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0051 - Das Schiff der toten Seelen

0051 - Das Schiff der toten Seelen

Titel: 0051 - Das Schiff der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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regierten.
    Das Gefecht war kurz.
    Über die Hügel flutete die Vorhut der Araber, und die Kreuzfahrer hielten stand.
    Bogenschützen gelangten in ihre Flanken, Pfeile prasselten wie Hagelschauer auf sie herab – Gaspard Navarre riß sein Schwert hoch über den Kopf, hieb eine Gasse in die Reihen der Gegner und bildete die Spitze des Keils, der die Vorhut teilte, so daß der Geschoßregen wahllos auf Freund und Feind niederging.
    Todesschreie gellten, Männer und Pferde stürzten, der Sand färbte sich rot vom Blut. Verbissen, mit dem Mute der Verzweiflung kämpften die Ritter in den weißen, wehenden Mänteln ihre Gegner nieder – doch als der erste Ansturm abgewehrt war, hatte die Hauptstreitmacht sie umzingelt, und von allen Seiten wogte die waffenstarrende Übermacht heran.
    Die Nacht hallte vom Kampflärm wider.
    Noch wehrten sich die Kreuzfahrer, doch sie wußten, daß das Schicksal gegen sie entschieden hatte. Ausweichen konnten sie nicht, immer enger schloß sich die tödliche Klammer – und wieder war es Gaspard Navarre, dessen vom Blut gerötetes Schwert die Gasse bahnte.
    Eine Gasse des Todes…
    Einzelne waren es, die entkamen – unbemerkt, geschützt von der Nacht, von der Landschaft, von den trügerischen Schattenbildern zwischen Felsen und Hügeln. Unter Toten, zusammengebrochenen Pferden und geborstenen Schilden regte sich manchmal etwas, gab es noch Atem und Leben. Wie ein Sturm fegten die Reiter des Kalifen über das Trümmerfeld dahin, hielten inne, um ihre Toten und Verwundeten zu bergen – und dann erhob sich erneut das dumpfe, brausende Prasseln der Hufe, das sich nach Süden über die Hügel entfernte wie verebbender Donner.
    Stille sank herab.
    Eine Stille, die wenig später erneut von vereinzeltem Hufschlag durchbrochen wurde…
    Fünf, sechs Reiter kehrten zurück, saßen schweigend ab, schritten langsam über das Schlachtfeld, um zu sehen, ob noch jemand lebte.
    Verwundete wurden gestützt, Bewußtlose begannen sich wieder zu regen. »Gaspard!« schrie eine Stimme auf – und schwankend, mit blutbeflecktem Mantel erhob sich der Heerführer und ließ den Blick über die Stätte der Verwüstung gleiten.
    Nicht mehr als ein Dutzend Überlebende sammelten sich schließlich.
    Und nicht einmal die Hälfte von ihnen war noch zu Pferde.
    Gaspard Navarre schob das Schwert in die Scheide, das ihm entglitten war. Tiefe Kerben bedeckten seinen Langschild – es sah aus, als seien die Balken des Kreuzes darauf in Stücke gehauen. Gaspards weißer Mantel bestand nur noch aus blutigen Fetzen – aber er trennte sich genausowenig wie die anderen von jenem Wahrzeichen ihres Kampfs.
    »Das Kreuzbanner«, sagte er heiser. »Philipp Chalon trug es, ich sah es mit ihm fallen…«
    Ein paar Minuten später hielt Navarre selbst das Banner in der Faust.
    Sein Gesicht war hart, verzerrt und staubig – eine eingefallene Maske. Nur die Augen schienen darin zu leben, und diese Augen richteten sich auf die Hügelkette im Norden.
    »Zum Meer«, sagte er knapp. »Noch leben wir. Und wenn wir uns selbst aufgeben, wird niemand mehr da sein, der vom Tode unserer Brüder kündet…«
    ***
    Das Meer gleißte wie ein Spiegel in der aufgehenden Sonne, als sich das Schiff der Küste näherte.
    Die Insel war hinter den Flüchtenden versunken, und aus welchen Gründen auch immer – kein Piratensegler hatte die Verfolgung aufgenommen. Zamorra dachte an Ben Marut, den früheren Sarazenenfürsten, der Alban de Bayard begegnet war. Hatte auch der Freibeuter-Kapitän die bezwingende Kraft des Geistes gespürt? War es irgendeine andere, vielleicht höhere Macht, die sie schützte? Zamorra wußte es nicht. Er hatte die letzten Stunden an Deck verbracht, auch Nicole war nicht zu bewegen gewesen, in die Kajüte zu gehen. Jetzt kauerte sie halb schlafend auf einer Taurolle, den Kopf gegen die hölzerne Bordwand zurückgelehnt, und Zamorra erhob sich leise, um sie nicht zu stören.
    Auf dem Vorkastell standen Richard von Toul und Leonardo und spähten zur Küste hinüber.
    Weiß leuchtete der Strand. Hügel mit grünen Hängen und braunen, verbrannten Kuppen türmten sich dahinter. Palmwedel klatschten im Wind, und im Osten, sehr weit entfernt, verschwammen die Hütten eines Dorfes im Dunst. Zamorra hob die Hand, um seine Augen gegen die Sonne abzuschirmen. War da Bewegung im Schatten zwischen den Dünen? Er sah Lichtreflexe, glaubte das Schimmern von Waffen zu erkennen – und im nächsten Moment hörte er, wie Leonardo neben ihm

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