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0050 - Der Stein des Satans

0050 - Der Stein des Satans

Titel: 0050 - Der Stein des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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zu sterben.«
    »Also müssen wir es versuchen, nicht wahr? Wir haben keine Wahl…«
    »Wir haben keine Wahl«, bestätigte Zamorra leise.
    Nicole nickte wieder. Bill sah von einem zum anderen und schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Ihr wollt also hier bleiben und in einer völlig anderen Zeit gegen diesen Leonardo kämpfen, von dem wir nicht einmal genau wissen, was er im Moment ist – ein Mensch oder ein Dämon?«
    »Wir müssen«, sagte Zamorra. »Ich würde euch lieber bei Alban de Bayard zurücklassen, aber ich habe keine Ahnung, ob nicht auch dort Gefahr besteht. Es ist besser, wir reiten zusammen…«
    »Reiten?«, echote Bill entgeistert.
    Zamorra lächelte matt.
    »Reiten«, bestätigte er. »Der Rappe wird uns alle drei tragen, und er wird uns sicher auch auf die Spur Leonardos führen. Ich erzähle euch später, was es mit dem Pferd auf sich hat…«
    ***
    »Da drüben!«, flüsterte Nicole.
    Zamorra nickte. Vor ihnen im fahlen Mondlicht ritt die kleine Gruppe der Kreuzfahrer langsam durch die Wüste. Brünnen und Helme schimmerten silbrig, die weiten Mäntel bauschten sich im Wind. Der schwarze Hengst verharrte, als seien es Zamorras Gedanken, die ihn lenkten. So ähnlich, überlegte der Professor, musste es sich auch verhalten. Nachtwind, der Rappe Merlins… Mit einem tiefen Atemzug saß er ab und half Nicole und Bill vom Rücken des riesigen Tieres.
    Der junge Historiker rieb sich mit dem Handrücken über das Kinn.
    »Der einzige Gaul der Welt, der nicht mit den Hufen klappert«, sagte er heiser.
    »Es gehört nicht zu dieser Welt, Bill. Du bleibst mit Nicole hier zurück. Bei dem, was jetzt kommt, ist es völlig gleich, wie viele wir sind – die Entscheidung wird auf einer anderen Ebene fallen.«
    »Ich verstehe alles«, knurrte Bill. »Ich überlege, ob ich nicht in Zukunft besser einen Bogen um Château Montagne mache.«
    »Ich hoffe nicht. Pass gut auf Nicole auf!«
    Zamorra schwang sich wieder auf den Pferderücken. Der Hengst trabte an, wieherte leise, die nachtschwarze Mähne wehte. Der Blick des Professors haftete an der Reitergruppe in der Wüste. Er wusste, dass er auf einen stärkeren Gegner treffen würde als je zuvor. Leonardo besaß das Amulett – um seinen eigenen Hals hing nur noch ein machtloses Abbild. Und Leonardo war vielleicht nicht einmal er selbst, war vielleicht schon besessen von jenem Dämon – das musste seine Macht verdoppeln. Der silberne Talisman in der Hand der Bösen! Eine teuflische Kombination – und eine Macht, der er, Zamorra, nichts entgegenzusetzen hatte als das magische Schwert, dessen Griff er in seiner Rechten spürte.
    Würde es genügen?
    Er wusste es nicht, konnte es nicht einmal ahnen. Er empfand Furcht – und gleichzeitig war er fasziniert von diesem fantastischen Abenteuer, spürte mit jeder Faser die dunkle Schönheit des Bildes, das ihn umgab. Wie der Wind, der ihm den Namen gegeben hatte, trug ihn der Rappe durch die Nacht. Immer näher kamen die dahinjagenden Kreuzfahrer mit ihren schimmernden Rüstungen und den wehenden weißen Mänteln. Minuten vergingen – dann wandte Leonardo an der Spitze des Trupps plötzlich den Kopf. Seine Linke hob sich zu einer befehlenden Geste, die Männer hinter ihm griffen in die Zügel – und der donnernde Hufschlag verklang in der Dunkelheit, als die Gruppe anhielt. Pferde schnaubten. Leise klirrten Waffen aneinander, die schimmernde Staubwolke legte sich, ein Dutzend Augenpaare blickte dem Verfolger entgegen. Der Rappe lief langsamer, verhielt dann ebenfalls. Nur noch zwanzig Yard trennten Zamorra von seinem Gegner – und für einen Moment spürte er Leonardos Blick wie die kalte Berührung einer Lanzenspitze. Wieder hob der Ritter die Linke.
    Es war ein magisches Zeichen, das er in die Luft schrieb. Ein Zeichen, das von einer Sekunde zur anderen die ganze Gruppe in einen seltsamen Bann schlug. Die Männer versteinerten förmlich auf ihren Pferden, erstarrten zur Bewegungslosigkeit, blickten ins Leere, ohne irgend etwas wahrzunehmen – und Zamorra begriff, dass er es nicht mit dem Menschen Leonardo de Montagne zu tun hatte, sondern mit dem Dämon, der nur den Körper seines früheren Ichs benutzte.
    Leonardo lachte.
    Ein grelles, teuflisches Gelächter, das überlaut durch die nächtliche Stille hallte.
    »Du erbärmlicher Erdenwurm!«, schrie er. »Hast du wirklich geglaubt, du könntest etwas gegen mich ausrichten, wenn du mir auf meiner Reise durch die Zeit folgst? Nichts wirst du erreichen! Machtlos

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