0051 - Horror-Kreuzfahrt
mich ein Zeichen, daß wir bald anlegen würden.
Ich war gespannt.
Der Seelenverkäufer näherte sich der Jacht. Es wurde noch mehr Motorkraft zurückgenommen – dann verstummten die Maschinen ganz.
Ich drehte meinen Kopf.
Ein paar Yards nur entfernt sah ich die schneeweißen Aufbauten einer prächtigen Jacht, doch Menschen entdeckte ich auf dem Deck nicht.
War die Besatzung etwa…
Ich wagte gar nicht weiterzudenken, aber die Ratten auf dem fremden Schiff sagten mir genug. Sie rannten durcheinander, hatten das gesamte Deck besetzt und waren ungeheuer aufgeregt.
Die lange Meeresdünung hob beide Schiffe hoch und drückte sie aufeinander zu. Ich vernahm hinter mir ein häßliches Kreischen und Schaben, als sich die beiden Bootsrümpfe aneinander rieben.
Dann wurden die Schiffe wieder voneinander getrennt.
Kapitän Harper schrie Befehle. Seine Leute gehorchten. Plötzlich stand einer der Diener neben mir auf der Reling. Er hatte die Arme ausgebreitet und hielt so das Gleichgewicht. Ich hätte es nicht geschafft.
Als sich die Boote abermals einander näherten, sprang er.
Sein Körper flog fast waagerecht durch die Luft. Ich verdrehte den Kopf und verfolgte den Sprung. Für einen winzigen Augenblick hatte ich das Gefühl, der Mann mit dem nackten Oberkörper würde das Boot verfehlen, aber er fing sich und hechtete über die Reling der Jacht. Gut kam er auf, rollte sich über die Schulter ab und stand. Die Ratten griffen ihn nicht an.
Der Mann gab ein Handzeichen.
Sofort flog das erste Tau hinüber. Der Diener des Gelben Satans fing es geschickt auf und wickelte es ein paarmal um die Reling. Das gleiche geschah mit dem zweiten Tau.
Jetzt waren die beiden Schiffe miteinander vertäut.
Der Mann auf der Jacht hetzte leichtfüßig in Richtung Brücke und entschwand meinen Blicken.
Wenig später verlöschten die Scheinwerfer.
Dunkelheit…
Sie kam mir vor wie ein riesiges schwarzes Tuch, und es dauerte Sekunden, bis sich meine Augen daran gewöhnt hatten. Sternen- und Mondlicht reichten aber aus, um die einzelnen Deckaufbauten genau erkennen zu können.
Der Mann von der Jacht sprang wieder herüber auf den Seelenverkäufer. Er wurde gebraucht, denn Harper dirigierte ihn und seinen Kumpan zu einer Luke, in der sie verschwanden.
Ich wettete hundert zu eins, daß sie den Gelben Satan holten.
Die Wette gewann ich.
Die Träger tauchten schon bald mit der Sänfte wieder auf. Sie trugen sie so vorsichtig, als hätten sie Angst, der Gelbe Satan würde zerbrechen.
Auf dem Deck war es still geworden. Niemand sprach ein Wort. Jeder schaute auf den Gelben Satan, auf ihren Herrn und Meister, dem sie ihre Seele verkauft hatten. Er wurde getragen. Die Diener schritten an dem alten Ladebaum vorbei und passierten das Ruderhaus.
Damit gerieten sie in meine Nähe.
Wollte der Gelbe Satan zu mir?
Mein mulmiges Gefühl steigerte sich noch. Wiederum stand ich einem asiatischen Dämon gegenüber. Schon einmal hatte ich gegen den Roten Dämon gekämpft, der, von dem wahnsinnigen Wissenschaftler Hakato gesteuert, Japans Hauptstadt Tokio vernichten wollte. Damals hatte ich den Dämon Kamikaze beschwören können, doch heute half mir keiner. [5]
Mit meinen Füßen konnte ich mich noch verteidigen, das war alles. Und das Kreuz hing vor meiner Brust. Es wurde jedoch von dem Rollkragenpullover verdeckt. Ich spürte nur, wie es leicht zu vibrieren begann und Wärmestrahlen aussandte. Ein Zeichen, daß sich etwas unvorstellbar Böses in der Nähe befand.
Die beiden Diener hatten mich in der Tat als Zielobjekt ausgesucht. Sie stellten die Sänfte so hin, daß mich der Gelbe Satan anschauen konnte.
Ein großer Schritt trennte uns nur.
Zum erstenmal sah ich ihn aus der Nähe. Unsere Blicke fraßen sich ineinander. Nie würde ich sein Aussehen vergessen.
Er sah ungeheuer schaurig aus. Die weißviolette Gestalt, die von einer flimmernden gelben Aura umflossen wurde, die rotgeäderten Augen, die nach unten gebogenen Lippen, die in seinem Gesicht wie dunkle Striche wirkten, und der kahle Schädel. All dies ergab eine schreckliche Gestalt, wie sie nur die Hölle schaffen konnte.
Jetzt hob der Gelbe Dämon die Arme. Er zeigte mir die Finger.
Fast so lang wie die Finger präsentierten sich die langen Nägel. Sie waren nach innen gebogen und erinnerten mich an nadelspitze Dolche.
Blitzschnell schossen die Arme vor.
Ich drückte mich zurück, doch die Fesseln hielten mich.
Dicht vor meiner Brust kamen die Nägel zur Ruhe. Das Gesicht
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