, oder besser ein Teil davon, ging auf sein Gegenstück über – und damit war der Dämon mächtig genug, um sich auch ohne eure Hilfe aus den Fesseln des Fluchs zu lösen.«
    Nicole runzelte die Stirn. »Aber das heißt doch – er hat erreicht, was er wollte, er…«
    »Oh nein, er hat viel mehr erreicht! Er ist frei, Nicole! Vorher hatte er die Wahl zwischen der Verbannung in das Bild und einer Existenz als tote Seele im Schattenreich des Satans, und er wählte das Schattenreich. Jetzt hat er die Wahl zwischen diesem Schattenreich und der Freiheit eines Dämons, der jederzeit in die Welt zurückkehren, sich der Menschen bemächtigen und Angst und Schrecken verbreiten kann, und er hat keinen Zweifel darüber gelassen, was er wählen wird. Er ist hier, Nicole! In dieser Zeit, vielleicht im Körper Leonardos! Er ist hier, um das zu verhindern, was er vorher erreichen wollte: Dass der ›Stern des Morgenlandes‹ zu seinem Besitzer zurückkehrt. Denn dann würde der Kalif Achman jenen verhängnisvollen Fluch nicht aussprechen, dann würde Leonardo nicht zum Dämon werden, sondern eines natürlichen Todes sterben und Gefangener des Schattenreiches bleiben…«
    Diesmal dauerte das Schweigen länger.
    Nicole strich sich das kurze Haar aus der Stirn. Nachdenklich sah sie vor sich hin, ihre Augen hatten sich verdunkelt, und die goldenen Tupfen darin wirkten wie erloschen.
    »Also noch einmal«, sagte sie langsam, wie zu sich selbst. »Der Dä- mon wollte seiner Verbannung auf das Bild entfliehen, er wollte, dass wir den Fluch des Kalifen löschten, damit er als Teil von Leonardos Seele ins Reich der Toten eingehen konnte. Aber jetzt, nachdem du ihn ohne Absicht befreit hast, findet er wieder Gefallen an seiner dämonischen Existenz und will genau das Gegenteil, nämlich bleiben, was er ist: Der von dem Fluch am Leben erhaltene Untote. Er hat uns in diese Zeit geschickt, um Erlösung von dem Fluch zu finden – und jetzt ist er selbst in diese Zeit gekommen, um die Erlö- sung zu verhindern. Sehe ich das richtig?«
    »Ja«, sagte Zamorra nur.
    »Und wenn er es schafft? Wenn der Fluch bestehen bleibt, weil es uns nicht gelingt, den ›Stern des Morgenlandes‹ seinem Besitzer zurückzubringen?«
    »Dann wird Leonardo de Montagne nach seinem Tod nicht zur Hölle fahren, sondern als böser Dämon weiterleben und mehr Unheil anrichten, als er es je zu seinen Lebzeiten vermochte.«
    Nicole nickte. Ihr Gesicht wirkte blass und gespannt, und die nächste Frage war nur noch rhetorischer Natur.
    »Und wenn wir es schaffen? Wenn wir dem Kalifen den Brillanten zurückbringen?«
    »Wird der Dämon gezwungen sein, in Leonardos Körper zu bleiben und mit ihm

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