0051 - Horror-Kreuzfahrt
sagte sie. »Warum hast du das getan? Hast du nicht genug Geld gehabt? Ging es dir nicht blendend? Warum hast du dich auf den finsteren Pfad begeben? Der Weg in die Hölle ist tödlich. Glaub mir, Vater!«
Über Huangs Lippen zuckte weiterhin das Lächeln. Seine Stimme besaß einen drohenden Unterton, als er sagte: »Du irrst dich, Tochter, mir ging es nicht um das Geld, sondern um die Macht. Und die kann mir nur der Gelbe Satan geben, so wie er es vor langen Zeiten schon mit seinen Dienern gemacht hat. Macht über Menschen, das ist es, was ich wollte. Er und ich, wir bauen sein Reich wieder auf, und dann gehören Hongkong und China uns. Wir werden die Herrschaft der Dämonen einführen und alle Menschen unterwerfen. Diejenigen, die sich gegen uns stellen, werden getötet. Ich frage dich ein letztes Mal: Bist du bereit, dich auf meine Seite zu stellen?«
Shao zuckte zusammen. Sie ging einen Schritt vor, und Sukos Hand sank von ihrer Schulter. Jetzt kam es darauf an. Welche Bindung war stärker? Die zu ihrem Vater – oder die zu ihm?
Doch Shao zögerte noch mit der Antwort. Sie wollte erst etwas anderes wissen und wies auf die Statue. »Weshalb hast du den Gelben Satan nachgebildet?«
Huang überlegte. Stille breitete sich aus. In den Augen des Chinesen glomm ein seltsames Licht. »Schön«, sagte er schließlich, »ich will dir eine Antwort geben. Der Gelbe Satan hat mir den Auftrag gegeben, ihn als Figur nachzubilden. Er selbst ist auf dem Weg zu seiner Insel, die ihm schon vor Jahrhunderten gehört hat. Dort hat er mit seinen Ratten gelebt und versucht, das Zeittor aufzubauen. Leider ist es ihm damals nicht gelungen. Die anderen waren zu stark. Mönche haben ihn davon abgehalten. Sie stürmten die Insel und brachten ihn weg. Ihre Religion verbot es ihnen zu töten. Deshalb haben sie den Gelben Satan nur magisch gebannt. Bis ich kam. Aus alten Schriften erfuhr ich, was damals geschehen ist. Ich habe geforscht und gesucht. Meine gesamte Freizeit habe ich geopfert. Du wirst dich erinnern, daß ich oft nicht zu Hause war. Ich befand mich nie auf geschäftlichen Besprechungen, sondern suchte das Versteck des Gelben Satans. Die Ratten wiesen mir den Weg. Ich führte eine Rattenbeschwörung durch und wußte plötzlich, wo der Gelbe Satan zu finden war. In den chinesischen Bergen, die dicht hinter der Grenze liegen. Ich schaffte es, in das andere Land hinüberzukommen, sprengte die Höhle, in der der Gelbe Satan dahinvegetierte, frei. Dann schaffte ich ihn nach Hongkong. Die Ratten warteten schon. Und langsam löste sich der Bann, der den Gelben Satan gefangen hielt. Nicht nur die Ratten waren seine Freunde, auch die Vampire. Sie tauchten plötzlich in Hongkong auf und suchten nach Opfern. Unser Geschäft wurde für sie ein Stützpunkt.«
Shao schüttelte den Kopf. »Daß du zu so etwas fähig bist«, flüsterte sie. »Das hätte ich nie geglaubt.«
Huang lachte spöttisch. »Die Kraft der Hölle verändert die Menschen, glaub mir. Aber weiter. Wir wollten dafür sorgen, daß so etwas, was damals geschah, sich nicht wiederholte. Der Gelbe Satan sollte einen Doppelgänger bekommen. Eine Figur, die ihm ähnlich sah, und die mit den Gehirnströmen der Menschen aufgeladen wird. Durch eine magische Brücke werden die Ströme geleitet und umgewandelt, damit die Figur etwas von dem übernimmt, was zuvor den Menschen gehörte. Sie wird leben, glaube mir. Und sie wird ein Ebenbild des Gelben Satans werden. In der nächsten Nacht wird die Endphase eintreten, dann beginnt die Herrschaft des Gelben Satans. Und niemand wird ihn und mich mehr aufhalten. Auch John Sinclair nicht.«
Als er meinen Namen nannte, zuckte Suko zusammen. Huang bemerkte es. Er lächelte. »Ja, dein Freund Sinclair befindet sich in der Gewalt des Gelben Dämons. Er ist jetzt schon so gut wie tot.« Damit war für Huang das Thema erledigt. Er wandte sich wieder seiner Tochter zu. »Ich frage dich noch einmal, Shao. Stellst du dich auf meine Seite?«
Das Mädchen wußte schon längst, was es antworten würde. »Nein, Vater, ich beteilige mich nicht an deinen Verbrechen!«
»Ist das dein letztes Wort?«
»Ja.«
»Gut.« Huang nickte, als wäre er bei einer geschäftlichen Besprechung. Mit einem raschen Seitenblick überzeugte er sich davon, daß seine Männer die Waffen weiterhin bereithielten. Mindestens zwei Pistolenmündungen waren auf Suko gerichtet.
»Es tut mir leid, Shao«, sagte er. »Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich. Ich kann keine
Weitere Kostenlose Bücher